#COVID19 Quarantäne-Tagebuch, Tag 1: Stoppt den Panik-Hype und fangt an, gegen diese totalitäre Maschine zu kämpfen!

Wuppertal. 17. März 2020. Der Applaus vieler Menschen für die „Maßnahmen“ der autoritären Staatslenker*innen macht mich von Tag zu Tag zorniger. Das hat sich nicht geändert, als ich mich heute ein wenig Krank fühlte. Es wurde im Laufe des Tages etwas schlimmer, und ich war mir nicht sicher, ob ich nur eine Erkältung hatte oder vielleicht…

Publiziert von Enough 14. Geschrieben von Riot Turtle.

Ich habe mich entschieden, meinem Arzt anzurufen. Ich sagte ihm, dass ich ein wenig Fieber, Kurzatmigkeit und trockenen Husten habe. „Bleiben Sie zu Hause…“, das hat er gesagt. Er war dabei aber sehr empathisch. Was vielleicht auch mit meiner nicht so guten medizinischen Vorgeschichte zu tun hat. Ich entschied mich tatsächlich, seinem Rat zu folgen. Ich fühle mich ein wenig krank (aber ich bin okay) und möchte nicht für den Tod eines anderen Menschen verantwortlich sein. Ich habe mich mit den Leuten, mit denen ich in den letzten Tagen in Kontakt war, in Verbindung gesetzt, viele Genoss*innen haben sofort gefragt, wie ich mich fühle, und gefragt, ob ich etwas brauche. Das war ein guter moralischer Unterstützung.

Ich fühle mich eigentlich gar nicht so krank. Ich liege nicht in meinem Bett, und ich mache mir keine Sorgen über meine persönliche Situation. Ich mache mir mehr Sorgen darüber, dass die Menschen die autoritären Maßnahmen mehrerer Staaten auf der ganzen Welt beklatschen. Ich mache mir mehr Sorgen über die Situation der Migrant*innen an den europäischen Grenzen, der Gefangenen und der Menschen, die die Sperre des sozialen Lebens begrüßen, während gleichzeitig die Menschen immer noch gezwungen sind, zur Arbeit zu gehen (und ich meine nicht die notwendigen Jobs wie Pflegekräfte, Ärzte, Menschen, die in der stationären Jugendhilfe, in Altersheimen, Supermärkten usw. arbeiten), in Fabriken und so weiter. Ich mache mir mehr Sorgen über den Ausnahmezustand und darüber, warum so viele Menschen ihn nicht einmal hinterfragen.

Haben alle, die diesen Ausnahmezustand bejubeln, vergessen, dass die Menschen, denen sie jetzt zujubeln, dieselben sind, denen es scheißegal ist, wenn ältere Menschen nicht von ihrer Rente leben können? Dass die Herrschenden, die eine völlige Stilllegung des sozialen Lebens erzwingen, dieselben sind, die für Privatisierungen und Kürzungen im Gesundheitswesen verantwortlich sind, was einer der Hauptgründe dafür ist, dass das Corona-Virus als Bedrohung angesehen wird, weil ihre Politik die Kapazität der Intensivstationen reduziert hat? Menschen applaudieren für diesen Täter*innen?

Eine Reihe von Grundrechten werden über Nacht weggenommen, und die Menschen scheinen kein Problem damit zu haben, dass große Unternehmen wie Volkswagen selbst entscheiden können, wie sie vorgehen wollen. Volkswagen hat sogar angekündigt, dass sie ihre Werke für zwei Wochen schließen werden. Nicht weil die Regierung sie gezwungen hat, die Gesundheit ihrer Arbeiternehmer*innen zu schützen, sondern weil sie, wie Volkswagen-Chef Herbert Diess heute sagte, derzeit nicht genug Autos verkaufen und Probleme mit ihrer Lieferkette haben.

Wir haben also die Situation, dass staatliche Entscheidungsträger*innen argumentieren, dass Kinder auf Spielplätzen keinen Spaß haben dürfen, weil sie jemanden anstecken oder sich selbst anstecken könnten, aber es ist kein Problem, wenn sie sich anstecken, wenn ihre Eltern von der Arbeit nach Hause kommen. Und das ist etwas, wofür Teile der Linken anfangen zu applaudieren?

Also ja, ich fühle mich schlecht. Schlecht und wütend. Weiß jemand, wie lange diese „Sicherheitsvorkehrungen“ in Kraft bleiben werden? Ein Sprecher des deutschen Robert-Koch-Instituts sagte Reportern heute, dass dies im „schlimmsten Fall“ bis zu zwei Jahre dauern könne. WTF! Und selbst wenn sie nicht zwei Jahre andauern werden, wird die ganze Sicherheitsparanoia die Gesellschaft verändern, und zwar nicht auf positive Art und Weise.

Wir haben genug Erfahrungen aus der Vergangenheit, dass neue autoritäre Sicherheitsgesetze, sobald sie umgesetzt wurden, nicht verschwunden sind, nachdem die so genannte Bedrohung vorüber war. Es ist an uns, diesen „es ist nur zu Ihrem eigenen Wohl“ Diskurs von Menschen in Frage zu stellen, die für die Tötung von Migrant*innen an der EU-Grenze verantwortlich sind, für die Tötung von vielen Menschen durch Waffenexporte in Kriegsgebiete wie Syrien und Jemen. Um nur zwei Beispiele zu nennen, die sie getan haben.

Es ist an uns, diesen Panik-Hype zu stoppen und gegen diese totalitäre Maschine zu kämpfen.

Riot Turtle, 17. März, 2020.

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