
Eine Reflexion über der Machismo oder den Männlichkeitswahn des Krieges.
Ursprünglich veröffentlicht von El Salto Diario. Geschrieben von Sarah Babiker. Übersetzt von Riot Turtle.
Ich weiß, dass dieser Ausbruch außerhalb des geopolitischen Rahmens, ohne Kontextualisierung des historischen Hintergrunds, von wirtschaftlichen Interessen oder internationalen Ausgewogenheiten, oberflächlich und kindisch erscheinen mag, aber in diesen Tagen kann ich mich eines Gedankens nicht entziehen, der sich wiederholt, ohne dass ich es will, wie ein begrifflicher Knoblauch, der diesen angstvollen Zeiten Bitterkeit verleiht. Wie machohaft, wie männlich ich mich fühle, was für ein Übermaß an Machismo, ahne ich, wie viel männlicher Chauvinismus uns bevorsteht, ich zittere.
Da ist zunächst Putins „Keiner hat mehr Macht als ich“, ein Führer, der die giftigste Fahne der toxischen Männlichkeit schwenkt: die Ausübung von Macht als Maxime, Gewalt als Politik. Und das Drohen, mal latent, mal unverschämt, unberechenbar und willkürlich, ist der Modus Operandi par excellence des gewalttätigen Mannes, der durch Angst dominiert, der sich von der Angst ernährt, die er einflößt und auf die er seinen eigenen Wert gründet, als Mensch, als Vater, als Ehemann, als Berufstätiger, als Agent, in dem Gefühl, über den Willen, das Leben und die Freiheit der anderen zu herrschen.
Aber es ist nicht nur der offensichtliche Putin. Da ist auch der ukrainische Präsident, in Militärkleidung, bewaffnet und entschlossen, der keine andere Emotion zeigt als die Liebe zu seinem Land, die einzige Liebe, die in der hegemonialen Männlichkeit immer einen hohen Stellenwert hatte, die einzige, die es wert ist, geopfert zu werden: eine Liebe, die mit einer Waffe gezeigt wird. Zelenskis Geste wurde international gepriesen, als die einzige und deutlichste Art und Weise, die ein Herrscher eines Landes zum Schutz seiner Bevölkerung ergreifen kann. Alles wird vergessen, alles wird zum Schweigen gebracht, für sein Land zu kämpfen bedeutet, eine Waffe in die Hand zu nehmen, seine Frau zu küssen, seine Kinder zu umarmen und weiterzukämpfen, das ist die Geschichte, die wir jeden Tag in den Medien sehen.
Es gibt das Video von den dreizehn Ukrainern, die eine Insel im Schwarzen Meer verteidigen, diese mutigen Männer, die sich weigern, sich der russischen Armee zu ergeben, selbst wenn dies ihren sofortigen Tod bedeutet. „Russisches Kriegsschiff, verpiss dich!“, sagen sie, und alle feiern sie. „Was für ein Mut!“, schreien sie in den Netzwerken, überall taucht das Wort Patriot auf, dieser so leere Begriff, in dem sich der historische Schwindel von so vielen Kriegen, in denen so viele Menschen getötet wurden, ohne zu wissen, warum oder wofür, in einer von den Interessen anderer geschmierten Maschine abspielt.
Liegt es daran, dass es lange her ist, dass wir einen Krieg live und zur besten Sendezeit gesehen haben – ein Privileg, das andere, weniger weiße, weniger europäische Kriege nicht hatten, die weniger von geschlagenen Soldaten geführt wurden, mit einer Mischung aus modernster Waffentechnik und der Ästhetik des 20. Jahrhunderts -, dass ich mich nicht an eine solche Zurschaustellung uniformierter Männlichkeit erinnern kann, an Freiwillige, die sich melden, an Männer mit martialischem Auftreten und geraden Augenbrauen, die direkt in die Kamera schauen.
Gestern blickte der tschetschenische Staatschef Ramsan Kadyrow direkt und souverän in die Kamera, als er vor seinen Truppen stand, inmitten jener Luftaufnahmen, die jedem Videospiel würdig sind und in den Medien opportunerweise mit einem Hollywood-Blockbuster verglichen werden, der in diese beschleunigte Sequenz mündet. Die martialisch aufgereihten, reihenweise bärtigen Soldaten, die toxische Männlichkeit der anderen, der Fundamentalismus der anderen, der so sehr mit dem weißen Fundamentalismus verwandt ist, der aus dem gleichen Nährboden der Gewalt schöpft, mit Drohungen und Angst als Mittel zur Durchsetzung seiner Herrschaft. Was für ein Paradebeispiel für den männlichen Pakt, von dem Segato sprach, als er Kadirow, deinen gehorsamen Freund, den du mit Feuer und Blut an die Spitze des Landes gebracht hast, aufforderte, sich deinem imperialistischen Kreuzzug anzuschließen, mit dieser nach Testosteron stinkenden Söldnerarmee!
