
PLATEIA EXARCHEIA – FREITAG 29. MAI – 20:00
Solidarität mit den Bewohner*innen des Themistocleous 58 Squat
Hände weg von den Besetzungen – Bullen raus aus unseren Häusern und Vierteln
Ursprünglich veröffentlicht von Athens Indymedia. Übersetzt von Enough 14.
Am Montag, dem 18. Mai, stürmten die Repressionseinheiten des griechischen Staates, MAT, DELTA, OPKE und EKAM, ein Haus, in welchem sich Migrant*innen mit ihren Kindern aufhielten, in Exarcheia. Sie evakuierten das Gebäude von seinen Bewohner*innen, zerstörten die grundlegende Infrastruktur (Elektrizität-Wasser) und führten sie anschließend, in einem Klima des Terrors zu einem Lieferwagen, welcher sie zuerst durch das Höllenloch von Petrou Ralli und dann in ein ihnen unbekanntes Konzentrationslager bzw. in die Obdachlosigkeit führte. Auf dem Papier gehört das Gebäude Voulgarakis, einem der korruptesten Politiker der Neuen Demokratie. Es war mehr als ein Jahrzehnt lang verlassen worden und wurde seit Februar 2016 als Ort des Kampfes und als Unterkunft für Menschen in Not genutzt, als Reaktion auf die damalige „Migrationskrise“. Die heutigen Bewohner*innen kamen aus dem Kongo und Syrien. Offizielle Polizeiquellen sprachen heuchlerisch von „wahrlich miserablen Lebensbedingungen“ und verspotteten eindeutig Menschen, welche sie gerade entwurzelt, und in die Obdachlosigkeit geführt hatten. Der Humanitarismus und die Verurteilung von Gewalt, die Akzeptanz des Andersartigen, die Betonung der Mutterschaft und der Schutz der Kinder, all die Werte, welche der Staat fördert, stürzen wie ein Kartenhaus in sich zusammen, in jedem Foto auf dem vermummte Männer mit automatischen Waffen zu sehen sind, welche Familien und andere Bewohner*innen in die Lager führen. Einige dieser Menschen werden in Amygdaleza gefangen gehalten, während andere nach Petrou Ralli ohne Aussicht auf Erfolg freigelassen wurden und nach Hause gingen, um Zementblöcke an Türen und Fenstern vorzufinden.
Selbstorganisierte Projekte, Genoss*innen und Bewohner*innen des Viertels Exarcheia versuchen nach wie vor, die Migrant*innen in dieser schwierigen Situation zu unterstützen.
Einwanderer*innen aus Ländern, welche durch wirtschaftliche Ausbeutung und von entwickelten Ländern inszenierte Kriege verarmt sind, werden gezwungen, in das entwickelte Europa zu kommen, wobei sie zwangsläufig durch Länder wie Griechenland ziehen müssen, nur um die Fortsetzung der Hölle vorzufinden. Sie sterben bei der Ausbeutung der Felder und bei Bauarbeiten, und wenn die Wirtschaft sie nicht braucht, wirft sie sie in Konzentrationslager für Reservearbeiter*innen und europäische Fonds, sollte sie sie dafür auch nicht brauchen, werden sie an der Grenze exekutiert, indem man sie entweder versenkt oder am offensichtlichsten am Evros erschießt. Nachdem der Staat Rassismus sät und seine gewaltsame Abwertung durchsetzt, spielen verblendete Rassist*innen und Nazi-Banden eine Rolle bei der Vollendung der sozialen Ausrottung der ohnehin bereits verarmten Einwanderer*innen.
Aber Ausländer*innen – von Migrant*innen bis hin zu farbigen Sklav*innen – fordern schon seit jeher, mit Blut, ihre Sichtbarkeit, ihre Freiheit und Gleichheit. In der heutigen Zeit sind Proteste, Hungerstreiks und Krawalle in Konzentrationslagern Bemühungen um einen Ausbruch aus der Gefangenschaft, Repression, Einschränkung der Bewegungsfreiheit, miserable Lebensbedingungen und Verletzung so genannter grundlegender Menschenrechte. Kein Asyl, keine freie Versorgung, kein Zugang zu Bildung, kein Recht auf Arbeit, nur Illegalisierung, Sklaverei, noch mehr Jagd und Erniedrigung auf den Straßen der Großstadt, immer mehr Gefangenschaft und Verdichtung in den Lagerhäusern der Seelen. Auch wenn in Wirklichkeit die bestehenden Rechte und Leistungen auf Hierarchie, Ausgrenzung und Ausbeutung beruhen, sind die Kämpfe und Forderungen ethnischer Minderheiten, isolierter Einzelpersonen und ihrer Gemeinschaften gerecht und notwendig um ihr Überleben in einem System, in welchem das Leben von den Herrschenden abhängt, abzusichern. Und deswegen stehen wir einander zur Seite!
