
Bogotá. Kolumbien. 24. Mai. 2021. „Du bist ein Lügner und redest Scheiße. Die Bullen brechen jede Nacht in Häuser ein und schießen Tränengas rein, ohne sich darum zu kümmern, ob es dort Kinder, Alte oder Kranke gibt“, sagte ein Demonstrant*in am Portal de la Resistencia (Portal Américas) zum Regierungssekretär von Bogotá, Luis Ernesto Gómez, nachdem dieser keine Verantwortung für die Übergriffe gegen Demonstrant*innen während des landesweiten Streiks an diesem Ort übernommen hatte.
Ursprünglich veröffentlicht von Colombia Informa. Übersetzt von Riot Turtle.
Das Portal de la Resistencia (Tor des Widerstands) befindet sich im Südwesten von Bogotá. Es ist durch den Transmilenio mit den Stadtteilen Kennedy und Bosa verbunden, einem der am dichtesten besiedelten Teile der Stadt, in dem sich einige der ärmsten Stadtteile befinden.
Während des landesweiten Streiks hat das Tor des Widerstands als Versammlungs- und Organisationsraum gedient. Diese Versammlung von Menschen hat organisatorische Prozesse entwickelt, wie den humanitären Raum „Al calor de la olla“, der als Ort für Treffen, Diskussionen und kulturelle Aktionen geschaffen wurde, aber auch Gemeinschaftsküchen zur Versorgung von Demonstrant*innen und anderen Passant*innen. Auch Pre-Hospital Attention Points -APH- (Punkte für die erste Hilfe Behandlung vor der Behandlung im Krankenhaus) wurden dort eingerichtet, um Verletzte zu versorgen. Alles wurde selbst verwaltet und auf friedliche und gemeinschaftsbasierte Weise organisiert.
Dies steht im Gegensatz zu der Art und Weise, wie die Polizei und die Bereitschaftspolizei („Esmad“) mit den Protesten der Bevölkerung in Portal umgegangen sind, denn sie sind nicht nur gegen friedliche Demonstrationen vorgegangen, sondern haben auch eine Einsatzzentrale in den Einrichtungen von Transmilenio eingerichtet, wo sie Waffen lagern und Demonstrant*innen inhaftieren. Es wurden sogar Folterungen durch die Sicherheitskräfte in dieser Polizeistation angeprangert.
Am Freitag, dem 21. Mai ( 23. Tag der Mobilisierungen), wurde ein Dialog zwischen dem Regierungssekretär und den Demonstrant*innen aufgenommen. Dort forderten sie die Einhaltung des humanitären Raums, den Rückzug der Esmad und den Abbau der Einsatzzentrale, die die Sicherheitskräfte im Polizeirevier installiert haben. Darüber hinaus nannten die Demonstrant*innen Punkte, die auf den landesweiten Forderungskatalog verweisen, wie ein universelles Grundeinkommen, sowie die Deeskalation der Gewalt, die Nacht für Nacht zu Verletzungen, Ermordungen und das Verschwindenlassen von Menschen geführt hat.
Nach jeder Intervention räumte der Regierungssekretär die übermäßige Gewaltanwendung durch die Polizei ein, übernahm jedoch keine Verantwortung. So lieferte er keine Erklärung für das Vorgehen der Polizei, was besorgniserregend ist, wenn man davon ausgeht, dass die Bezirksbehörden für das Vorgehen der Polizei in der Stadt rechenschaftspflichtig sein sollten. Auch war es nicht möglich, irgendeine Art von Vereinbarung über den Abzug der uniformierten Kräfte aus der humanitären Schutzeinrichtung zu treffen.
Schließlich zogen sich der Sekretär und andere Beamte des Büros des Bürgermeisters von den Dialog-Gesprächen zurück. Später griff die Polizei erneut Demonstrant*innen an, die sich eine weitere Nacht lang gegen die Angriffe der uniformierten Kräfte und der 5 gepanzerten Fahrzeuge die vor Ort eintrafen, gewehrt haben.
Das Tor des Widerstands ist zu einem wichtigen Ort des landesweiten Streiks geworden, weil es einerseits einer der Punkte war, an dem ständige und grausame Akte der Repression stattfanden. All diese Meldungen darüber wurden dank der Berichte von Menschenrechtsorganisationen und alternativen Medien, die die Demonstranten jede Nacht begleitet haben, gemacht.
Auf der anderen Seite kommen weiterhin täglich Tausende von Menschen, um sich an den Protestaktivitäten zu beteiligen und kreative Aktionen durchzuführen, die diesen kollektiven humanitären Raum weiterhin täglich mit würdevoller Zorn bereichern.