Polen nimmt ukrainische Familien auf, die vor dem Krieg fliehen, während es eine Mauer gegen diejenigen errichtet, die vor anderen, weiter entfernten Kriegen fliehen, die es gleichzeitig verurteilt und abwehrt wie eine feindliche Armee. Eine Männlichkeit, die Männer, die vor Kriegen fliehen, die sie nie gewinnen können, beschuldigt, nicht zu bleiben, um Widerstand zu leisten, die das Märtyrertum als Auftrag für den Mann etabliert, die ihren Rassismus durch den Filter des Patriarchats kodifiziert: andere Frauen sind immer Opfer ohne Handlung, andere Männer sind entweder eine Bedrohung oder Feiglinge. Ein Rassismus, der die Idee durchdringt, wer es verdient, gerettet zu werden, mit ukrainischen Bürger*innenn und Polizist*innen, die Schwarze vom Recht auf Flucht und Schutz ausschließen.
Was haben wir als Gegenpol? Die Jagd auf diejenigen, Männer und Frauen, die mit der Angst vor dem Krieg im Gesicht in Russland, einem Staat, der sich mit seinen Bürger*innen im Krieg befindet, eine Demonstration wagen. Als Verräter*innen und Deserteur*innen gebrandmarkt, so werden Pazifist*innen behandelt, wenn die Ideologie des Krieges regiert. Eine Ideologie des Krieges, die sich über die Grenzen des Konflikts hinaus ausbreitet: als naiv und unrealistisch verspottet, so werden diejenigen behandelt, die „Nein zum Krieg!“ rufen, auch außerhalb Russlands.
Nach so viel Infragestellung der Feminisierung der Politik, nach der Wiederholung, dass die Lösung nicht (nur) darin besteht, dass Frauen regieren, nach der Warnung vor essentialistischem Frauentum und nach der Wiederholung, dass es nichts Genetisches, rein Weibliches daran gibt, auf den Dialog zu setzen und die Gewalt zu verweigern, ist es jedoch notwendig, auf den Tisch zu legen, dass dieser Machismo – der weder mit den Männern gleichzusetzen, noch genetisch bedingt, noch irreparabel ist – ein zentraler Vektor der Kriege ist, die es gegeben hat und die kommen werden.
Dass mensch keine Frau sein muss, um den Frieden zu wollen, sondern dass die Tatsache, dass man nicht mit dem Streben nach Macht als Auftrag sozialisiert wurde, dass mensch nicht weiß, dass es ein Privileg ist, sich aufzudrängen, nachdem man im Allgemeinen dazu erzogen wurde, sich um das Leben der anderen zu kümmern, die Frauen aus der Logik dieser tödlichen Übungen ausschließt, in die sich die Putins der Welt stürzen. Es ist dringend notwendig, auf diesen kriegerischen Machismo der reichen Oligarchen hinzuweisen, die Krieg spielen, so trunken von der Macht, dass sie an einem Tag halb London aufkaufen, an einem anderen ein Bacchanal mit Hunderten von Frauen an der Mittelmeerküste veranstalten, und an einem anderen Tag kommen sie und bombardieren ein Land, während sie sogar Schweden bedrohen, dass die Bedrohung der reichen weißen Europäer ganz oben auf der Olympiade des militärischen Machismo stehen sollte.
Gegen diesen oligarchischen, rassistischen, autoritären und kriegerischen Machismo muss ein militant pazifistischer Feminismus aufstehen, der klar und deutlich andere Wege und Alternativen aufzeigt, die uns von dem Szenario der Gewalt und des Todes fernhalten, das wir mit Fassungslosigkeit betrachten, und ebenso fassungslos müssen wir aufstehen. Lassen wir uns nicht einschüchtern, lassen wir nicht zu, dass sie die Oberhand gewinnen. Wenn es einen würdigen Kampf gibt, den wir aufnehmen und um den herum wir uns vereinen müssen, dann ist es der Kampf gegen den Krieg, gegen alle Kriege.