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Ehemaliges Hotel Marnix während Adev-Demo besetzt – Holt Mokum zurück! [Amsterdam, Niederlande]

Amsterdam. Niederlande. Am 16. Oktober 2021 gingen mehrere tausend Menschen unter dem Motto „Amsterdam Danst Ergens Voor“ (Amsterdam tanzt für eine Sache) auf die Straße. Während des Protests gegen Wohnungsnot und für Freiräume gaben Aktivist*innen bekannt, dass das ehemalige Hotel Marnix in der Marnixstraat 382. ein paar Tage zuvor besetzt worden war.

Ursprünglich veröffentlicht von Pak Mokum Terug! (Holt Mokum zurück!). Übersetzt von Riot Turtle.

Erklärung der Besetzer*innen des „Holt Mokum [1] zurück!“ Kollektivs:

Holt Mokum zurück!

Amsterdam steckt in der Krise. Wohnraum ist unerschwinglich. Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen werden aus der Stadt verdrängt. Es gibt keinen Platz für junge Leute. Die Kommerzialisierung des Stadtzentrums hat Massen von Tourist*innen angezogen, die die Stadt unbewohnbar machen, während sich Immobilienbesitzer*innen, Investor*innen und große Unternehmen unendlich bereichern. Es gibt keinen Platz für alternative Kultur. Amsterdam ist dabei, seine Seele zu verlieren.

Wir, das Kollektiv Holt Mokum zurück! (niederländisch: Pak Mokum Terug!) sind junge Amsterdamer*innen, denen es reicht. Wir wollen den Trend nicht länger hinnehmen, dass nur die Reichen in unserer Stadt leben können. Dass wirtschaftliche und kommerzielle Interessen im Vordergrund stehen. Dass wir unsere Stadt, ihre Kultur, die Art, wie wir leben, nicht selbst gestalten können. Deshalb beanspruchen wir die Stadt, wir beanspruchen den Raum für die Menschen in Amsterdam, wir holen uns Mokum zurück.

Deshalb besetzen wir das ehemalige Hotel Marnix und schaffen dort einen neuen Freiraum: Hotel Mokum. Das Marnix Hotel, das seit Jahren leer steht und stark heruntergekommen ist, steht für alles, was in Amsterdam in den letzten Jahren schief gelaufen ist. Das historische Gebäude befindet sich in den Händen ausländischer Investor*innen, wurde als Billighotel genutzt, um den Einwohner*innen Amsterdams Wohnraum für den Tourismus zu entziehen, und wurde jahrelang so schlecht instand gehalten, dass es völlig verfallen ist. Jetzt ist es nur noch ein Spekulationsobjekt, während junge Menschen, Arbeiter*innen, Künstler*innen und Menschen ohne Eigentum keine Wohnung mehr finden können.

Es ist an der Zeit, drastische Maßnahmen zu ergreifen, um die Wohnungskrise zu bekämpfen und die Seele der Stadt zu erhalten. Das Hotel Mokum wird ein neues kulturelles Zentrum für Kunst, Musik, Spaß, Aktivismus, preiswerte Kultur und Freiheit sein und auch Wohnraum bieten. Das Hotel Mokum steht nun allen offen, die unser Ideal teilen, dass Freiräume für eine lebendige Stadt unverzichtbar sind: unser Ideal einer offenen, freien und rebellischen Stadt, die ihre Bewohner*innen selbst gestalten. Denn es sind die Amsterdamer*innen, die Amsterdam machen, und nicht die Spekulant*innen und multinationalen Konzerne, die wirtschaftlich davon profitieren.

Wir wollen das Ruder herumreißen. Wir glauben, dass Freiräume, die in der Nachbarschaft verwurzelt und offen für die Bewohner*innen und ihre Bedürfnisse und Initiativen sind, die Stadt stärken. Wir können nicht darauf warten, dass die Stadtverwaltung das einsieht. Wir besetzen Häuser, weil der Bedarf zu groß ist. Wir besetzen Häuser, weil wir nicht länger zusehen können, wie Kommerzialisierung und Gentrifizierung die Stadt zerreißen. Wir besetzen Häuser, weil Wohnen ein Recht und kein Privileg ist.

Das Hotel Mokum wird ein Ort für die Menschen in Amsterdam sein. Offen und zugänglich, öffentlich und anti-kommerziell, wo wir lebendige, originelle, überraschende, befremdliche, kämpferische, kreative und innovative Programme veranstalten werden. Das Hotel Mokum ist offen: für Anwohner*innen, Interessierte und Mitstreiter*innen.

Holt Mokum zurück!

Updates: Hotel Mokum auf Twitter: @hotelmokum.

Fußnoten

[1] Mokum (מקום) ist das jiddische Wort für „Ort“ oder „sicherer Hafen“. Es ähnelt dem hebräischen Wort makom (מקום, „Ort“), von dem es abgeleitet ist. Im Jiddischen wurden die Namen einiger Städte in den Niederlanden und in Deutschland zu Mokum abgekürzt und mit dem ersten Buchstaben des Stadtnamens versehen, der in das hebräische Alphabet transkribiert wurde. Städte, die auf diese Weise benannt wurden, waren Amsterdam, Berlin, Delft und Rotterdam. Mokum, ohne Aleph, wird in den Niederlanden immer noch häufig als Spitzname für die Stadt Amsterdam verwendet. Der Spitzname wurde zunächst für Bargoens gehalten, eine Form der niederländischen Umgangssprache, aber im 20. Jahrhundert verlor er seinen negativen Klang und wird heute von den Amsterdamern als Spitzname für ihre Stadt in einem gefühlsbetonten Kontext verwendet. https://en.wikipedia.org/wiki/Mokum

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