
Berlin. Aufruf zur Unterstützung der Rigaer 94.
Ursprünglich veröffentlicht von Rigaer 94.
Wir rufen hiermit unsere Freund*innen, Gefährt*innen und alle anderen, die unsere Existenz als Stachel in der Verwertungslogik Berlins für notwendig erachten, zur Unterstützung auf.
In den letzten Jahrzenten wurde das Haus mehrere Male von angeblichen Eigentümer*innen ge- und verkauft, bis die Position des Eigentümers vor wenigen Jahren von der britischen Briefkastenfirma Lafone Investments Limited in Anspruch genommen wurde. Seit dem das zu DDR Zeiten verfallende Haus von unserem Kollektiv übernommen wurde, hat es zahlreiche Angriffe von Bullen, sogenannten Eigentümern, Bauarbeitern und privaten “Sicherheitskräften” über sich ergehen lassen, wodurch Schäden entstanden. Wie bereits in der Vergangenheit, bedrohen die momentan intensiven Angriffe das Haus als Raum des politischen Kampfes in seiner Existenz. Die Kooperation zwischen Staat und Kapital, in diesem Fall konkret die Zusammenarbeit der Lafone mit deren angeblichen Anwälten und Hausverwaltern mit der Bullen und Politiker*innen sind allen wohlbekannt.
Beim letzten Räumungsversuch unter dem Vorwand des Brandschutzes am 17. Juni 2021 und der Razzia am 6. Oktober 2021 wurden viele Kosten verursacht. Die”Brandschutzbegehung” war, wie in dem Text “Which Side Are You On?” beschrieben, Teil einer größeren Strategie, um uns loszuwerden. Der starke Widerstand inner- und außerhalb des Hauses ließ diesen Versuch jedoch scheitern – und anstatt uns schwächer zu machen, stärkte dieser Widerstand unseren Glauben an Selbstverwaltung, Solidarität und gegenseitige Hilfe und zeigt uns die Notwendigkeit solcher Orte, um unsere Ideen und Handlungen (weiter) zu entwickeln. Ob im Kontext eines Angriffs auf das Haus oder nicht: Das Hauskollektiv und solidarische Menschen kümmern sich immer selber um das Gebäude. Das bedeutet Instandbesetzen und auch immer wieder aufs Neue die Bewohnbarkeit und bauliche Sicherheit nach Bullenrazzien herzustellen. Es bedeutet aber auch, den Raum im Sinne des Kampfes weiterzuentwickeln und auszubauen, wie kürzlich bei der Renovierung der Kadterschmiede.
Der kontinuierliche Angriff auf das Haus und unsere Ideen findet jedoch nicht nur in und um das Gebäude statt, sondern auch auf dem rechtlichen Weg. Auch die aktuellen Klagen (siehe: Umgang mit patriarchaler Gewalt und Ausblick auf juristische Entwicklungen – CN: sexualisierte Gewalt ) rauben uns neben Zeit und Nerven eben auch Geld.
Trotz dieser konstanten Angriffe, mit dem Zeitl uns unserer Kräfte zu berauben, waren Staat und Kapital bis heute nicht fähig, unser Haus zu erobern. Dies ist ein Ergebnis jahrzehntelanger Solidarität der Hausbewohner*innen, Gefährt*innen und einer solidarischen Bewegung, welche uns, unsere Strukturen und viele andere Tag für Tag empowert. Im Rahmen teils defensiver Anstregungen ensteht ein stärkeres Netzwerk der gegenseitigen Hilfe zwischen uns allen, und unsere Motivation, unsere Räume und Ideen kollektiv und offensiv zu verteidigen und weiter zu entwickeln, wächst.
Durch diese Praxis der gegenseitigen Hilfe, die lokal aber auch international in den verschiedensten Formen zwischen kämpfenden Individuen, Gruppen und Projekten stattfindet, haben wir als Bewegung die Solidarität zu unserer stärksten Waffe gemacht.
Damit unsere Räume offen bleiben und um weiterhin als Bremse gegen Gentrifizierung und die Ausweitung der autoritären Sicherheitsdoktrin wirken können, rufen wir hiermit zur aktiven Solidarität auf.
Wir brauchen Geld (und davon nicht zu knapp) für die juristische Verteidigung der alten Mietverträge, für den Erhalt jener Räume, die seit Jahrzenten selbstverwaltet werden und für die Fortführung des Kampfes. Wenn ihr uns unterstützten wollt, könnte ihr zum Beispiel Solievents in eurer Gegend machen oder den gesellschaftlichen Reichtum umverteilen 😉
Darüber hinaus rufen wir dazu auf, euch auf anderen Wegen an dem Kampf zu beteiligen: Ob durch kreativ/künstlerische Projekte, direkte Aktionen oder z.B. mit Veranstaltungen in unseren offenen Räumlichkeiten.
Verteidigen wir unsere Räume um unsere Ideen und Kämpfe für Solidarität, Gleichheit und Selbstverwaltung zu verbreiten!
Rigaer94
Spendenkonto:
Förderverein Netzwerk Selbsthilfe e.V.
IBAN: DE57 1002 0500 0003 0233 00
BIC: BFSWDE33BER
Verwendungszweck : R94
Mehr Informationen: https://rigaer94.squat.net/