
Was folgt, ist die Übersetzung eines Leitartikels der Genoss*innen von Its Going Down. Ein Blick auf die jüngste Revolte in Minneapolis im Kontext von sowohl der COVID-19-Pandemie als auch des allgemeinen sozialen Krieges in den so genannten Vereinigten Staaten.
Ursprünglich veröffentlicht von Its Going Down (28.Mai 2020). Übersetzt von Enough 14.
Wir hören immer wieder: „Warum plündern und verbrennen sie ihre eigene Gemeinschaft?“ Als ob die Target Discounter und Autozonen und McDonalds und sogar die heiligen Kleinunternehmen durch geographische Nähe jemals den Arbeiter*innen und Armen gehört haben, die sie jetzt in Brand stecken. In einer Zeit, in der historische Erwerbslosigkeit und Ungleichheit auf explodierende Unternehmensgewinne und das Aufkommen des ersten „Billionärs“ treffen, hören wir die Schimpfworte und Verteidiger*innen der gegenwärtigen Ordnung, die sich mobilisieren, um diejenigen zu schelten, die ihre Zeit, ihre Arbeit und ihr Leben zurückfordern. Sie erinnern uns daran, dass es einen „richtigen“ Weg gibt, die Dinge zu tun, dass es Kanäle und Vertreter gibt, durch die wir gehen müssen, um Gerechtigkeit zu erlangen. Währenddessen brennen die Geschäfte, die Menschen drängen die Polizei zum Rückzug und tanzen auf den Straßen.
George Floyds Leben wurde von der Polizei von Minneapolis gestohlen. Ein weiterer Name auf einer langen Liste schwarzer Leben, die durch Polizeigewalt verkürzt wurden. Oscar Grant, Mike Brown, Tamir Rice, Eric Garner, Freddie Gray, Sandra Bland, Philando Castile, Marcus David Peters, Breonna Taylor… jede Stadt hat ihre Liste. Und doch passiert es immer wieder. Das Drehbuch wiederholt sich jedes Mal, zermürbt die Menschen, re-traumatisiert Familien und Gemeinden und verlässt schließlich die Institutionen und Polizeikräfte, die es weiterführen – bestenfalls mit kleineren Reformen. Wie schon in anderen Fällen in Ferguson, Baltimore und Charlotte beschlossen die Menschen diesmal, das Drehbuch umzudrehen.
Wir sehen die Bilder, von niedergebrannten und zertrümmerten Polizeiautos, Reihen von Bereitschaftspolizist*innen, Tränengas, wackelige Livestreams, Menschen, die aufgrund von Verletzungen durch Polizeimunition bluten, ein Spektakel, das zugleich entsetzlich und erschreckend, herzzerreißend, empörend, aber auch ein Schimmer von etwas anderem ist. Trotz der Trauer über vieles davon sehen wir ein enormes Grinsen in den Gesichtern der Menschen, wenn sie einander dabei zusehen, wie sie Dinge tun, von denen sie nie dachten, dass sie sie tun könnten. Der Weg, auf dem ihr Leben an den Alltag gefesselt ist, wird unterbrochen, und es entstehen Bereiche, aus denen sie wirklich alles tun können.
Die Polizeifunk-Scanner schreien: „Wir brauchen Verstärkung“, „Uns geht das [Tränen-]Gas aus“, „Wir fallen zurück“, „Wir haben die Kontrolle verloren“. Die Ordnungshüter*innen, von denen wir annehmen, dass sie unbesiegbar und allmächtig sind, sind auf dem Rückzug. Ob bewusst oder unbewusst, die imaginären Linien der Gesetze und des Staates werden ausgelöscht, und die Eigentumsverhältnisse brechen zusammen. Jedes Ding für jeden. Die Realität wird bis zur ihrer rauesten Form zerlegt, und die Linie ist klar: Alle gegen die Bullen, die Eigentümer*innen, die Direktor*innen und Führer*innen. Plünderung wird zur Rückgewinnung unseres Lebens und unserer Zeit, und ein brennendes Gebäude wird zum Lagerfeuer.
In einer Zeit, in der die Erwerbslosenquote sehr wohl bis zu 25 % und darüber hinaus ansteigen könnte, fürchten sich viele unserer Freunde jetzt davor, wie sie Miete zahlen, Lebensmittel einkaufen oder das Licht eingeschaltet lassen können. Die von den Regierungsparteien verabschiedeten Gesetze und Pakete werden hochgespielt, als wären sie ein Rettungsfloß, während sie in Wirklichkeit nichts anderes sind als ein Rettungsschuss für die Eigentümer*innenklasse und die Vermieter*innen. Jetzt fordern sie uns auf, wieder an die Arbeit zu gehen, um ~10 Dollar/Std. bezahlt zu bekommen, damit wir russisches Roulette spielen, und das bei einer Pandemie, die allein in diesem Land 100.000 Menschenleben gefordert hat. Sie sagen uns, wir sollten dankbar sein für die Brocken, die sie uns zugeworfen haben, indem sie die Großzügigkeit von 1.200-Dollar-Schecks und unregelmäßigen Zahlungen der Arbeitslosenversicherung hochspielen. Aber mensch braucht nur einen Blick auf das Kleingedruckte zu werfen, um zu erkennen, dass das, was den Armen und der Arbeiter*innenklasse dieses Landes gegeben wurde, nur ein Bruchteil der Rettungspakete und Zahlungen ist, die geleistet wurden, um die Börsenkurse in die Höhe zu treiben und die Unternehmen, die unser Leben dominieren, zufrieden zu stellen. Wir können kaum schlafen, wenn wir uns Sorgen machen, vertrieben zu werden, während Jeff Bezos der erste Billionär der Welt wird.
Und sie erwarten von uns, dass wir uns über ein geplünderten Target empören.
Allen, die ihr historisches Wirken erkennen, sei es durch einen Stein, der einem Polizist*in an den Kopf geworfen wird, durch einen 65-Zoll-Fernseher, der aus der Haustür getragen wird, oder durch Graffiti, die in einem Bezirk verbreitet werden, machen uns allen Hoffnung, dass es nicht so sein muss. Selbst als sie verzweifelt die Nationalgarde anrufen, haben Sie einen Weg nach vorn gewiesen. Die Ordnung der Dinge erdrückt uns. Unsere Arbeitsplätze verschwinden, sie bezahlen uns einen Scheiß dafür, dass wir unser Leben in ein Leichenhaus werfen, sie ermorden die Widerspenstigen auf den Straßen und stehlen das Leben schwarzer Menschen vor laufender Kamera, damit die ganze Welt es sehen kann. Dies ist eine Welt, die wir ablehnen müssen, weil sie uns nie etwas bedeutet hat. Dies ist eine Welt, die wir zerstören müssen.
Die neue Welt kämpft darum, geboren zu werden, und versucht, sich ihren Weg durch Zeit und Raum in unseren gegenwärtigen Moment zu bahnen.
Wir erinnern uns an Marcus David Peters.
Und wir erinnern uns an George Floyd.
Von Richmond bis Minneapolis, scheiß auf die Polizei!

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