
Chilenisches Territorium. Anmerkung von Vamos hacia la vida: Wir teilen diese Mitteilung der Compañeras der anarchofeministischen Gruppe Círculo Anarcofeminista Ni Amas Ni Amas Ni Esclavas im Zusammenhang mit dem Gedenken an einen weiteren 25. November, dem Internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen oder dem Internationalen Tag der missbrauchten Frau. Erinnern wir uns, dass Dutzende von Compañeras in den acht Tagen des Ausnahmezustands in der ersten Woche der Revolte von der Miliz, und von den Pacos bis heute, sexuell missbraucht wurden (und wahrscheinlich sind die Fälle die registriert wurden, im Vergleich zu denen, die wir kennen, sehr klein). Es lohnt sich, die Besonderheiten jedes Gedenktages, der während der Revolte stattgefunden hat, zu berücksichtigen und wie diese zusammenfließen, wenn Mensch sich ihrem Inhalt nähert, um uns auf die gleiche Frage hinzuweisen: die Herrschaft des Kapitals und des Staates.
Ursprünglich von Vamos hacia la vida veröffentlicht. Übersetzt von Enough 14.
Kommuniqué von Círculo Anarcofeminista Ni Amas Ni Esclavas über die Revolte auf dem chilenischen Territorium
Einen Monat nach Beginn der sozialen Revolte in Chile waren wir Zeugen zahlreicher Ausprägungen politischer Gewalt, die von der Polizei und den Streitkräften gegen Millionen von Menschen verübt wurde, die auf die Straße gegangen sind, um ihre Unzufriedenheit und Ablehnung eines sozioökonomischen Modells zu demonstrieren, das auf Kosten des Todes und des Leidens von Generationen errichtet wurde, die unter den Folgen durch die Entwicklungen der letzten 46 Jahre gelitten haben. Was eine direkte Aktion gegen den Anstieg des U-Bahn-Tarifs um 30 Dollar war, wo Tausende von Highschool-Student*innen massive Umgehungen[1] organisierten, ermutigte eine ganze Gesellschaft, sich gegen ein ungerechtes System zu stellen, die angesammelte Wut zu organisieren und diejenigen anzugreifen, die uns seit Jahrhunderten unterdrücken. Die verschiedenen sozialen Kämpfe sind mit ihren jeweiligen Forderungen entstanden und haben es geschafft, sich in eine gemeinsame Front gegen Staat und Kapital zu vereinigen, wo Empathie und Solidarität herrschen, um diese Revolte durchzuführen, die nicht aufgehört hat, weder aufgrund der übermäßigen Repression noch wegen der Friedenspakte. Wir fallen nicht in die trügerische Falle der neuen Verfassung, die hinter verschlossenen Türen von einer von der Realität losgelösten politischen Klasse ausgearbeitet wurde, und die wieder einmal die wahren Protagonisten des lang erwarteten sozialen Wandels ausschließt.
Als Anarchofeminist*innen schließen wir uns diesem großartigen Kampf an, wir glauben, dass es äußerst wichtig ist, Selbstbestimmung, gegenseitige Unterstützung, direkte Aktionen und territoriale Organisation als die Säulen zu unterstützen, die diese soziale Transformation vorantreiben, die von der politischen und wirtschaftlichen Klasse historisch installierten institutionellen Fallen durch legalistische Täuschung sichtbar zu machen, die nur diejenigen begünstigt, die die Macht übernommen haben, und mit diesen Ideen die verschiedenen Szenarien und Gemeinschaften zu infizieren, die heute mehr denn je ein fruchtbarer Boden für die Entfaltung unserer anti-autoritären Ideen sind.
Indem wir die Geschichte der Demonstrationen, Proteste oder Aufstände in dieser Region namens $hile durchgehen, können wir einen gemeinsamen Faktor finden, der bis heute anhält: EIN ENDE DES HISTORISCHEN MISSBRAUCHS DURCH EINE POLITISCH-ÖKONOMISCHE KLASSE, DIE AM ENDE VON INSTITUTIONEN, PARTEIEN UND GESCHÄFTSLEUTE, DIE PREKÄRITÄT DES LEBENS DER ARBEITER*INNENSCHICHT IN ALL SEINEN DIMENSIONEN AUFRECHTERHALTEN HAT. Wenn wir diese historische Reise machen, finden wir auch einen Staat, der von Anfang an versucht hat, den sozialen Aufstand durch Terror, Unterdrückung und Gewalt in all seinen Formen zum Schweigen zu bringen, zu untergraben und zu zerstören. Dieser Staatsterrorismus entfaltete sich zunächst mit der Vernichtung der indigenen Völker in der Region durch das Szenario der entstehenden Homeland, um die Assimilation der zivilisatorischen Einrichtung des $hilenischen Nationalstaates mit all seinen Kontrollinstrumenten zu verfolgen und so ein Land nach dem Vorbild und Vorbild Europas aufzubauen: weiß, zivilisiert und fortschrittlich.
