
Geschrieben von PuneX für Enough is Enough.
Ich war bereits auf vielen Solidaritätsdemonstrationen für Afrin, die bisher allerdings nur in Deutschland waren. Am letzten Samstag (17.02) aber war ich mit anderen Aktivistinnen in Straßburg, FR.. Vor allem war es komisch, auf einer Demonstration zu sein in einem Land, wo viele Symbole nicht verboten sind, die in Deutschland nicht erlaubt sind. Es ist ein riesiger Unterschied.
Zunächst sind wir stark davon ausgegangen, dass wir auf dem Weg nach Frankreich sicherlich von der Polizei gestoppt werden. Diese spielt sich seit dem Angriff auf Afrin als Handlanger Erdogans auf und hinterfragt ihre Aufgabe offentsichtlich nicht.
Im Bus war für mich eine befremdliche Stimmung, denn die Menschen sangen, tanzten und motivierten sich gegenseitig. Einer meiner in Deutschland groß gewordenen Gefährten, auf kurdisch „hevale“ („Freund“) hat von den Menschen einen kurdischen Namen bekommen, er wurde von diesem Moment an „berxwedan“ genannt, was Widerstand bedeutet. Uns wurde erzählt, dass es oft so ist, das Menschen, die man respektiert, einen solchen Namen gibt. Ebenfalls wurde über die Dispute zwischen Autonomen und Kurd*innen geredet und über die Angriffe der Türkei auf Afrin.
Deutsche Cops stoppten unseren Bus kurz vor der französischen Grenze, aber nach einer kurzen Diskussion mit dem Busfahrer durften wir weiterfahren. Als wir nach Straßburg hineingefahren sind, wurden wir wieder gestoppt, diesmal von französischen Polizisten. Zwei Robocops sind in den Bus gestiegen, einer ging bis zum Ende durch und fragte, ob wir Schlagstöcke dabei haben. Ich drehte meinen Kopf weg und musste mich konzentrieren, dass ich nicht anfange, zu lachen. Im nächsten Moment fragte der Polizist auf französisch, ob jemand französisch sprechen würde. Einer der kurdischen Gefährtinnen sagte leide: „Nein, aber kurdisch.“ „Atmen, atmen, atmen“, jetzt nur nicht lachen. Danach gab es keine weiteren Vorkommnisse.
Circa drei Stunden vor dem Start der Demo waren wir schon ungefähr 1000 Menschen, die sangen, klatschten und tanzten. Es gab Suppe, Tee und Kaffee für alle Menschen. Eine solche Veranstaltung wurde in Köln am 27. Januar verboten. Das Wetter war grausam, kalt und nass und der Himmel sah aus, als würde er über Mordor schweben. Da war der Kaffee meine heizung und mein Antrieb zugleich.
In der Umgebung rund um den Auftaktkundgebungsort waren viele Polizisten mit Sturmgewehren und in der Ferne auch Wasserwerfer. Kein Polizist ging auf den Kundgebungsplatz. Kurz or dem Start der Demo kamen mehrere Vans auf den Platz gefahren und verteilten YPG, YPJ und Öcalan Fahnen. Auch einige PKK Fahnen waren dabei, keine dieser Fahnen ist in Frankreich verboten.
Während der Demonstration kam es dazu, dass einige, anscheinend lebensmüde, Polizisten in die Demo gerockt sind. Die kurdischen Gefährtinnen drängten die Polizisten binnen Sekunden wieder zurück und die Ordner schritten schnell ein.Bei den Polizisten sah man die pure Angst im Gesicht. Es war eine Angst, wie ich sie selten gesehen habe. Die Ordner beruhigten die Situation. An diesem Tag demonstrierten circa 25.000 menschen in Straßburg, darunter höchstens 100 Autonome.
Auf unserer Rückreise wurden wir wieder an der Grenze angehalten, diesmal auf der deutschen Seite. Die Polizisten schauten sich einige Ausweise an und checkten diese. Nach ungefähr 10 Minuten durften wir weiter fahren.