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Was tatsächlich in Bristol geschah – und wie ein Narrativ aufgebaut wird

Grossbritannien. Bristol. Es ist leicht, ein Gefühl von Déjà-vu zu bekommen, wenn man nach Hause kommt und anfängt, Presseberichte und Twitter-Accounts von einer Demonstration zu lesen. Aus diesem Grund schreibe ich, während ich über die Ereignisse in Bristol an diesem Sonntag schreibe, auch über Dutzende von anderen Demonstrationen im Laufe der Jahre. Ich hoffe, ihr werdet euch mit mir auf einen Streifzug durch die Ereignisse einer Demonstration begeben und darüber, wie Presse, Polizei, Politiker:innen und ihre Cheerleader:innen ein Narrativ darum herum konstruiert haben.

Ursprünglich veröffentlicht von Bristol Anarchist Federation. Übersetzt von Übersetzt von Riot Turtle.

Der Aufbau

Die Wut über den Missbrauch durch Polizei und Regierung hat seit den britischen BLM-Demonstrationen vom Sommer 2020 im Stillen gebrodelt. Während die Straßen ruhiger waren, hat die rassistische und sexistische Polizeiarbeit sich fortgesetzt. Der Mord an Sarah Everard, wahrscheinlich durch einen Polizeibeamten, führte zu einem Herausströmen sowohl von Trauer als auch von lauter (aber immer noch verhaltener) Wut. Wut auf die sexistische Gewalt, die Frauen tagtäglich erleben, und auf ein sogenanntes Justizsystem, das dieses Leid bestenfalls ignoriert, aber allzu oft auch dazu beiträgt. Die größte der Mahnwachen, die auf den Mord folgten, fand am Samstag, den 13. März, auf Clapham Common statt.

Wie zum Beweis des letztgenannten Punktes griff die Polizei die Mahnwache an. Sie warteten, bis die Zahl der Teilnehmer:innen der Mahnwache kleiner war, bis die Dunkelheit eintrat und bis sie genug Kräfte aufgebaut hatten, um die noch anwesende Menschenmenge zu überwältigen. Die Berichte und Bilder von diesen Angriffen verbreiteten sich, und das schuf ein Problem für die Polizei. Es schuf auch ein Problem für ihre Chefs in der Regierung, da sie hofften, im Stillen ein Gesetz zu verabschieden, das darauf abzielte, die Befugnisse der Polizei zu erhöhen, um Proteste, Nomad:innen und diejenigen, die Denkmäler beschädigen, gezielt zu bekämpfen.

Die Erzählung fängt an

Zunächst reagierte die Presse auf den Angriff auf die Mahnwache, indem sie im „Passiv“ darüber berichtete. In den Berichten hieß es „Zusammenstöße bei einer Mahnwache“ oder „Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei“. Worte, die sorgfältig gewählt wurden, um nicht zu verraten, wer die Zusammenstöße begonnen hatte (die Polizei) und wer am meisten von der Gewalt betroffen war (die Teilnehmer:innen der Mahnwache). Obwohl es sich technisch gesehen nicht um eine Lüge handelt, soll hier vermieden werden, die Polizei zu beschuldigen oder anzudeuten, dass die Demonstrant:innen die Schuld tragen. Hätten die Demonstrant:innen die Gewalt tatsächlich angezettelt, würde in den ersten Berichten natürlich genau das stehen: „Menschenmenge greift Polizei an“. – Und, Moment. Demonstrant:innen? Das war jetzt der zweite Wortschwindel. Menschen, die an einer Mahnwache teilnehmen, klingen nicht sehr bedrohlich oder ungesetzlich, Mahnwache ruft Bilder von Blumen, Trauerreden, Kerzen, Traurigkeit hervor. Eine zutreffende Beschreibung dessen, was sich auf Clapham Common abgespielt hatte, aber nicht die nützlichste, wenn man die Polizei positiv darstellen will. So entschieden sich viele Nachrichtenagenturen dafür, alle Anwesenden als „Demonstranten“ zu bezeichnen. Politiker:innen, wie die Innenministerin Pritti Patel, waren schnell dabei, die „Gewalt“ zu verurteilen, die von „Demonstranten“ bei einer „ungesetzlichen Versammlung“ verursacht wurde, und die Presse wiederholte pflichtbewusst diese Behauptungen, oft unkritisch.

