
Cottbus, 05. Februar 2019. Nach den Baggerblockaden von Ende Gelände gestern in der Lausitz und im Leipziger Land sitzen 23 Aktivist*innen immer noch in Cottbus in Gewahrsam. Ihnen wird Hausfriedensbruch vorgeworfen. Grundlegende Rechte wie Telefonate werden ihnen vorenthalten. Seit 14h werden die Aktivist*innen einzeln vor Gericht geführt, um zu untersuchen, ob Untersuchungshaft verhängt wird. Unterstützer*innen von Ende Gelände sind in Cottbus vor Ort.
Ursprünglich von Ende Gelände veröffentlicht.
Hinweis: Enough 14 organisiert keine dieser Veranstaltungen und Aktionen. Wir veröffentlichen diesen Text, damit Menschen in den USA und Europa sehen können, was passiert. Dieser Text wurde nur zur Dokumentation veröffentlicht.
Dazu Nike Mahlhaus, Pressesprecherin von Ende Gelände:
„Hier werden junge Leute eingesperrt, weil sie sich für das Klima einsetzen und für eine sichere Zukunft für alle Menschen, im bedrohten Dorf Pödelwitz und weltweit. Die Brandenburgische Landesregierung arbeitet Hand in Hand mit dem Kohle-Konzern LEAG gegen unsere Zukunft. Wir lassen uns aber nicht einschüchtern. Ziviler Ungehorsam ist angesichts der Klimakrise und der Untätigkeit der Regierung dringend notwendig und legitim.“
Die Ende Gelände Pressemitteilung von gestern, 04.02.2019:
Cottbus, 04.02.2019. Die Bagger stehen still: Aktivist*innen von Ende Gelände besetzen seit heute Morgen mehrere Bagger in den Kohlerevieren Lausitz und im Leipziger Land. Mit zivilem Ungehorsam protestieren sie in den Braunkohle-Gruben gegen den Abschlussbericht der Kohlekommission und für den sofortigen Kohleausstieg.
„Die Kohlekommission hat die Menschen in den bedrohten Dörfern im Stich gelassen. Die Konzerne bekommen Geld für nichts, für die Dörfer gibt es keine Sicherheit. Jeden Tag fressen sich die Bagger weiter in Richtung Proschim und Pödelwitz. Wir haben heute diese Bagger besetzt, denn wir können nicht bis 2038 warten. Wir fordern den sofortigen Kohleausstieg, damit alle Dörfer bleiben: im Leipziger Land und in der Lausitz genauso wie im Rheinland“, sagt Nike Mahlhaus, Pressesprecherin von Ende Gelände.
Der Vorschlag der Kohlekommission sieht einen Ausstieg aus der Kohle erst 2038 vor. Einen genauen Ausstiegspfad für die Kohlekraftwerke im Osten Deutschlands gibt es noch nicht. Somit ist bisher nicht klar, ob die von Abbaggerung bedrohten Dörfer – Proschim in der Lausitz sowie Pödelwitz und Obertitz bei Leipzig – erhalten bleiben können. Versprochen werden stattdessen Entschädigungszahlungen für Energiekonzerne wie LEAG und Mibrag, die beide zur tschechischen Investmentfirma EPH gehören.
„Kohleverbrennung bis 2038 ist kein Konsens, denn damit rauschen wir um Milliarden Tonnen CO2 an der 1,5°-Grenze vorbei. Das CO2, das hier produziert wird, lässt an anderen Orten den Meeresspiegel steigen, führt zu Dürren und anderen Extremwetterereignissen. Die Menschen im Globalen Süden saßen nicht mit am Verhandlungstisch, obwohl sie am stärksten von der Klimakrise betroffen sind. Dieser Ungerechtigkeit stellen wir uns entgegen. So geben wir auch denen eine Stimme, die direkt betroffen sind“, sagt Aktivistin Elisa Lange.
Die Besetzung ist Teil der Aktionswoche von Ende Gelände für den sofortigen Kohleausstieg. In der vergangenen Woche fanden als Reaktion auf das Versagen der Kohlekommission bereits zahlreiche Aktionen statt. In Karlsruhe und Hamburg wurde Kohleinfrastruktur blockiert, in zahlreichen Städten fanden Protestaktionen für Klimagerechtigkeit statt.
Ende Gelände fordert mit Massenaktionen zivilen Ungehorsams und Protesten lokaler Ortsgruppen den sofortigen Kohleausstieg und weltweite Klimagerechtigkeit. Zuletzt hatten bei einer Massenaktion im Oktober 2018 rund 6.500 Aktivist*innen die Kohle-Infrastruktur am Tagebau Hambach im Rheinland blockiert.

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