Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Russische Anarchist*innen gegen Putins Krieg in der Ukraine

Ein Bericht der Genoss*innen von Avtonom vom 24. Februar 2022 über Aktionen auf dem russischen Territorium.

Ursprünglich veröffentlicht von Avtonom. Übersetzt von Riot Turtle.

Da die Militäroperation heute Morgen in vollem Umfang begonnen hat, ist es wichtig zu zeigen, dass die russische Bevölkerung diesen schändlichen Krieg nicht braucht. In den vergangenen Tagen gab es im ganzen Land Dutzende von Anti-Kriegs-Protesten, meist in Form von Mahnwachen von Einzelpersonen, die nach den russischen Gesetzen nicht angemeldet werden müssen. Dennoch wurden die meisten Demonstrant*innen festgenommen.

Am 23. Februar nahmen Anarchist*innen an Mahnwachen für Einzelpersonen in Moskau, Irkutsk und Perm teil. In Sankt-Petersburg wurden anarchistische Antikriegs-Graffitis angebracht. Auch Feministinnen der 8. Initiative organisierten Aktionen in der U-Bahn. Es gab Aktionen in Irkutsk und Novosibirsk. Weitere Informationen werden folgen.

13 Personen wurden in verschiedenen Teilen Moskaus mit Antikriegsplakaten festgenommen. 3 Personen wurden in der Nähe des Okudzhava-Denkmals in der Arbat-Straße festgenommen. Es gab auch Demonstrant*innen, die an einen weiteren Jahrestag der von Stalin organisierten Deportation von Tschetschen*innen und Inguschen*innen erinnerten.

Trotz der Bemühungen der Polizei gelang es den Anarchist*innen, in der Moskauer Innenstadt Anti-Kriegs-Flugblätter zu verteilen. Diejenigen, die in der Nähe des Okudzhava-Denkmals festgenommen wurden, verbrachten mehr als 5 Stunden auf dem Polizeirevier Arbat. Wie in Moskauer Polizeistationen üblich, wurde der Anwalt von OVD-Info erst nach anderthalb Stunden eingelassen. Den Demonstrant*innen wurde vorgeworfen, dass sie ohne Anmeldung Massenkundgebungen abhielten und Parolen riefen, obwohl die Demonstrant*innen Mahnwachen mit nur einer Person abhielten und keine Parolen riefen. Ein solches Vorgehen ist bei der russischen Polizei üblich. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Behörden in Moskau und in anderen Städten vor Covid-19 die meisten öffentlichen Kundgebungen so gut wie nie zugelassen haben, und das Virus gab ihnen einen Vorwand, um außer offiziellen Versammlungen gar keine zuzulassen.

Neben den genannten Demonstrant*innen befanden sich noch weitere Personen im Arbat-Polizeirevier in Gewahrsam. Sie wurden wegen öffentlichen Trinkens festgenommen. 2 Straßenmusiker waren ebenfalls anwesend. Als sie erfuhren, dass die Demonstrant*innen wegen einer Mahnwache gegen den Krieg festgenommen wurden, äußerte niemand seine Unterstützung für Putin. Sogar ein ehemaliger Soldat, der in Afghanistan gedient hat, verurteilte die Eskalation der Kriegshysterie und sagte, dass sie nur dazu führen kann, dass aus dem Kampfgebiet Särge kommen werden.

Übrigens sprachen die Polizist*innen nicht mit den Festgenommenen über ihren Protest gegen den Krieg in der Ukraine. Es scheint, dass der Krieg bei ihnen keinen Patriotismus ausgelöst hat.

Heute, nachdem der Krieg begonnen hatte, gingen Dutzende von Russ*innen auf die Straße. Die Verhaftungen gehen weiter. Die Petition zur Beendigung des Krieges mit der Ukraine hat in weniger als 3 Stunden mehr als 100.000 Unterstützer*innen gefunden (zum Zeitpunkt der Übersetzung mehr als 1.150.000 Unterstützer*innen). Student*innen und Professor*innen arbeiten an einem offenen Brief gegen den Krieg.

In den sozialen Medien wird zu einer Kundgebung gegen den Krieg in der Ukraine auf zentralen Plätzen in den Städten um 19:00 Uhr (am 24. Februar 2022) aufgerufen. Die Kundgebung in Moskau wird auf dem Puschkin-Platz stattfinden. Spezialeinheiten der Polizei und Rosgvardia werden dorthin verlegt.


Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.