Das war jedoch nicht genug, auch wenn es als Protest dargestellt wurde, hatten die Leute die Bilder gesehen, und die meisten würden zustimmen, dass ein Mord es wert ist, zu protestieren. Als nächstes brauchen wir die Zitate der Polizei. Manchmal sind das Lügen, aber oft sind es selektive Wahrheiten, die helfen, eine irreführende Erzählung aufzubauen. Das Ziel ist es, die Mahnwache weiterhin als gefährlich darzustellen und die Anwesenden in eine „gute“ und „schlechte“ Gruppe zu spalten.

Zuerst werden sie über Verletzungen der Polizei berichten: „Sechs Polizisten wurden aufgrund des Protests medizinisch versorgt“, sagen sie vielleicht. Schauen wir uns an, was sie nicht sagen. Inwiefern verletzt? Wurden sie von einem wütenden Demonstrant:in mit einem Baseballschläger niedergeschlagen… oder wurden sie durch Dehydrierung ohnmächtig, stolperten und brachen sich eine Rippe an einem Schild, verfingen sich mit der Hand in einer Autotür oder brachen sich einen Finger, als sie jemandem auf den Kopf schlugen? Wenn ihr denkt, dass ich übertreibe, wie die Polizei Verletzungen meldet, empfehle ich euch dringend, diesen Bericht von einem Klimacamp 2008 zu lesen. Dies ist eine nützliche Taktik für sie, da es sehr selten ist, dass Zahlen erfasst werden, wie viele Demonstrant:innen verletzt wurden, und die Annahme kann sein, dass dies bedeutet, dass diese Zahl Null ist, und die Polizei war somit auf der Empfängerseite mehr Gewalt ausgesetzt als sie selbst eingesetzt hat.

Zweitens werden sie versuchen, Gerüchte zu verbreiten, dass, während, ja, die meisten der Tausenden von normalen Menschen anwesend waren und die Sache unterstützen, und wahrscheinlich nicht von der Polizei angegriffen werden sollten, dass eine Minderheit dieser Menschen anwesend war. Wer sind diese Leute? Das spielt kaum eine Rolle. Wer auch immer der Buhmensch des Tages ist. Black Lives Matter, Antifa, Extinction Rebellion, Anarchist:innen, „Hardcore-Feminist:innen“. Es ist ziemlich normal, dass jemand an Veranstaltungen zu verschiedenen Themen teilnimmt, ohne einen geheimen Plan zu haben, sie zu „kapern“ und unschuldige Menschen in die Irre zu führen… natürlich. Nochmal. Das ist nicht wichtig. Was wichtig ist, ist, dass es die Dämonisierung und das Othering jener erlaubt, welche verprügelt und verhaftet wurden. Sie waren keine Leute wie du und ich, Leute, die zu Recht besorgt sind über Gewalt gegen Frauen und über die Überlastung der Polizei. Sie waren, hardcore agitierende anarcha feministischen BLM Rebell:innen!

Drittens werden sie verzweifelt versuchen, die Schuld auf die Opfer der Polizeigewalt zu schieben. Sie werden darüber reden, wie die Demonstrant:innen anfingen zu schreien, als die Polizei einmarschierte (wie schrecklich), oder dass sie Schimpfwörter auf ihren Plakaten hatten (oh je!). Dass die Veranstaltung eine „gesetzeswidrige Versammlung “ war, und dass es diese heimtückischen Mahnwachen-Teilnehmer:innen sind, die sich schämen sollten. Sie werden unter keinen Umständen zugeben, dass die Polizei eine ansonsten ruhige Situation eskaliert haben könnte oder anderweitig gehandelt hat, um die Dinge zu verschärfen. In der Vergangenheit sind Polizei und Medien sogar so weit gegangen, zu behaupten, dass die Polizei das Recht hatte, einen Mann im Rollstuhl anzugreifen, weil er „aggressiv“ auf sie zurollte.

