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Die Räumung der besetzten „Biologico Steki“ wird nicht unbeantwortet bleiben [Thessaloniki, Griechenland]

Thessaloniki. Griechenland. Am frühen Morgen der Sylvestertag stürmte die Polizei ein anarchistisches Gemeinschaftszentrum („Steki“) im Erdgeschoss eines Wissenschaftsgebäudes der Aristoteles-Universität von Thessaloniki. Das Steki war seit 34 Jahren besetzt, die längste Besetzung auf einem griechischen Universitätscampus. Anarchistische und linke Besetzungen von Universitätsgebäuden haben in Griechenland eine lange Tradition; der Aufstand von 1973 gegen die Junta wurde von einer besetzten Universität aus gestartet.

Im Folgenden findet sich eine Übersetzung des Solidaritätsaufrufs der Biologico Steki, der Anlass für den Demonstrationszug war, der hier stattgefunden hat.

Ursprünglich veröffentlicht von Athens Indymedia. Übersetzt aus dem englischsprachigen Version auf Its Going Down. Übersetzt von Riot Turtle.

Heute, am Silvester (31.12.2021), haben der Staat und die Polizei den besetzten Raum „Biologico Steki“ geräumt, indem sie den Bereich um den Campus herum eingekreist und gleichzeitig die Präsenz innerhalb der Universität verstärkt haben. Die Invasion und Räumung der Besetzung wurde in der Morgendämmerung (6:00 Uhr) durchgeführt, da es zu diesem Zeitpunkt keinen Widerstand geben würde. Wir sind nicht der Meinung, dass die Räumung der Biologico Steki eine Ausnahme darstellt, da ein Teil der politischen Methoden des Staates in Form von Kontrolle und Repression darin besteht, jede Art von Artikulation und Aktion, die von den Herrschenden abweicht, zum Schweigen zu bringen.

Der repressive Rahmen gegen die im Laufe der Jahre besetzten Gebäuden ging bisher vor allem von universitätsübergreifenden Behörden und Dekanen aus. Der heutigen Räumung – der am längsten bestehenden Besetzung auf einem Universitätsgelände – wird im Moment eine größere politische Bedeutung beigemessen.

Für den Staat bedeutet dies das Ende der „Gesetzlosigkeit“ auf dem Campus und die „Sterilisierung“ der Bildungseinrichtungen, indem er ein Regime der Überwachung und Kontrolle fördert, die Schulen verschließt und die Polizeiarbeit an den Universitäten verstärkt. Eine notwendige Bedingung für die Verwirklichung dieser Pläne ist die Unterbindung jeder radikalen, selbstorganisierten Stimmen, die sich im universitären Raum bewegen, wie Stekis, Hausbesetzungen und autonome Gruppen.

Für uns sind diese Räume, Freiräume, die die Konzepte von Hierarchie, Eigentum und wirtschaftlicher Ausbeutung ablehnen. In ihnen schaffen wir unsere eigenen Strukturen, die auf Selbstorganisation, Gleichheit, Anti-Kommerz und Solidarität basieren, von unserem politischen Status und Handeln bis hin zu unserer Freizeitgestaltung.

So wie wir in der Vergangenheit die angegriffenen Gebiete in Griechenland und anderswo verteidigt haben, so werden sie uns jetzt in ihrem Versuch, uns verschwinden zu lassen, gegen sie antreten sehen. Ihr werdet unsere Antwort auf eure Repressionen erleben, so wie es schon seit vielen Jahren der Fall ist.

Im November 1987 wurde das „Biologico-Steki“ von Student*innen besetzt, um dem Bedürfnis nach einem neuen sozialen Raum der Artikulation Ausdruck zu verleihen. Das Steki, das einst für eine Universitätsbibliothek gedacht war, fungierte als selbstverwaltetes Café, Gegeninformationszentrum und als Basis für soziale und studentische Kämpfe.

Von Anfang an waren ihre Zusammensetzung und ihr Wirken vielfältig, denn der Raum wurde von Gruppen mit unterschiedlichen Merkmalen und unterschiedlichen Handlungsweisen genutzt.

In diesen 34 Jahren hat das Steki Student*innen-, Konzert-, Theater-, Radio- und politische Projekte beherbergt. Cafés, Gemeinschaftsküchen, Filmvorführungen, Griechischkurse für Immigrant*innen, Selbstverteidigungskurse usw. wurden hier abgehalten. Viele Kämpfe wurden unterstützt, z. B. gegen die Wehrpflicht, zur Unterstützung von politischen Gefangenen und studentischen Hausbesetzungen, und es wurde versucht, finanzielle Unterstützung für Gerichtskosten, die Bedürfnisse von vierbeinigen Begleiter*innen und medizinische Kosten in Solidarität zu leisten. Das Steki ist bis heute ein Treffpunkt und eine Quelle politischer Bewegung, wobei die Hauptachsen der Selbstorganisation die Anti-Kommerzbewegung, die Solidarität mit den inhaftierten Genoss*innen und die tägliche Forderung nach unserem Leben sind.

Der Angriff auf unsere Räumlichkeiten wird nicht nur nicht unbeantwortet bleiben, sondern auch als Antrieb für einen Gegenangriff dienen, da er uns wieder einmal daran erinnert, dass wir uns in einem ständigen Krieg befinden. Das Narrativ von Ordnung und Sicherheit, das durch die Repressionen jeglicher Art von Bullen und Schläger*innen entsteht, weckt unser Bedürfnis, den Kampf in Solidarität miteinander fortzusetzen.

Wenn ihr glaubt, dass ihr uns zerstören könnt, indem ihr in unsere Räume eindringt, dann lebt ihr in einer Illusion.

Wir werden dafür sorgen, dass ihr dort wieder entfernt wird.

UNSERE IDEEN KÖNNEN NICHT UNTERDRÜCKT WERDEN

UNSERE KÄMPFE WERDEN NICHT GERÄUMT

SOLIDARITÄT MIT HAUSBESETZUNGEN

Biologico Steki, 31. Dezember, 2021


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