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RASH #Wuppertal: Redebeitrag auf der „Wuppertal von links“ Kundgebung auf dem Laurentiusplatz [23. Mai, 2020]

Wuppertal. 23. Mai. 2020. Redebeitrag von RASH Wuppertal, auf der „Wuppertal von links“ Kundgebung auf dem Laurentiusplatz.

Eingereichter Beitrag.

Es ist noch nicht lange her da standen abends viele Leute an ihren Fenstern und haben applaudiert. Sie haben denen applaudiert die gerade mit ihrer Arbeit die Grundversorgung der Bevölkerung sicherstellen. Den Arbeiter_Innen im Einzelhandel, im Gesundheitsbereich, in der Pflege und vielen anderen Bereichen. Diese Krise bietet uns die Möglichkeit zu erkennen was wir wirklich im Leben brauchen und führt uns auch nochmal vor Augen wie mies die Menschen in diesem Land bezahlt werden, die den Großteil dieser sog. systemrelevanten Arbeit leisten.

Es wäre jetzt der Zeitpunkt unsere Dankbarkeit durch Solidarität mit all diesen Prekärbeschäftigten zu zeigen. Nein wir standen nicht am Fenster und haben für sie applaudiert. Aber wir werden für sie auf die Straße gehen wenn sie für gerechte Löhne kämpfen wollen.

Im Moment gehen mit hoher medialer Aufmerksamkeit andere auf die Straße. Sie halten reden über George Soros oder die Rothschilds. Und wir wissen wen sie damit meinen. Sie sagen Soros, aber denken Jude. Der Hass und Antisemitismus den sie damit schüren bedroht
unsere jüdischen Freunde und Genoss_Innen auf der ganzen Welt. Sie reden von „den Reichen“ und von „Denen da oben“, dabei haben sie selbst Millionen auf ihrem Konto.

Ihre Parteien und Organisationen werden von Bonzen finanziert, die z.B. mit Immobillien Millionen scheffeln, während immer mehr Menschen auf der Straße landen oder aus den Innenstädten verdrängt werden weil sie die Miete nicht mehr zahlen können. Sie sagen uns das Boot sei voll, aber wir sitzen überhaupt nicht im selben Boot. Einige von ihnen nennen sich Impfskeptiker und profitieren paradoxerweise gerade von einer hierzulande relativ hohen Durchimpfungsrate. Millionen von Menschen, ohne Zugang zu intakten Gesundheitssystemen, würden sich diesen Luxus sicher gerne leisten können. Manche glauben in Kondensstreifen in der Luft sog. Chemtrails zu erkennen, aber sehen nicht wie die Luft durch Industrie und Verkehr verpestet wird.

Die Creme de la Creme der Bekloppten nennt sich Qanon und phantasiert über unterirdische Kindergefängnisse geleitet von Hillary Clinton, Barack Obama und Bill Gates. Aber die Kinder die tatsächlich in Lagern in Moria und auf der ganzen Welt vor sich hinvegetieren sind ihnen scheissegal.

Sie alle fühlen sich genötigt derzeit bundesweit auf die Straße zu gehen und kollektiv Selbstgespräche zu führen. Mal mehr mal weniger stark vertreten: Horden von Nazihools die nur darauf warten ihren Hass kanalisieren zu dürfen und endlich wieder nach unten treten zu können. Wir möchten an dieser Stelle an Dieter Eich erinnern der vor 20 Jahren in der Nacht vom 24. auf den 25.Mai von Faschisten in Berlin ermordet wurde.

Es wird behauptet das Coronavirus würde nicht existieren. Wie zynisch muss sich das für diejenigen anhören welche einen geliebten Menschen durch das Virus verloren haben. Andere wiederum behaupten SarsCov2 wurde im Labor hergestellt und sie lenken dadurch ab. Sie lenken ab von der Zerstörung der Natur aufgrund der Profitinteressen weniger, welche ständig aufs neue Zoonosen und andere Krisen hervorbringen wird.

Diese Krise ist keine Verschwörung.
Diese Krise zeigt das offensichtlich Schlechte am System.
Denn das System ist die Krise.

Und sie wird immense Folgen haben für uns alle. Wenn wir uns nicht der Situation bewusst werden in der wir uns befinden. Es wird Zeit nochmal ein paar sehr alte Begrifflichkeiten in Erinnerung zu rufen.