An diesem Punkt kommen die „Meinungsartikel“ in den Zeitungen, die Leitartikel, die endlosen ungeprüften Berichte in den sozialen Medien, hier ist es einfacher zu lügen. Die frühe Berichterstattung mag mit der Wahrheit tanzen, aber in den folgenden Tagen wird „Antifa-Supersoldaten entführen Mahnwache und starten Angriff auf Polizisten“ als akzeptabel angesehen, um es zu drucken oder online zu teilen. Darauf folgt das ‚friendly fire‘, die besorgte Kritik von Leuten, die behaupten, ‚auf der Seite der Sache‘ zu stehen, aber entweder die Erzählung gekauft haben oder einfach nur seriös aussehen und politisch punkten wollen. Kommen wir nun zurück zum Thema des Tages…

Was tatsächlich in Bristol geschah

Seit über einer Woche versammelten sich allabendlich Menschen auf dem College Green, um um Frauen zu trauern, die durch sexistische Gewalt getötet wurden, und um gegen die Mitschuld der Polizei an sexistischen und anderen Formen von Gewalt zu protestieren. Parallel dazu teilten viele einen anonymen Aufruf zu einer Demonstration gegen das Polizei, Kriminalität, Verurteilung und Gerichte Gesetz unter dem Slogan #KillTheBill. Die Demo gab ausdrücklich an, keine Organisatoren zu haben, also gab es niemanden, den die Polizei unter Druck setzen konnte, um sie abzusagen, nur Aufrufe von Dutzenden von Gruppen und Nachrichtenorganen.

Am Sonntag, ab 13.30 Uhr, begannen sich Menschen in der Nähe von College Green zu versammeln. Die Polizei begann, sich Einzelpersonen und kleinen Gruppen zu nähern, forderte sie auf, zu gehen, drohte mit Geldstrafen oder Verhaftung oder bat sie, sich einer Befragung zu unterziehen. Sie zogen sich jedoch schnell zurück, als die Menschenmenge wuchs. Kurz nach 14:00 Uhr waren über 5000 Menschen auf der Demonstration (die größte Demo seit der 15.000+ BLM-Demo im letzten Sommer).

In den nächsten Stunden bewegten sich die Menschenmassen durch das Zentrum von Bristol mit einer Partyatmosphäre, die etwas klischeehaft für unsere Stadt ist. Gesänge, Lieder, Samba, Soundsysteme und ja, mehr als ein paar Schimpfwörter waren die akustische Untermalung für eine unglaublich vielfältige Mischung aus plakatschwenkenden Bristoler:innen. Viele schliefen ein oder ließen sich auf dem Rasen im Schlosspark nieder. Um 18:00 Uhr gingen die, die noch unterwegs waren, den Hügel neben den Galleries hinunter in Richtung des zentralen Polizeireviers von Bristol – Bridewell.

In den ersten zehn Minuten nach dem Eintreffen des Protests in Bridewell sind nur etwa ein Dutzend Polizist:innen anwesend, nicht in Kampfmontur, und verteilen sich vor dem Eingang des Polizeireviers und ein paar geparkten Wannen, von denen einer schon schnell weggefahren wurde, einer blieb leer. Ein oder zweihundert Menschen setzten sich vor dem Polizeirevier hin und skandierten und schimpften, diese Gruppe war überwiegend jung und bestand vor allem aus Frauen, der Rest der Demonstrant:innen stand auf der anderen Straßenseite des Reviers oder verteilte sich auf dem Bürgersteig in Richtung Revier. Obwohl die Polizei in der Minderheit war, etwa 90:1, wurde sie von niemandem angegriffen. Niemand drängte sich an ihnen vorbei zum unbewachten Eingang oder warf Steine an die GLASWÄNDE des Polizeireviers.