Das rassistische Massaker des Staates hat seinen Zweck nicht erfüllt, das zeigt der Widerstand der indigenen Völker vom Norden bis zum Süden, die in der Vergangenheit für ihr Land, ihre Kultur und ihr eigenes Leben gegen einen Staat kämpfen und verteidigen mussten, der sie systematisch von der Landkarte streichen wollte. Dann hat derselbe Staat, der eine sichere und wohlhabende Zukunft propagiert hat, das Massaker an seine eigene Bevölkerung, aber nicht nur an irgendeine Bevölkerung, sondern an die Menschen, die, da $hile $hile ist, unter unwürdigen, prekären, missbrauchten, marginalisierten und vergessenen Bedingungen leben mussten. Menschen, die, wenn sie ihre Stimme erheben wollten, mit Feuer, Unterdrückung, Folter, Kidnapping und Tod konfrontiert wurden! Mechanismen, die wir in der jüngsten Geschichte des chilenischen Territoriums mit der Errichtung der zivil-militärischen Diktatur von Pinochet finden können, die $hile mit der Spitze von Stiefeln, Kugeln und Folterungen zum neoliberalen Land Nummer eins der Welt machte und damit einer der barbarischsten, autoritärsten und despotischsten Formen des Kapitalismus konsolidierte, eine Form, die der Staat derzeit nicht mehr unter seinem großen Teppich von politischen Konventionen, Lobbies, öffentlicher Krümelpolitik und Täuschungen auf der Tagesordnung, verstecken konnte! Heute zeigt der chilenische Staat sein wahres Gesicht, jenes Gesicht, das in 30 Jahren „Demokratie“ versucht hat, das historische Blut, das durch seine Verfassungen, Armeen, Politiker*innen, Gesetze, Schilde und Fahnen fließt, wegzuspülen; Kugeln, Tränengas, und Pfefferspray , die dieses Land voller Blut zeigen, das bei der Revolte, die am 18. Oktober 2019 begann, mit mehr als 20 Toten, 200 Augenschäden, Folter, Gefangenen, Geiseln und Vergewaltigungen, wieder über den Sozialen proteste fließt.
Die brutale und tödlich militarisierte Auseinandersetzung gegen die Mapuche-Kultur hat die Postdiktatur nicht aufgegeben. Ziel ist es, die Geschichte der indigenen Bevölkerung zu zerstören, um sie nach einer kolonialistischen Logik zu reproduzieren. In diesem Sinne wird nur die Geschichte der Mapuches durch eine Neubewertung der so genannten chilenischen Bevölkerung gültig, die ihre Ethik und Kosmologie versteht und sich auf den Wert von Land und Natur konzentriert. „Mapuche: Menschen dieses Landes“, die zweifellos Gerechtigkeit gegen das Unheil schaffen werden, das Unheil das durch einen repressiven und mörderischen Staat ausgeübt wurde der sie als Terrorist*innen bezeichnet hat. Aus der gegenwärtigen sozialen Krise, die von einer prekären und missbräuchlichen neoliberalen Politik begleitet wird, hat sich die Solidarität mit der Mapuche Bevölkerung in ihrem autonomen Kampf gezeigt, aus den sozialen Organisationen und der gegenseitigen Unterstützung, die spontan unter unseren Zeitgenossen entstanden ist und uns als Anarchofeministinnen mit den antikapitalistischen Idealen ihres Kampfes identifiziert. Heute hat der Staat Gewalt gerechtfertigt, indem er Gesetze verabschieden wollte, die die Unterdrückung und Kriminalisierung des Protestes weiter verstärken; und diejenigen erpressen und ermorden, die er als Bedrohung für sein gegenwärtiges Modell betrachtet.
