
Fast jeden Tag entgleisen in Russland Züge – allein im letzten Monat 78 Waggons. Das Titelfoto stammt zum Beispiel von der Strecke Lunevo-Porkhov in der Region Pskov, wo am 24. Juni 13 Waggons entgleisten, die angeblich Sprengstoff geladen hatten (die Bremse funktionierte nicht zur rechten Zeit). Ihr seid herzlich eingeladen, das Team dieser Rubrik beim Wiederaufbau ihrer Gemeinde in Charkiw und bei der humanitären Hilfe für die Zivilbevölkerung zu unterstützen, die in diesen vier blutigen Monaten noch immer täglich von russischen Raketen angegriffen wird. Bitte beteiligt euch an dieser Spendenaktion.
Ursprünglich veröffentlicht von Libcom. Geschrieben von Assembly. Übersetzt von Riot Turtle.
Zu Beginn des Krieges, während der Kampfhandlungen im nördlichen Teil des Landes, ereignete sich in Belarus das Gleiche. Am 19. März war der Eisenbahnverkehr zwischen dem Land und der Ukraine bereits von Arbeiter*innen lahmgelegt worden, und am 8. April bestätigte das belarussische Innenministerium mehr als 80 „Terror- und Sabotageakte“ auf die Eisenbahninfrastruktur der Republik, und dass „alle Angriffe eine ähnliche Handschrift“ hätten.
In Belarus können nun drei „Eisenbahnpartisan*innen“ zum Tode verurteilt werden, die beschuldigt werden, in der Nacht vom 28. Februar auf den 1. März vor der Durchfahrt des Zuges mit Waffen ein Relaisgehäuse in Brand gesetzt zu haben. Das Ermittlungskomitee gab den Abschluss der Ermittlungen bekannt. Ihnen werden vier Artikel zur Last gelegt: Beteiligung an einer extremistischen Gruppierung; Terroranschlag; Hochverrat; vorsätzliche Demontage der Kommunikationsmittel, die schwerwiegende Folgen nach sich zog. Nach Angaben des Menschenrechtszentrums „Viasna“ handelt es sich um die so genannten „Svetlogorsk-Partisan*innen“ Dmitry Ravich, Denis Dikun und Oleg Molchanov. Die Angeklagten sind 29, 33 und 51 Jahre alt. Die Männer befinden sich jetzt in Untersuchungshaft, ihr Hab und Gut wurde beschlagnahmt.

„Sie wollten der Ukraine wenigstens irgendwie helfen, diese Technik zu stoppen, damit sie nicht weiter verbreitet wird. 11 Personen sind in den Fall der „Eisenbahnpartisan*innen“ verwickelt. Jetzt werden die ersten drei verurteilt. Für mich sind diese Menschen Held*innen. Sie haben nicht still gesessen, wie „Sofatruppen“. Wenigstens haben wir versucht, etwas zu tun“, sagt der Bruder von Denis.
Unterdessen wird die Versorgung der Besatzungstruppen aus dem Fernen Osten immer schwieriger. Vor zwei Tagen entgleisten 14 Waggons eines Güterzuges auf dem Abschnitt Sgibeevo – Bolshaya Omutnaya in der Region Amur. Durch den Vorfall wurden die Gleise des Nachbargleises beeinträchtigt und die Oberleitung beschädigt. Der Verkehr auf diesem Abschnitt wurde eingestellt, der Personenzug Moskau-Wladiwostok hatte Verspätung. Die Transsibirische Eisenbahn – die größte Eisenbahnstrecke der Welt und eine der wichtigsten Transportrouten zwischen Russland und China – war somit vorübergehend stillgelegt!

