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Wieso wir ums Klima kämpfen und nicht nur um Veränderung bitten

Schweiz. Anlässlich der Verteidigung der ZAD (ZAD de la Colline, Schweiz) ist das ein Beitrag zur Frage der Mittel und der Radikalität innerhalb der Klimabewegung. Dass wir schleunigst etwas an dem Status Quo ändern müssen ist vielen bewusst. Sei es die fortschreitende Klimakrise, die soziale Ungerechtigkeit oder das Ertrinken an den Aussengrenzen der EU: Es braucht einen System Change. Doch wie kommen wir dahin und wer sind unsere Verbündeten?

Ursprünglich veröffentlicht von Barrikade Info.

In der Diskussion innerhalb der Klimabewegung kommen immer wieder ähnliche Punkte, auf die wir gerne eingehen möchten:

„Aber wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir die Konzerne und Regierungen mit guten Fakten überzeugen etwas für das Klima zu tun“
Nein, wir müssen es ihnen nicht erklären, da sie nicht aus Unwissenheit so handeln. Konzerninteressen sind einzig und alleine Profitinteressen und das kann sich auch nicht ändern. Im Kapitalismus sind die Firmen einem grossen Konkurrenzdruck ausgesetzt, was heisst: Wachstum und Profitmaximierung oder Bankrott. Dass dabei der Umweltschutz, sowie Arbeitsrechte auf der Strecke bleiben ist keine Überraschung Die Regierungen schützen dabei das vorherrschende System, was wir auch bei der Räumung der ZAD miterlebt haben. Die Regierung und ihre Polizei schützen ihre Interesse und das auch mit Gewalt. Sie darum zu bitten etwas zu ändern, schafft höchstens falsche Hoffnungen.

„Okay aber Gewalt ist doch keine Lösung“
Wir wollen auch eine Welt ohne Gewalt, doch die jetzige ist weit davon entfernt. Schauen wir mal nur den Konzern Holcim an: Gewaltsame Unterdrückung von Gewerkschaften, Zerstörung der Umwelt und aktive Unterstützung des IS und des Militärs von Sri Lanka, welches einen Genozid an den Tamil*innen durchführte. Ganz legal sitzen die Verantwortlichen hier in der Schweiz und machen mit dem angerichteten Leid Milliardenprofite. Die Umweltzerstörung, die von CH-Konzernen ausgeht, ist dabei selten sichtbar, da die Ausbeutung der Natur und der Ressourcen vor allem im globalen Süden stattfindet. Das Geld fliesst jedoch zurück nach Europa. Egal ob Syngenta, Glencore oder andere Grosskonzerne: Mensch und Natur werden im Rahmen des Gesetzes (oft nicht mal das) unterdrückt und ausgepresst.

Stellen wir die Verhältnisse jedoch konsequent in Frage, wird die Antwort der Konzerne und der Polizei auch eine gewaltsame sein. Um diese Angriffe zurückzuschlagen müssen wir in erster Linie besser organisiert werden und vor allem mehr werden. Die militante Praxis ist dabei ein Ausdruck davon, dass die vermeintlich übermächtigen Konzerne angreifbar sind und die Spielregeln im jetzigen System in Frage gestellt werden können. Wenn wir uns nicht einschüchtern lassen und kollektiv staatliche Grenzen überschreiten, bekommen wir die ganze Härte des Systems zu spüren: Gefängnisstrafen, prügelnde Polizei etc. Wenn wir an Orte wo soziale Bewegungen stärker sind schauen, sehen wir welche Antworten der Staat bereit hält. Law and Order und zunehmender Autoritarismus. Schaffen wir es eine Bewegung aufzubauen, die sich nicht so einfach zerschlagen lässt sondern eine Kraft entwickelt, können wir die bestehenden Verhältnisse ändern. Diese Änderungen werden jedoch nicht ohne Militanz zu erreichen sein, da Firmen wie Holcim und die Regierungen ihre Macht niemals freiwillig abgeben werden. Das besetzen des Hügels in Eclepens war absolut legitim und wenn die Polizei uns deshalb angreift ist es unsere Pflicht sie daran hindern zu versuchen.
Ohne das Durchsetzen unserer Werte, bleiben unsere Forderungen leere Worte, denn nicht die Mächtigen retten das Klima sondern das Klima muss vor den Mächtigen gerettet werden.


„Aber wenn wir etwas ändern wollen, dann doch alle zusammen“

Ja wir haben viele Verbündete und mit denen müssen wir unbedingt zusammen kämpfen. Wir müssen die Klimakämpfe Seite an Seite mit der feministischen, antirassistischen und der Arbeiter*innen Bewegung führen. Gemeinsam müssen wir uns organisieren, um eine befreite Welt aufzubauen. Die Chef*innen und Regierenden haben Angst vor diesem Zusammenschluss und versuchen uns um jeden Preis zu spalten. Klappt das nicht versuchen sie unsere radikalen Ansätze durch Reformpolitik zu entschärfen und in das System zu integrieren. Lassen wir uns dadurch nicht beirren, denn nur klar ausserparlamentarisch können wir unsere Ziele durchsetzen. Im Kampf ums Klima helfen uns winzige Schritte nichts. Wir müssen aufs ganze gehen und somit auch in die Konfrontation mit dem Staat und den Kapitalist*innen.

E grüene kapitalismus gits nid!

Solidarität mit der ZAD

Mit der Besetzung des Eigentums von Holcim, hat die Klimabewegung eine wichtige Frage aufgeworfen: Wem gehören die Wälder, wem gehört die Welt?

Momentan ist die Antwort klar. Selbst die Interessen des Grosskonzerns, der weltweit für Umweltzerstörung, Menschenrechts- und Arbeitsrechtsverletzungen bekannt ist, werden von dem bürgerlichen Staat durchgesetzt. Doch wir haben uns nicht kampflos ergeben. Mit Blockaden, Barrikaden und auch direkten Angriffen auf die Polizei wurde versucht die ZAD zu verteidigen. An diesem Tag wurden wir geräumt, doch es ist eine Frage von gesellschaftlicher Macht, wie es das nächste Mal ausgehen wird. Denn wir kommen wieder und zwar stärker!

Solidarische Grüße an alle Aktivist*innen, die an diesem Tag mit unterschiedlichsten Mitteln Widerstand geleistet haben!

Als kleine Solidaritätsbotschaft wurde in der Nacht auf den 9. April ein Frachtschiff von Holcim mit einem Spruch versehen. Hier zum Video:


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