An diesem Punkt traf die erste größere Welle zusätzlicher Polizeikräfte ein, Dutzende Bereitschaftspolizist:innen und ein halbes Dutzend Reiterstaffel. Sie begannen, die Menge zurückzudrängen, umzingelten und isolierten Teile davon. Sie stießen Leute um, drängten sie zurück und einige Polizist:innen schlugen auf die Menge ein. Trotzdem blieben die Demonstrant:innen, obwohl sie angespannt waren, zurückhaltend. Viele Menschen saßen immer noch auf dem Boden oder tummelten sich an den Mauern. Die meisten Vergeltungsmaßnahmen aus der Menge während dieser 20 Minuten langen Stand-Off-Phase bestanden aus „Schämt euch“-Sprechchören und einigem Schaukeln der einsamen Wanne.

An diesem Punkt, gegen 18.40 Uhr, hatte die Polizei die Wahl, sich defensiv aufzustellen, um ihr Revier zu schützen, sich vielleicht sogar ein wenig zurückzuziehen, oder zu eskalieren und eine gefährliche und zunehmend gewalttätige Situation zu schaffen. Sie entschieden sich für Letzteres und schickten die Hunde los, buchstäblich im Fall der Hundeeinheiten und metaphorisch im Fall der menschlichen Beamten, die mit Schlagstöcken auf die Menge losgingen, auf die Köpfe der Stehenden einschlugen, Leute auf dem Boden traten und dabei sogar eine junge Frau schlugen, die auf dem Boden saß, die Hände hob und sagte, dies sei ein friedlicher Protest.

Das geht natürlich einfach nicht! Es malt die Polizei in einem schlechten Licht, so dass die Narrative aufgebaut wird, die die Wahrheit verschleiern. Nachrichtenredakteur:innen, Politiker:innen, leitende Polizeibeamte, die Twitter Troll:innen, Medien Persönlichkeiten mit Talkshows und Click-Bait-Kolumnen, alle werden aufmerksam. Sie sagen: „Demonstranten stoßen mit der Polizei zusammen“ oder „Zusammenstöße vor dem Polizeirevier in Bristol während der Proteste“, als ob die Proteste Zusammenstöße verursacht hätten, ohne dass es überhaupt jemanden gegeben hätte, mit dem man zusammenstoßen konnte!

Ich glaube dass der Kampfbereitschaft, den der Protest in sich trug, die Polizei überraschte. Anfangs relativ passiv (die Ankunft der Polizeihunde wurde von einem Paar in der Menge begrüßt, das versuchte, sie mit Pizza zu füttern), als die Polizei die Samthandschuhe auszog und wirklich loslegte, schlugen die Leute zurück. Schlagstöcke, Pfefferspray und Schutzschilder wurden mit Fäusten und Stöcken beantwortet. Die Wannen, die in die Menge fuhren, wurden mit Flaschen und Sprühfarbe angegriffen. Ein weiterer wichtiger Punkt in der Berichterstattung, der das falsche Narrativ aufbaut, ist, dass die BBC zunächst einen Artikel veröffentlichte, der darüber berichtete, wie die Polizeiwagen angegriffen wurden, nachdem sie in die Menge gefahren waren. Sie bearbeiteten den Artikel, um lediglich zu sagen, dass die Polizeifahrzeuge angegriffen wurden. Eine sehr unterschiedliche Darstellung, richtig?

