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Infoshop #Ljubljana: Wie Mensch verstehen kann, was am 05. November in Ljubljana passiert ist

Ljubljana. Slowenien. Text vom Infoshop in Ljubljana über die Geschehnisse am 05. November, 2020.

Ursprünglich veröffentlicht von Unknown Biker.

Heute Abend (05. November, 2020, Enough 14)gab es in Ljubljana Unruhen. Ähnlich wie seit Wochen in anderen europäischen Städten, wo Menschen gegen die autokratischen Maßnahmen von Regierungen protestieren, die sich mehr für Repressionen zum Schutz des Kapitals und der Interessen der Eliten, als für die öffentliche Gesundheit einsetzen, um Menschen vor dem Virus zu retten. Viele Menschen hatten bereits vor der Coronakrise einen schweren Stand: keinen Job, kein Geld für die Miete, keine Zukunft. Heute Abend waren viele von ihnen auf den Straßen. Jung und wütend. Arbeiter*innen aller Art.

Diejenigen eben, die nicht durch die bisherigen Proteste angesprochen wurden, da die Proteste nur darauf abzielten, die Zusammensetzung der Regierung zu ändern. Ähnlich wie also die Proteste am Freitag diese Jungendlichen nicht ansprachen, hat ihre Form des Protestes heute nicht viele angesprochen. Viele Menschen blieben bereits im vorhinein zu Hause. Auch wir haben an diesem Protest nicht teilgenommen. Dies bedeutet aber nicht, dass ihre Wut und die Art, wie sie die Wut ausdrücken in irgendeiner Weise weniger legitim sind als andere Formen der Demonstration oder des Protestes, die wir bisher erlebt haben.

In den kommenden Tagen wird es eine Reihe von Verschwörungstheorien um und über diese Unruhen geben, darüber ob es sich um eine Provokation aus dem Ausland handelte oder aus rechten oder linken Gruppen. Wer alles an den heutigen Protesten beteiligt war, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Es ist aber die Aufgabe von uns allen, die seit Monaten und Jahren auf der Straße sind, diesen Verschwörungstheorien keinen Glauben zu schenken.

Wenn diese Art von sozialem Konflikt auftritt, an den wir nicht gewohnt sind und wie sie heute auftraten, glauben wir lieber daran, dass es einen tieferen und komplexeren Grund dafür gibt oder eine Gruppe, die alles lenkt. Aber manchmal ist das einfach nicht der Fall. Manchmal brennen bei Menschen einfach die Sicherungen durch. Sie sind geprägt von jahrelanger Belästigung und Repressionen in den Parks neben ihren Wohnblocks, von den vielen nationalistischen Beleidigungen, von der jahrelangen harten Arbeit, die nicht einmal das Überleben sichert, geschweige denn ermöglicht ein anständiges Leben zu führen.

Die Frage und Herausforderung die vor uns liegt ist nicht, wie wir uns voneinander distanzieren, sondern wie sich unsere Wut und Ängste begegnen können. Lasst uns am Ende des Tages nicht vergessen, dass unser gemeinsames Problem nicht die jungen Menschen sind, die heute Abend von ihren Emotionen überwältigt wurden, sondern der Kapitalismus und die autoritäre Regierung.

Text von der Seite „Proti policijski uri“ auf Facebook

Trotz aller Propaganda und Manöver der Behörden und des Staates ist es notwendig, den Menschen zu vertrauen und nicht jeder Provokation zum Opfer zu fallen, gegen die sie uns aufstacheln. Es gibt keinen Grund nicht daran zu glauben, dass die Absichten der Teilnehmer*innen des heutigen Protests aufrichtig und gut gemeint waren. Glauben Sie nicht allen Geschichten, die der Öffentlichkeit genau mit der Absicht vorgelegt werden, um Verwirrung zu stiften.

Für uns gibt es nicht nur einen akzeptablen Weg, um zu protestieren. Wir verstehen, dass sich Menschen auf unterschiedliche Art und Weise ausdrücken. Deshalb unterstützen wir alle Formen des aufrichtigen Protests!

Wir fordern alle liberalen Menschen auf, zweimal nachzudenken, bevor sie die heutigen Proteste wegen dem verurteilen, was Sie ausdrücken wollen. Wenn Sie etwas nicht wissen und verstehen, bedeutet dies nicht, dass eine Verschwörung dahinter steckt. Bleibt lieber ruhig und hört zu, jetzt spricht die Straße. Es ist klar, dass die Polizei der Feind ist. Sie sind ein Werkzeug der Elite und ein Hindernis zwischen Menschen und der Möglichkeit eines anderen Lebens.

Es gibt keine schlechten Demonstranten, nur schlechte Bullen!




Wir haben zwei Solidaritäts-T-Shirts (Bilder unten) für das Enough Info-Café entworfen. Ihr könnt die Enough Info-Café-Solidaritäts-T-Shirts hier bestellen: https://enoughisenough14.org/product/t-shirt-wir-werden-nicht-zur-normalitat-zuruckkehren-schwarz/ und https://enoughisenough14.org/product/t-shirt-wir-sind-ein-bild-aus-der-zukunft-schwarz/

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