Die Krokodilstränen der Behörden über den Wert des menschlichen Lebens und der öffentlichen Gesundheit während der Pandemie haben ihr zutiefst rassistisches Gesicht nie wegwaschen können. Sowohl vor als auch während des Coronavirus waren ihre Statistiken eindeutig. Fälle in x Anzahl von Menschen plus x Fälle bei Immigrant*innen. „Der*/Die* Ausländer*in“ ist immer noch gleichbedeutend mit einer gesundheitlichen Bombe, trotz der Tatsache, dass das Virus schließlich über christliche Zusammenkünfte und Konferenzen von Händler*innen, Politiker*innen und Wissenschaftler*innen verbreitet wurde. Sie forderten und fordern uns immer noch auf, zu Hause zu bleiben und Abstand zu halten, während die Migrant*innen und die Gefangenen – Einheimische wie Ausländer*innen – in Containern und Zellen unter Bedingungen gestapelt wurden, die wir, um es mal positiv auszudrücken, als ungesund bezeichnen würden.
Für viele Menschen, vor allem aber für Immigrant*innen, waren Hausbesetzungen schon immer ein Zufluchtsort vor rassistischem Hass und einwanderungsfeindlicher Politik, eine Möglichkeit, ein menschenwürdiges Leben zu führen und mit der Gesellschaft zu interagieren. Im Zentrum der Metropole gelegen, ermöglichen sie es den Migrant*innen, mit Einheimischen, anderen Einwanderer*innen und ethnischen Gemeinschaften zu interagieren, Teil der Nachbarschaft und des Alltagslebens zu werden, Zugang zu Dienstleistungen und Strukturen der Solidarität zu erhalten und am sozialen und politischen Leben teilzunehmen. Verlassene Gebäude, von denen viele dem Staat oder seinen Politiker*innen gehören, welche durch die unerbittliche Besteuerung von Arbeiter*innen errichtet und dann verwahrlost wurden, sind endlich wieder zum Leben erwacht und beherbergen das Leben des am meisten unterschätzten Teils der sozialen Basis und bieten gleichzeitig eine Antwort auf das umfassendere Wohnungsproblem, jedoch ebenso auf das Problem der durch Eigentum verursachten Ungleichheit und Ausbeutung. Die Gewalt welche gegen Hausbesetzungen im Allgemeinen und Migrant*innen im Besonderen angewendet wird, ist ein Versuch des griechischen Staates, Rassismus und Ausbeutung zu intensivieren und alle Unterdrückten und Ausgebeuteten zu terrorisieren.
Vom Angriff auf den öffentlichen Raum bis zum Angriff auf den Wohnungsbau, von der Privatisierung der Grünflächen bis zur Zerstörung der natürlichen Umwelt, von den Entlassungen bis zu den nicht gezahlten Gehältern, vom Entzug der Grundfreiheiten bis zur Verbreitung der elektronischen Kontrolle, von den „vorsätzlichen“ Morden an der Grenze des Evros bis zu den „fahrlässigen“ Morden in den Gefängnissen von Thiva und auf den Feldern von Manolada – immer mehr führen die Machthaber*innen die Ausgebeuteten in einen Zustand des unerträglichen Erdrückt seins.
Atmen wir tief durch und brechen wir gewaltsam gegen den Staat, seine Chefs und ihre Beschützer*innen aus, Seite an Seite, neben den Unglückseligen. Lasst uns mit kontinuierlichen Initiativen, aber auch mit permanenter Organisation, die gestohlene Zeit und den Raum zurückerobern, indem wir rebellische und freie Gemeinschaften ohne nationale und geschlechtsspezifische Spaltungen, ohne Ausbeutung und Hierarchie aufbauen.
PAPIERE FÜR ALLE MIGRANT*INNEN UND IHRE KINDER
REISEDOKUMENTE, UM VON DEN INSELN UND GRIECHENLAND EIN- UND AUSREISEN KÖNNEN
KEINE GEFANGENENLAGER
NETZWERKE DER GEGENSEITIGEN HILFE UND DES KAMPFES IN JEDER NACHBAR*INNENSCHAFT
FÜR EINE WELT DER EGALITÄT, FREIHEIT UND SOLIDARITÄT OHNE GRENZEN UND KRIEGE
Netzwerk für Gegenseitige Hilfe (Mutual Aid) und Kampf / synsquat@riseup.net / @AntiCovidAidNetwork
Wir haben zwei Solidaritäts-T-Shirts (Bilder unten) für das Enough Info-Café entworfen. Ihr könnt die Enough Info-Café-Solidaritäts-T-Shirts hier bestellen: https://enoughisenough14.org/product/t-shirt-wir-werden-nicht-zur-normalitat-zuruckkehren-schwarz/ und https://enoughisenough14.org/product/t-shirt-wir-sind-ein-bild-aus-der-zukunft-schwarz/

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