Während des Chaos ließ jemand ein paar Feuerwerkskörper in der Menge los, potentiell gefährlich, aber weniger gefährlich als die Polizeihunde, die zu diesem Zeitpunkt erschrocken über die lauten Geräusche weggebracht wurden. Sicherer für die Demonstrant:innen, sicherer für die Hunde und sogar sicherer für die Polizist:innen, von denen mindestens einer fast von seinem Schützling kastriert worden wäre (Warnung Facebook-Link). Eine der ersten Medienerzählungen, welche dominierte, war, dass die Demonstrant:innen die Tiere der Polizei gefährdeten, nun, es war die Polizei, die sie dorthin brachte und sie als Waffen eingesetzt hat. In der Tat waren die Reiterstaffel noch sechs Stunden nach Beginn der Demonstration auf der Straße (die Pferde wurden nicht verletzt), so dass entweder nie eine Gefahr für sie von der Menge ausging, oder die Polizei entschied sich, sie die ganze Nacht über wiederholt in Gefahr zu bringen.

Der oben angesprochene isolierte Wanne wurde besprüht und dann angezündet. Erstaunlich, wie vergesslich die Polizei bei jedem größeren Protest mit einem oder zwei Fahrzeugen ist. Neue Wannen reihten sich vor dem Polizeirevier auf, während die Bereitschaftspolizei die Straßen füllte. Nach einer kurzen Flaute ging es wieder los, die Polizei war sich ihrer Sache nicht mehr so sicher, denn die Menge hatte sich nicht einfach vor ihren Schlagstöcken und dem Pfefferspray verbeugt. Die Leute schafften es bis zu den großen Glaswänden und zertrümmerten ein paar Scheiben (ich hörte einige Berichte, dass Leute sogar ins Innere gelangten). Andere besprühten Fenster, die sie erreichten, indem sie den Teil der Polizeistation erklommen, der aus Backstein besteht, aber nur ein Stockwerk hoch ist. Die Polizei sicherte schnell die Vorderseite des Reviers, war aber nicht willens oder in der Lage, die Menge zu zerstreuen oder sie in Ruhe zu lassen. Nach einer Stunde waren sie in die Seitenstraßen zurückgedrängt worden. Viele Demonstrant:innen waren verletzt und andere verängstigt, aber es war herzerwärmend zu sehen, wie gut die Menschen aufeinander aufgepasst haben. Spontan wurden Erste-Hilfe-Stationen eingerichtet, Vorräte wurden geteilt, und die Leute sorgten dafür, dass die am schlimmsten Verletzten aus dem Gebiet gebracht wurden, oft unter Gefahr für sich selbst. Es kam zu stundenlangen Auseinandersetzungen, und mindestens ein weiteres Polizeifahrzeug ging in Flammen auf. Gegen 20.00 Uhr bat die Polizei verzweifelt darum, dass sich alle Beamten, die für den Einsatz bei Ausschreitungen ausgebildet waren, zum Dienst melden sollten, und viele Beamte waren um Mitternacht immer noch auf den Straßen.

Was ist von all dem zu halten?

Wir können das Narrativ der Mainstream-Medien nicht kontrollieren, indem wir einfach versuchen, ihren Regeln zu folgen. Es spielt keine Rolle, wie wir uns verhalten, wenn die Polizei uns angreift, werden die Medien uns als gewalttätig darstellen. Wir sollten bereit sein, unser eigenes Narrativ so schnell wie möglich zu veröffentlichen, bevor sich ein falsches Narrativ in den Stunden und Tagen nach einem Protest verfestigt, aber mit der Dominanz von nur einer Handvoll riesiger Medienkonzerne ist das immer ein schwieriges Unterfangen.
Allerdings ist das Mediennarrativ ebenso vorhersehbar wie realitätsfremd. Das ist etwas, das wir den Leuten, mit denen wir uns unterhalten, erklären müssen. Wir wissen besser, wie die Polizei ist, als irgendein Journalist, der in einem Büro in London sitzt und mit Copy-Paste und wahllosem Tastatur-Bashing einen Anti-Protest-Hit-Beitrag zusammenstellt.

