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#Lesbos nach dem Brand in #Moria: Statt Essen und Wasser serviert die Polizei Tränengas zum Frühstück

Lesbos. Griechenland. 13. September. 2020. Ein Bericht vom Dunya Kollektiv nach dem Brand in Moria auf Lesbos.

Ursprünglich veröffentlicht von Dunya Kollektiv Telegram Kanal. Übersetzt von Enough 14. Bilder vom Dunya-Kollektiv, unter CC BY-SA-Lizenz.

Der gestrige Morgen begann mit Tränengas. Nachdem die Geflüchtete auf der Küstenstraße zwischen Moria und Mytilini erneut für ihre Bewegungsfreiheit und menschenwürdige Behandlung protestierten, reagierte die Polizei wie in den Tagen zuvor: Sie feuerten mehrere Tränengasgranaten in die Menge und zwischen die neu errichteten Zelte auf dem Lidl-Parkplatz und die Küstenstraße. Videos zeigen, dass sie in die Menge geschossen haben, manchmal sogar auf Kopfhöhe, wodurch die Demonstrant:innen einer erheblichen Gefahr ausgesetzt waren. Auf das Tränengas folgten Verhaftungen und Festnahmeversuche, und als die Betroffenen Widerstand leisteten, flogen weitere Granaten. Einzelne Personen brachen unter der Last der großen Hitze, des Mangels an Vorräten und der Polizeigewalt zusammen.

Angesichts der Situation ist es nicht verwunderlich, dass sich Gruppen von Menschen bereit erklärt haben, in das neu errichtete Lager bei Panagiouda umzuziehen, das mit unhcr Zelten aufgebaut wurde und das anscheinend geschlossen wird und gestern von Polizeikräften bewacht wurde. Die Mehrheit der Menschen forderte jedoch weiterhin Freiheit und weigerte sich, in ein Lager mit ähnlichen Bedingungen wie in Moria zurückzukehren. Inzwischen werden sie kaum noch mit Wasser oder Lebensmitteln versorgt, und die angrenzenden Supermärkte sind nach Angaben der befragten Geflüchtete seit Tagen geschlossen, so dass auch ihnen die Möglichkeit der Selbstversorgung fehlt.

Nur die christliche Missionsorganisation Eurorelief, die sich um die Unterbringung der Geflüchtete in Moria kümmerte und mit dem griechischen Staat und den Polizeikräften zusammenarbeitet, erhielt Zugang zu dem Gebiet. Sie fuhren jedoch mit mehreren Lieferwagen mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Menschenmenge und haben unterwegs Wasser verteilt, was zu Konflikten um das zu knappe Wasser führte. Danach beschwerten sie sich laut einer zuverlässigen Quelle darüber, dass sich die Geflüchtete wie Tiere verhielten. Darüber hinaus übten sie Druck auf andere Gruppen aus, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ein Mitglied der Gruppe No Border Kitchen berichtete, dass sie das gekochte Essen an Eurorelief übergeben sollten, damit diese das Essen servieren können. Es ist schwer vorstellbar, wie sie das Essen auf die gleiche Weise verteilen würden, wie sie das Wasser verteilt haben. Am Nachmittag gab es eine erste organisierte Essensverteilung durch Freiwillige, die eine geordnete Verteilung mit den Geflüchteten organisierten.

Inzwischen haben sich zehn europäische Länder, darunter Luxemburg, Belgien, Deutschland und Frankreich, darauf geeinigt, die 400 betroffenen unbegleiteten Minderjährigen zu teilen. Aber selbst Politiker:innen der CDU, Schwesterpartei von Horst Seehofers CSU, sprachen sich für eine Ausnahmeregelung für bis zu 5.000 Flüchtlinge in Deutschland aus.
Waehrend die EU also weiterhin untätig bleibt, schafft die rechtskonservative griechische Regierung mit der Einrichtung des ersten geschlossenen Lagers auf der Insel eine Realität. Zudem sollen an der Westküste von Lesbos inzwischen zwei Passagierschiffe vor Anker liegen, die bis zu 1000 Flüchtlinge aufnehmen sollen. Eine tatsächliche Unterbringung konnte gestern nicht bestätigt werden. Bisher gibt es Anzeichen dafür, dass sich die äusserst prekäre Situation für die Geflüchtete auf Lesbos verschlechtert.

Dunya Kollektiv, 13. September 2020



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