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FREIHEIT FÜR NOUR!

Nour Al-Sameh ist ein 29-jähriger Syrer, der zu Unrecht seit 4 Jahren in Griechenland im Gefängnis sitzt, weil er nach Europa geflüchtet ist. Genauso wie die Kapitänin der SeaWatch, Carola Rackete, hat er gehandelt, um das Leben von Menschen auf einem Boot im ägäischen Meer zu retten, die ohne sein Zutun ertrunken wären.

Nour studierte Business Management in Syrien, verließ aber sein Land aufgrund von Verfolgung und dem hereinbrechenden Krieg in Syrien. Er blieb einige Zeit in der Türkei und lebte dort ohne Unterkunft oder Job unter untragbaren Bedingungen, bis er es am 29.Juli 2015 schaffte, die Türkei zu verlassen.

Seine einzige Möglichkeit, ein Asylgesuch in Europa zu beantragen, bestand darin, das ägäische Meer in einem kleinen Boot zu überqueren. Er war die einzige Person auf diesem Boot, die englisch sprechen konnte. Als das Boot zu sinken drohte, setzte er einen Hilferuf über das an Bord befindliche Walky-Talky ab. Daraufhin wurden die Insassen von der griechischen Küstenwache in Begleitung von Militärkräften (laut Nour trugen die Einsatzkräfte militärische Uniformen und er nimmt an, sie sprachen deutsch) aufgenommen. Das Boot lief in den Hafen der Insel Perya in Griechenland ein, wo Nour der griechischen Küstenwache übergeben wurde. Mit verbunden Augen und in Handschellen gelegt, wurde er von der griechischen Polizei geschlagen, beschimpft und gedemütigt.

Nour wurde im Juni 2016 wegen Menschenhandels angeklagt und zu 315 Jahren Gefängnis und einer Strafe von 3.150.000 Euro verurteilt. Wie in anderen Fällen auch wurde das Strafmaß des Gerichts nach der Anzahl der Leute auf dem Boot bemessen.

Mit der Hilfe eines Freundes gelang es Nour, einen Anwalt zu konsultieren und im November 2017 Einspruch gegen das Urteil einzulegen. Allerdings wies das Gericht von Perya den Einspruch zurück. In einem weiteren Versuch von Nours Anwalt, Gerechtigkeit herzustellen, legte dieser den Fall dem höchsten Gericht Griechenlands, dem obersten Gerichtshof, vor und erbat die Chance, dem Einspruchsgesuch stattzugeben und Nours Geschichte genauer zu durchleuchten. Seit der Anhörung vor dem obersten Gerichtshof im Februar 2019 wartet Nour nun auf eine Antwort auf sein Gesuch.

Nours Fall ist kein Einzelfall. Viele Geflüchtete wurden kriminalisiert, festgenommen und sitzen derzeit in griechischen Gefängnissen, allein aus dem einen Grund, dass sie geflohen sind. Das Legal Center Lesbos dokumentiert solche Fälle (https://legalcentrelesvos.org/category/news/).

„Den angeklagten Individuen wird das Grundrecht auf einen fairen Prozess verweigert, der ihnen laut Artikel 6 der Europäischen Menschenrechtskonvention zusteht, indem ihnen regelmäßig eine adäquate Auswertung sowie eine faire Anhörung verweigert werden und die Verurteilungen auf dem alleinigen Fakt beruhen, dass diese Menschen ein Boot gesteuert haben, als sie versuchten, von der Türkei nach Europa zu gelangen.“

In Nours Fall war es lediglich der Hilferuf, den er absetzte.
Das Christian Peacmaker Team hat außerdem einen Prozess gegen Geflüchtete dokumentiert und kam zu dem Schluss:

„Keiner in dem Gerichtssaal unterstützte das Geschäft des Menschenschmuggels von Geflüchteten. Damit werden immense Profite erzielt, indem hohe Preise für den Transport von Geflüchteten unter äußerst gefährlichen Bedingungen gefordert werden und sie mit viel zu vielen Menschen zusammen auf unsicheren Booten untergebracht werden – häufig ohne funktionstüchtige Rettungswesten ausgestattet oder mit zu wenig Bezin im Motor, um die Küste der griechischen Inseln zu erreichen. Es ist ein grausames Verbrechen gegen diese verletzlichen und verzweifelten Menschen. Aber die Menschen, die in diesem Gerichtssaal angeklagt wurden, waren nicht die Leute, die diese illegalen Geschäfte betreiben und dadurch reich werden.“
(https://cptmediterranean.wordpress.com/2016/12/01/seeing-in-the-greek-courtroom/)

Hier findet sich ein weiterer Artikel, der sich mit dem Problem der ungerechtfertigten Verurteilung von vielen anderen Menschen befasst und höchst wahrscheinlich gibt es noch viele weitere Menschen wie Nour, von denen wir noch nicht gehört haben:
http://www.ekathimerini.com/241858/article/ekathimerini/news/three-arrested-for-migrant-smuggling-in-as-many-incidents

Nour befindet sich immer noch in Haft – ohne jede Hilfe und sein Fall wurde vergessen…

Bitte unterzeichnet seine Petition und teilt sie!

Nour braucht und verdient unsere Solidarität.

Leben zu retten ist kein Verbrechen!

Wir fordern Nours sofortige Freilassung!

Redd Nour Al-Sameh!

Ihr könnt die Petition hier unterschreiben: https://www.change.org/p/european-court-of-human-rights-free-nour-al-sameh (frei übersetzt aus dem Englischen von Lukas Taufer)


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