Wir müssen hoffen, dass diejenigen, die im Großen und Ganzen… sehr weitgehend im Großen und Ganzen… unsere Ziele teilen, wenn es um das Polizeigesetz geht, uns mehr glauben als den Medien. Das mag etwas Überzeugungsarbeit erfordern. Aber selbst die striktesten pazifistischen Demonstrant:innen werden ihre Aktionen in den Zeitungen verdreht gesehen haben und können hoffentlich davon abgehalten werden, das Narrativ der Polizei und der Politiker:innen zu teilen. Ihre Bereitschaft, das falsche Narrativ zu übernehmen, und ihr Wunsch, sich schnell als respektabler zu profilieren als diejenigen, die mit der Polizei „zusammenstoßen“, könnte sie dazu bringen, die Demonstrant:innen in einer reflexartigen Reaktion zu verurteilen. Das spielt einfach in die Hände der Polizei und hilft, das Narrativ zu bestätigen. Wenn das dich beschreibt, dann, nun ja, tu das nicht, ja? Ich respektiere jeden, der dasteht und einen Schlagstock gegen den Kopf oder einen Tritt in die Rippen einstecken kann, der zusehen kann, wie sein Kumpel mit Pfefferspray besprüht wird und sich an einen persönlichen Kodex des Pazifismus hält, der seine Hände in die Taschen steckt und nicht zuschlägt… aber für viele Menschen, die meisten von uns, ist es der Instinkt, Angreifer:innen davon abzuhalten, uns und die Menschen um uns herum zu verletzen, selbst wenn diese kollektive Selbstverteidigung das ausholen für einen Schlag oder das werfen eines Stocks beinhaltet.

Wir können nicht zulassen, dass ein Protest die Diskussion für lange Zeit dominiert. Hier geht es nicht um einen Protest, hier geht es um einen Gesetzentwurf, der deutlich macht, dass die Regierung ein viel autoritäreres Land erschaffen will. Einige Leute werden hin und her darüber streiten wollen, ob kollektive Selbstverteidigung gegen die Polizei der Sache geschadet oder geholfen hat, aber wir können das nicht das Hauptargument sein lassen. Ich habe schon einige sagen hören, dass gewaltsame Proteste der Regierung einen zusätzlichen Vorwand geben wird, um dieses Gesetz zu erlassen, aber bei diesem Gesetz geht es nicht um Leute, die sich gegen die Polizei wehren. Ihr werdet nicht überrascht sein zu erfahren, dass die Polizei bereits mehr Macht hat, als sie braucht, um euch zu verhaften, wenn ihr euch gegen sie wehrt. Bei diesem Gesetz geht es um Proteste, bei denen sich niemand wehrt. Dieses Gesetz würde MEHR aggressive Proteste verursachen, denn wenn friedlicher, unterwürfiger, gehorsamer Protest mit zehn Jahren Gefängnis bestraft wird, warum würde nicht jede vernünftige Person stattdessen randalieren?

Der Artikel wurde von einem Mitglied der Bristol Anarchist Federation geschrieben, nachdem er Berichte von AFed-Mitglieder:innen, anderen Demonstrant:innen und unabhängigen Journalist:innen wie Alon Aviram zusammengetragen hatte.

Wenn du oder jemand, den du kennst, verhaftet wurde, Zeuge einer Verhaftung war oder besorgt ist, dass sie verhaftet werden könnten, kontaktiere Bristol Defendant Solidarity für Unterstützung. Denkt daran, immer „kein Kommentar“, bis du mit einem GUTEN Anwalt:in gesprochen hast.

Wenn du dich dem Kampf anschließen möchtest, melde dich bei AFed, BDS, Bristol Cop Watch, Sisters Uncut oder einfach bei einer Gruppe von Gleichgesinnten. Behaltet unsere sozialen Medien im Auge, um in den kommenden Wochen weitere Anleitungen für einen sicheren und effektiven Aufenthalt auf Demos zu erhalten.


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