
Am 17. November 2018 explodierte vor den Augen vieler Beobachter*innen eine neuartige Bewegung und überraschte die Gewerkschaften und politischen Parteien, die überzeugt waren, ein Monopol auf Protest zu haben: die Bewegung der Gilets Jaunes (Gelbwesten).
Ursprünglich veröffentlicht von Contre Attaque. Übersetzt von Riot Turtle.
Offiziell 287.710 gab es Demonstrant*innen, wahrscheinlich waren es zehnmal mehr, sie hatten sich auf 2000 Kreisverkehre im ganzen Land verteilt und neue Räume für Diskussionen geschaffen. Die Demonstrant*innen waren sehr unterschiedlich, viele von ihnen waren es nicht gewohnt, zu protestieren. Wir alle erinnern uns an den Aufruf des LKW-Fahrers Ghislain Coutard, der ein Demonstrationssymbol improvisierte, die gelbe Sicherheitsweste. Seine Wut und sein genialer Aufruf „Wir haben alle eine gelbe Weste im Auto! Legt sie die ganze Woche über vor euch auf eurem Armaturenbrett ab. Es wird ein kleiner Farbcode sein, der zeigt, dass ihr die Bewegung unterstützt“.
In den darauffolgenden Wochen kam es zu einem seltsamen Phänomen: Wir schauten uns alle auf der Straße an, als ob wir nachzählen wollten wieviele wir sind. Und wir sind viele… Den Rest kennen ihr schon: 65 Wochen Mobilisierung, Tausende von verletzten Demonstrant*innen und schätzungsweise 1.800 Verletzte bei den Sicherheitskräften. Die Mobilisierung war beispiellos, aber auch die gewaltsame Niederschlagung.
Allein im Jahr 2018 hat die Polizei 19.071 LBD-Kugeln verschossen und 5.420 Granaten abgefeuert. Totale Repression. Die Siege sind leider nicht so zahlreich. Obwohl die CO2-Steuer auf Brennstoff beerdigt wurde, blieb die Liste der 42 Forderungen weitgehend unbeachtet.
Die wenigen Maßnahmen, die auf dem Schein- Bürger*innenversammlung gerettet wurden, wurden durch Änderungen im Parlament weiter ausgehöhlt. Wir sind nicht sicher, ob es das war, was die Gilets Jaunes im Sinn hatten, als sie mehr direkte Demokratie forderten.
4 Jahre später gibt es die meisten der ursprünglichen Gilets Jaunes-Gruppen nicht mehr, aber einige Aktivist*innen sind nach wie vor aktiv und zögern nicht, andere militante Kollektive zu unterstützen. In Anbetracht ihres chaotischen Verlaufs bleibt festzuhalten, dass die Gilets Jaunes-Bewegung es verstanden hat, allen alten Bewegungen auf der Straße zu zeigen, dass es notwendig ist, die Art und Weise der Mobilisierung zu erneuern. Eine Lektion, die noch lange nicht umgesetzt ist, wenn wir den Erfolg des letzten Aufrufs der CGT in Frankreich betrachten…
Es wäre gut, das Monopol der Mobilisierungen nicht wieder diesen Gewerkschaftsorganisationen zu überlassen, die in der Regel nette Demonstrationen organisieren und dann wieder gehen. Der Erfolg der Sainte-Soline-Mobilisierung zeigt es, wir müssen auf eine andere Art kämpfen. Mobilisiert Leute, die unterschiedliche Strategien anwenden und schafft Zusammenhalt zwischen „friedlichen“ und „entschlossenen“ Protesten. Die Gilets Jaunes wussten, wie man auf die glühende Asche der sozialen Bewegungen bläst, jetzt liegt es an uns, die Dinge zu entzünden!
Contre Attaque, 17. November, 2022





















