
Es gibt in verschiedenen Ländern unterschiedliche Ansätze, mit den autoritären COVID-19 Staatsmaßnahmen umzugehen. Auf Enough 14 und Sunzi Bingfa wurden einige Artikel und Stellungnahmen von Antiautoritären in Slowenien veröffentlicht. Hier ist ein Pamphlet aus, Zypern. Ich stimme nicht unbedingt mit allen diesen Statements überein, denke aber, dass sie einen Beitrag zu einer Debatte hier in der BRD leisten können.
Riot Turtle, 10. Januar, 2021.
Ursprünglich veröffentlicht von Antifa Nikosia. Übersetzt von Riot Turtle für Enough 14.
Nicosia. Zypern. Das Auftreten und die Ausbreitung von Covid-19 in Zypern führte zu einer staatlich organisierten, militärisch anmutenden Umgestaltung unseres alltäglichen Lebens. Geschlossene Grenzen, Chaos in den Krankenhäusern, Medienbesessenheit mit Fallzahlen und Todesfällen, Verlust von Arbeitsplätzen, harte Kontrollen der Bewegungsfreiheit der meisten, gewaltsame Ausschlussmaßnahmen für andere. Das Flugblatt, das du in der Hand hältst, ist ein Versuch, in einer Zeit zu kommunizieren, in der wir mit individueller Verantwortung und individueller Schuld bombardiert werden, in der wir angeblich allein, verwirrt und dem Untergang geweiht sind. Geschrieben und verteilt vom Antifa λευκosa (Antifa Nikosia) Kollektiv.

Die komplette Broschüre Prelockdown blues #2 im PDF-Format (deutschsprachig):
Es gibt keine Gesundheit ohne Freiheit
Straßenblockaden zur Kontrolle unserer Papiere, Militarisierung des öffentlichen Raums, Ausgangssperre und Demonstrationsverbot, endlose Warteschlangen für Covid-19-Tests, Bußgelder bei jeder Gelegenheit, willkürliche Polizeiaktionen, absolute Prekarität am Arbeitsplatz, niedrigere Löhne & verlorene Arbeitsplätze… Mehr denn je sollten wir uns klar machen, dass Gesundheit eine kollektive Angelegenheit ist. Die Fabel von der „individuellen Verantwortung“ wurde zum Teppich, unter dem alle Engpässe bei Krankenhausausstattung und Personal begraben werden. „Gemeinsam werden wir es schaffen“ ist die Heuchelei des klassenbasierten Managements der Pandemie. Keine der autoritären Maßnahmen, die wir erleben, ist nur vorübergehend, keine hat nur mit einer Gesundheitskrise zu tun. Der neue Totalitarismus ist das neue Normal. Es ist an der Zeit, dass wir anfangen, unseren Angriff gegen diese Entwicklung zu organisieren.
Mit den oben genannten Worten wurde am 28.11. um 17:00 Uhr auf dem Eleftheria-Platz zu einer Demonstration für „Gesundheit und Freiheit“ aufgerufen. Am Abend dieses Tages besetzte eine gut vorbereitete Armee von Polizist:innen (Berichte erwähnen auch Mitglieder:innen der Nationalgarde) das Zentrum von Nikosia rund um den Eleftheria-Platz, schikanierte Migrant:innen, durchsuchte Passant:innen und verweigerte den Zugang zum Treffpunkt der Demonstration für Gesundheit und Freiheit. Es wurden eingesetzt, angeblich zum Wohle der öffentlichen Gesundheit: Polizist:innen der Emergency Response Unit (ERU/MMAD), die Schilde trugen, Mitglieder:innen der polizeilichen „Z“-Motorradeinheit, der Wasserwerfer, den wir auch bei den Demonstrationen in Limassol gesehen haben, Polizist:innen an erhöhten Punkten mit Ferngläsern, Drohnen, Verhaftungsfahrzeuge mit Käfigen – und sie konnten die Demonstration trotzdem nicht verhindern. Gut gemacht, Leute…
Etwa 50 von uns zogen durch das Stadtzentrum, trotz des Demonstrationsverbots und der Versuche der Polizei, Angst zu schüren. Während wir versuchten, uns dem Platz zu nähern, auf dem der Demonstration beginnen sollte, beschlossen diejenigen von uns, die es schafften, sich zu versammeln, aufgrund der vollständigen Blockade des Zugangs zu dem Gebiet, einen andere Route zu nehmen und unseren Demonstrationszug zu anderen nah gelegenen Hauptstraßen in Nicosia zu führen.
Die verbotene Demonstration war ein Moment des zeitgenössischen Totalitarismus, der sich gegen uns erhebt. Es war auch eine Szene, in der zwei Welten aufeinander prallen: die Welt des Autoritarismus, der Ausbeutung, des Faschismus; und die Welt der Solidarität, des kollektiven Lebens und des Widerstands. Die zypriotische Gesellschaft muss sich bestimmten Problemen stellen. Sie kann entweder die steigende Tendenz des Faschismus akzeptieren, oder sie kann dagegen auf die Barrikaden gehen.
Wir haben zwei Solidaritäts-T-Shirts (Bilder unten) für das Enough Blog und Info-Café (Denn wir brauchen ein neue Räumlichkeiten) entworfen. Ihr könnt die Enough Info-Café-Solidaritäts-T-Shirts hier bestellen: https://enoughisenough14.org/product/t-shirt-wir-werden-nicht-zur-normalitat-zuruckkehren-schwarz/ und https://enoughisenough14.org/product/t-shirt-wir-sind-ein-bild-aus-der-zukunft-schwarz/
[…] Nikosia, Zypern: Prelockdown blues #2 [antifa λευkoşa] […]
[…] Nikosia, Zypern: Prelockdown blues #2 [antifa λευkoşa] […]