Auf diese Weise diskriminieren und verletzen sie die Mapuches seit jeher, verbergen sie vor der öffentlichen Meinung, kriminalisieren und zerstören, was sie seit Jahren fordern: die Befreiung des Mapuche-Territoriums, seine Wiederherstellung und Autonomie, die nach der Inbesitznahme in den Händen von Privatpersonen liegen, die es nur zerstören und verwerten. Die Regierung hat Desinformationen und Lügen in den Medien verbreitet, dass wenn ihre Forderungen erfüllt würden, dies ein Triumph der Gewalt wäre, indem sie die ständige Erzeugung von Fälschungen gegen die Mapuche Sache ignorierte, wobei einer der jüngsten Fälle der bekannte Fall von Camilo Catrillanca ist, einer der vielen Morde im Mapuche-Kampf, der am 14. November 2018 schließlich in der Praxis die mörderischen Handlungen der Auftragskiller des Staates unter Beweis stellte. Auch der Fall der Machi Francisca Linconao, die 2013 angeklagt wurde, aus Gründen, die nach dem Antiterrorgesetz unbegründet und absolut unschuldig sind, wurde 2018 mangels Beweisen freigesprochen. Gegenwärtig haben die Strukturen, die mit das Fälschen von Beweismaterial, Unterdrückung und Gewalt gegen die indigene Bevölkerung nicht aufgehört haben, mit dem Unterschied, dass nicht nur Minderheiten die die Mapuche unterstützen, sondern auch ein großer Teil der sozialen Bewegungen, sowie Einzelpersonen, die auf die Straße gehen, um zu demonstrieren, erkannt haben, dass der Unterdrücker für beide Belange ein und derselbe ist: der kapitalistische, patriarchalische und koloniale Staat.
Die Revolte und der zivile Ungehorsam, die in diesen Tagen stattgefunden haben, haben all die Ungerechtigkeiten, Ungleichheiten und Gewalttaten, auf die der Zustand des $hile aufgebaut ist, in den Blickpunkt gerückt, wobei natürlich die sexuell-politische Gewalt durch Vergewaltigungen, Berührungen, Entblößungen und Beleidigungen gegen Frauen und sexuelle Dissident*innen als eines der starken Werkzeuge zur Aussaat von Terror, Demütigung und Lähmung der antagonistischen Kräfte gegen den Status quo nicht ausgelassen wurde! Wie in der Diktatur zeigt sich wieder einmal die historische Macho-Gewalt, die (alle) Staaten seit den Anfängen der zivilisierten Welt ausgeübt haben, die in einem machiavellistischen Bündnis mehrere Akte der Belästigung gegen Personen eingesetzt haben, die einem heteronormierten System entkommen sind und sich durch ihre verschiedenen Existenzen widersetzen. Nach einem starken Sichtbarmachen der Bewegungen, die aus dem Feminismus hervorgehen, wird es zu einer Pflicht, unsere Gedanken zu erweitern, Gewalt zu beweisen und gemeinsam zu bekämpfen.
Infolgedessen erklären wir uns GEGEN den Staat, seine Organe, Mechanismen und Formen!
WIR LEHNEN DIE GEWALT DES OLIGARCHISCHEN, LIBERALEN UND PATRIARCHALISCHEN STAATES GEGEN DIE MAPUCHE BEVÖLKERUNG, DIE MARGINALISIERTEN LXS, FRAUEN, HOMOSEXUELLE, SEXUELLE DISSIDENT*INNEN UND DIE EWIGE VERGESSLICHKEIT UNSERE KINDHEIT, ALS WIR VOM NATIONALEN DIENST FÜR MINDERJÄHRIGE GEFANGEN GEHALTEN WURDEN, AB.
WIR FORDERN FREIHEIT UND GERECHTIGKEIT FÜR ALLE GEFANGENE UND ERMORDETE GEFÄHRT*INNEN. [2]
Wir sind der Meinung, dass der einzige Weg, um weiterhin zu kämpfen und sich auf dem Weg zur Wiederherstellung unseres Lebens zu wehren, durch Organisation und territoriale Versammlungen besteht! Wir glauben nicht an ihre Friedenspakte und auch nicht an ihre Verfassungskonventionen zur Ausarbeitung von Verfassungen in einem Staat, der historisch gesehen der Feind aller Menschen war!
Der Kampf geht weiter, die Revolte widersetzt sich!
Organisiere dich und lass uns unser Leben zurückgewinnen!
Círculo Anarcofeminista Ni Amas Ni Esclavas, November 2019

Übersetzungsnotizen:
[1] Umgehungen: Evasions, Über die Zahlungssperre springen oder unter die Sperre durchkriechen.
[2] Im Originaltext steht Presxs und Caidxs. Presxs: Gefangene. „Caidxs“ ist „der Gefallener “ oder „die Gefallene“, oder auch „Opfer“. Das x ist da, um es geschlechtsneutral zu machen.

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