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Acht Kameras in Marseille abgefackelt [Kommuniqué]

Marseille. Frankreich. Dieser Beitrag erschien am 24. Oktober auf Lundi Matin und wurde für Enough 14 übersetzt: „Zerlegen, sabotieren, brennen wir die Infrastruktur der Überwachung nieder.“

Ursprünglich veröffentlicht von Lundi Matin. Übersetzt von Riot Turtle.

Noch vor einigen Jahren war es ein Skandal, wenn an Straßenecken Videokameras aufgetaucht sind. Daran haben wir uns, wie an so vieles andere auch, gewöhnt. Es ist jedoch nicht selbstverständlich, dass Städte von Hunderten von Überwachungsgeräten kontrolliert werden. Daran erinnern uns jedenfalls die Autor*innen dieser anonymen Mitteilung, in der sie versichern, dass sie in der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober in Marseille acht dieser Geräte deaktiviert haben. Im Gegensatz zu dem unermüdlichen Streben nach Überwachung, organisieren sich einige Menschen, um eine gewisse Form der klandestine Praxis zu propagieren.

In der Nacht von Montag, dem 17. Oktober, auf Dienstag, den 18. Oktober 2022, wurden bei einer koordinierten Aktion im Zentrum von Marseille acht Kameras niedergebrannt. Unsere Stadt ist die am zweithäufigsten überwachte Stadt Frankreichs und dient als Experimentierfeld für Sicherheitstechnologien: ein BigData-Projekt für die öffentliche Ruhe, Kameras an jeder Straßenecke (insgesamt 1.558), Gesichtserkennung, Videoverwarnung und -bestrafung. Projekte mit horrenden Kosten (7 Millionen Euro pro Jahr für die Instandhaltung des Kameranetzes und 25.000 € für die Installation einer Kamera), deren Ausgaben eine rassistische und bürgerliche politische Vision nähren, die auf Angst und dem Willen, alles zu kontrollieren, beruht. Die Videoüberwachung normiert unser Verhalten und schreckt vor subversiven Aktionen ab.

Wir weigern uns, in unserem Lebensumfeld, bei unseren täglichen Interaktionen und in unserer Intimsphäre beobachtet zu werden.

Wir wollen nicht, dass unsere Stadtteile sterilisiert werden und Marseille zu einem Badeort für Tourist*innen verkommt.

Wir werden nicht zulassen, dass sie in ihren Phantasien, unser Leben zu verwalten und zu kontrollieren, noch einen Schritt weiter gehen.

Klimawandel, Zusammenbruch der Artenvielfalt, Inflation, Energiekrise, Infragestellung des Streikrechts, Aufstieg des Faschismus… Während wir angesichts der laufenden ökologischen und sozialen Verwüstung jetzt in den Widerstand gehen sollten, stehen wir wie versteinert vor diesen repressiven Apparaten.

Zerlegen, sabotieren, brennen wir die Infrastruktur der Überwachung nieder.

Während der Streik in den Raffinerien den Druck auf den Staat und die Kapitalist*innen aufrechterhält, entsteht eine breitere Protestbewegung. Schüler*innen, Hafenarbeiter*innen, Seeleute, Feminist*innen, Eisenbahner*innen, Lehrer*innen… alle rufen für Dienstag, den 18. Oktober, zum Generalstreik auf.

In einem Kontext starker Mobilisierung können offensive, wiederholte und dezentralisierte Aktionen das Kräfteverhältnis stärken. Überall in unseren Städten und Stadtteilen sollten wir damit beginnen, unsere Straßen von Kameras zu befreien, und anschließend die Offensive fortsetzen. Organisieren wir uns in Aktionsgruppen, stärken wir unsere kämpferischen Netzwerke, gehen wir wieder zurück zum Widerstand!

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