
Portland. Besetztes Chinook-Land. Thanksgiving-Abend. Einige Tage zuvor hatten indigene anarchistische Genoss:innen für die Nacht vor dem Erntedankfest (Thanksgiving) einen öffentlichen Aufruf zu einer Nacht des dezentralen Angriffs auf Symbole des Kolonialismus veröffentlicht. Für eine Gruppe anarchistischer Aufständischer kam vor allem ein Ziel in den Sinn.
Ursprünglich veröffentlicht von Puget Sound Anarchists, übersetzt von Punex161
Seit 1903 stand ein bronzenes Kriegerdenkmal, das den Soldaten des mexikanisch-amerikanischen, spanisch-amerikanischen und amerikanisch-indigenischen Krieges gewidmet war, hoch oben auf einem Steinsockel auf dem Lone Fir-Friedhof in Portland. Diese schamlose Zelebrierung des amerikanischen Imperialismus, Kolonialismus und Völkermords verankerte das Bild eines kolonisierenden Soldaten in einer grotesken Zurschaustellung nationalistischen Stolzes. Dieser besondere Bronze-Kolonisator hatte viel zu lange auf seinen Füßen gestanden, und diese Nacht wäre eine großartige Nacht, um das zu ändern.
Angesichts der COVID-19-Pandemie und des kalten, nassen Wetters sind nur wenige spät unterwegs, so dass nächtliche direkte Aktionen ohne zufällige Zeugen umso leichter durchgeführt werden können.
Die Straßen glitzerten, sie waren Nass durch den leichten Regen von zuvor, und der zunehmende Mond leuchtete durch die Wolken, als sich die kleine Mannschaft junger Anarchist:innen lange nach Einbruch der Dunkelheit traf. Maskiert und unauffällig gekleidet, mit Handschuhen, um das Hinterlassen von Fingerabdrücken zu verhindern, trugen sie alles bei sich, was sie brauchten, und sonst nichts. Sie hielten sich im Schatten der ruhigen Seitenstraßen auf und näherten sich dem Friedhof. In einem Moment, in dem die Geräusche der Autos nur entfernte Echos waren, halfen sie sich gegenseitig über den mit Stacheln versehenen Friedhofszaun und waren rasch zwischen den schattigen Grabsteinen verschwunden.
Die Gruppe bewegte sich auf die hohe Bronzestatue zu, die hoch über den umliegenden Gräbern aufragte, und lief in einem großen Kreis um sie herum, um sicherzustellen, dass sie allein waren. Zeit zum Handeln.
Während einer als Späher fungierte, öffneten andere Spraydosen und bedeckten schnell alle Seiten des Sockels der Statue mit ihren Gedanken über das Denkmal. „EAT SHIT COLONIZER“ wurde in fetten roten Buchstaben über den Sockel gesprüht. Gedenktafeln, die die völkermörderischen Taten der beigesetzten Soldaten feiern, wurden mit Farbe bedeckt. Jetzt würde er fallen.
Einem Unruhestifter wurde oben auf dem Sockel der hohen Statue geholfen, und sie legten dem Metallsoldaten ein dickes, stabiles, 9 Meter langes Polyesterband um den Hals, sprangen hinunter, schlossen sich den anderen an, und alle begannen gemeinsam zu ziehen. In Koordination mit leisem „Heben, ho!“ begann sich die Statue an der Basis zu biegen. Sie liefen zur anderen Seite des Monuments und zogen es in die andere Richtung zurück. Sie wiederholten dies, hin und her, hin und her, und die Statue verbog sich mehr und mehr, bis sie mit einem kräftigen Ruck gegen den Riemen an ihrem Hals horizontal gezogen wurde. Kaum mit dem Sockel verbunden, zogen die Anarchist:innen schräg gegen den Riemen und verdrehten die Statue gegen ihr Fundament. Sie zogen sie am Hals herum, bis sie sich bei einem Aufprall vom Sockel löste und mit dem Gesicht zuerst in den Dreck stürzte.
Colonizer DOWN!!
Mit Adrenalinschub, Herzrasen und der wachsenden Befriedigung über die gut gemachte Arbeit wurde der Kolonisator mit etwas roter Farbe überzogen, als er auf dem Boden lag, wo er hingehört. Der Riemen, der seine Aufgabe erfüllte, wurde vom Hals des niedergeschlagenen Soldaten entfernt und wieder in einen unscheinbaren Rucksack gesteckt. Ein letzter zufriedener Blick auf einen Kolonisator mit dem Gesicht im Dreck. Scheinbar unbemerkt verließen die jungen Anarchist:innen den Schauplatz ihrer Tat und ließen nur die Zerstörung ihres Tuns zurück. Sie halfen sich gegenseitig zurück über den Zaun und verschwanden wieder in den von Mondlicht erhellten Straßen, denn die Stadt ist groß und die Nacht war noch jung…
Wir haben zwei Solidaritäts-T-Shirts (Bilder unten) für das Enough Info-Café entworfen. Ihr könnt die Enough Info-Café-Solidaritäts-T-Shirts hier bestellen: https://enoughisenough14.org/product/t-shirt-wir-werden-nicht-zur-normalitat-zuruckkehren-schwarz/ und https://enoughisenough14.org/product/t-shirt-wir-sind-ein-bild-aus-der-zukunft-schwarz/