Wir leben in einer Klassengesellschaft. Daran hat sich nach wie vor nix geändert. Es gibt die mit Eigentum an Produktionsmitteln, Land und Immobilien. Und es gibt diejenigen die nix haben außer ihre Arbeitskraft.

Und es herrscht Klassenkampf. Permanent von oben nach unten und in der Krise verschärft. Es herrscht Klassenkampf wenn wie gerade in Bornheim der Insolvenzverwalter eines Spargelhofs versucht die Arbeiter_Innen um ihren Lohn zu bescheissen um noch reichlich Kohle für die Gläubiger_Innen des Unternehmens rauszupressen.

Es herrscht Klassenkampf wenn der Staat im Zuge der Krise seinen Polizei- und Überwachungsapperat ausbaut und uns unter Strafe vorschreibt welches Maß an sozialer Nähe gesund für uns ist. Wobei gleichzeitig die Arbeitenden in den Produktionsstätten unter erhöhtem Infektionsrisiko weiter ausgebeutet werden dürfen.

Selbst nachdem sich nun wieder Menschenmassen durch die Einkaufszentren schieben, bleiben die Kontaktverbote im privaten Bereich bestehen. Es herrscht Klassenkampf wenn die Verteilung des produzierten Wohlstandes von unten nach oben unvermindert weiter geht und die Kosten der von diesem System verursachten Krisen auf die Schultern der Arbeiterklasse verteilt werden. Gerade werden Milliardenpakete für Großunternehmen geschnürt während kleine Selbstständige mit einer eher symbolischen Einmalzahlung abgespeist werden. Maßnahmen zur Altersvorsorge wie bspw. Die Grundrente (welche für sich genommen schon ein Witz ist) stehen auf der Kippe. Es wird Zeit für uns uns zu organisieren und zurückzuschlagen.

Wenn wir uns aus dieser Krise retten wollen müssen wir die Verteilung der Kosten zu Lasten der Arbeiterklasse stoppen. Wenn wir jedoch diesen Planeten retten wollen müssen wir die Eigentumsverhältnisse ändern.

Manchmal lohnt deshalb auch ein Blick in die Geschichtsbücher. Vor 100 Jahren scheiterte der Kapp-putsch am Widerstand der Arbeiter_Innen und in der Folge begann die sog. Märzrevolution. In großen Teilen des Ruhrgebietes und im Bergischen Land wurden Fabriken besetzt und Arbeiterräte übernahmen die politische Kontrolle. Polizei , Militär und paramilitärische Verbände wurden entwaffnet und Arbeiterwehren (die sog. Rote Ruhr Armee) wurden aufgestellt. Hier in Elberfeld wurde sich an einer Justizreform versucht, Amts- und Landgericht vorübergehend geschlossen und die Todesstrafe außer Kraft gesetzt. Schließlich ließ die Reichsregierung unter SPD- Führung die Revolution durch die Armee und faschistische Freikorps blutig niederschlagen.

Wir müssen uns an solche Ereignisse erinnern um zu erkennen was möglich war und immer noch möglich ist. Und um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Wir müssen erkennen auf welcher Seite der Barrikade wir stehen und wo unser gegenüber.

Wir hören sie ständig Reden halten, dass das Volk endlich aufwachen und sich wehren soll, damit wollen sie die Gräben vertiefen zwischen „dem Volk“ und denen die nicht dazu gehören sollen. Aber wir sind nicht ihr Volk. Wir sind ein Teil der Arbeiterklasse. Wen meinen sie damit wenn sie „wir“ sagen? Wen meinen sie wenn sie von „denen da oben“, „denen da drüben“, „denen die kommen“ reden. Wie sehen die realen Verhältnisse aus in denen wir leben? Und welche Erzählungen lenken nur davon ab? Was müssen wir tun und wie müssen wir uns organisieren um eine bessere gerechtere Welt zu schaffen? Das sind die Fragen auf die wir in Zukunft gemeinsame Antworten finden müssen.

Für die soziale Revolution und für eine klassenlose Gesellschaft!!!

RASH Wuppertal, 23. Mai, 2020.

Hier findet ihr ein Redebeitrag der FAU Bergisch Land über den Streik der Erntehelfer_innen in Bornheim, der auf der “Wuppertal von links“-Kundgebung am 23.5.2020 vorgelesen wurde: https://www.fau.org/vor-ort/bergisch-land/wuppertal-von-links.


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