An der Beseitigung der Folgen waren 330 Streckenarbeiter*innen und eine Menge Ausrüstung beteiligt, die von drei anderen Bahnhöfen angereist waren. Dies ist der zweite Vorfall auf der Transsibirischen Eisenbahn, an dem Güterzüge beteiligt waren: Am 11. Juni kippten auf dem Streckenabschnitt Krasnojarsk weitere 24 Güterwagen um, die Ursache des Vorfalls wurde nicht genannt.
Die meisten solcher Fälle in ganz Russland, wie die beiden genannten, wurden nicht von ein Bekennerschreiben begleitet. Die Anarchokommunistische Kampforganisation (BOAK) berichtete am 28. Juni im eigenen Telegramm-Kanal über ihre zweite Aktion einer Eisenbahnblockade von Militärobjekten nach einer ähnlichen Aktion vor einem Monat in der Nähe von Sergiyev Posad:



„Die BOAK-Wladimir-Zelle übernimmt die Verantwortung für den Sabotageakt an der Eisenbahnlinie, die zur Militäreinheit 55443 VD Barsovo (51. Arsenal der Hauptdirektion für Raketen und Artillerie des Verteidigungsministeriums der Russische Föderation) bei Kirzhach führt.
Im Gegensatz zum vorangegangenen Anschlag, bei dem wir die Verantwortung übernahmen, ohne das Ergebnis abzuwarten (wir beschlossen, die Information zu veröffentlichen, um allen Guerillas zu zeigen, wie einfach das Ziel zu erreichen war), wählten wir für die folgenden Aktionen die Strategie, das Ergebnis abzuwarten und unseren Bericht erst dann zu veröffentlichen, wenn entweder ein Erfolg erzielt wurde oder die Tatsache, dass die Sabotage entdeckt wurde, nicht bekannt wird.
Leider haben wir in diesem Fall zuverlässige Informationen erhalten (ein Video eines Abonnent*inn – Ein Abonent*in vom BOAK Telegram Kanal, Enough14 -, anscheinend eines Autofahrer*ins, der an diesem Abzweig entlang gefahren ist), dass die Sabotage am Abend des 25. Juni entdeckt wurde.
Aber auch in dieser Form schadeten die Sabotageakte dem Feind, indem sie den Transport von Zügen mit militärischem Gerät verzögerten und wirtschaftliche Schäden verursachten, da die Eisenbahnstrecken wiederhergestellt werden mussten.
Was wurde ausgeführt:
34 Muttern (17 auf jeder Seite), die die Schiene halten, wurden abgeschraubt
4 Muttern, die die Verbindungsstelle verbinden, wurden abgeschraubt.
Die Schiene an der Verbindungsstelle wurde angehoben, auf die Verbindungsplatte gelegt (damit sie nicht herunterfällt) und zur Seite gelegt.
Die Schienen wurden mit einem Draht miteinander verbunden, für den Fall, dass ein Signalstrom entlang der Schiene übertragen wird, um eine Unterbrechung zu erkennen (dank der Hinweise von Abonnent*innen).
Wir rufen alle dazu auf, sich dem Krieg der Schienen anzuschließen!
Jeder angehaltene Zug ist ein Minus an Granaten und Raketen, die in friedliche ukrainische Städte fliegen könnten“.
Natürlich kann die Russische Eisenbahn AG unter Berücksichtigung des Zustands der Schwellen und der sonstigen Infrastruktur ihre Züge oft auch perfekt außer Betrieb setzen. Aber das ist nicht genug. Sie brauchen maximale Hilfe in dieser wichtigen Angelegenheit.
Siehe übrigens auch den jüngsten Bericht aus Charkiw, in dem geschildert wird, wie die Zerstörung der Straßenbahnlinie durch die Stadtverwaltung zugunsten des Individualverkehrs die Bevölkerung gegen sie mobilisiert hat.
Darüber hinaus könnte euch dieses Material über die heißen Kämpfe in der Ostukraine im Winter 1917-1918 entlang der Eisenbahnlinien und über die Rolle der Anarchist*innen bei den revolutionären Umwälzungen interessieren.
Die imperiale Kriegsmaschinerie muss im Graben liegen!