
Bihac. Bosnien. 25. Dezember. 2020. Vor zwei Tagen, am 23. Dezember, ist das Lipa-Lager nahe der bosnischen Grenzstadt Bihac niedergebrannt. Die Organisationen No Name Kitchen, SOS Balkanroute, Medical Volunteers International e.V. und Blindspots rufen dringend dazu auf, die Menschen auf der Flucht zu evakuieren und Soforthilfe in der Region sicherzustellen.
Ursprünglich veröffentlicht von Indymedia DE. Übersetzt von Enough 14.
Heute, am Weihnachtstag, sind Tausende von Menschen obdachlos. Die grundlegenden Bedürfnisse nach Sicherheit und warmer Unterkunft, Hygiene, Ernährung sowie medizinischer Versorgung sind für Menschen, die hier und in der Region unterwegs sind, nicht gewährleistet.
Lipa war ein Lager, das nicht geeignet war, den Menschen eine menschenwürdige Unterkunft zu bieten. Nachdem lange Zeit keine Einigung darüber erzielt werden konnte, was mit den dort lebenden Menschen geschehen sollte, war die einzige Alternative, die vor diesem Brand für diese humanitäre Krise gegeben wurde, sie in ein anderes Lager zu bringen, das den Namen Bira trägt und sich in der Stadt Bihać befindet. Deshalb wollte die Internationale Organisation für Migration (IOM), die das Lager Lipa verwaltete, die Menschen in dieses Lager bringen. Beobachter:innen zufolge blockierten jedoch besorgte Bürger:innen sowie faschistische Gruppen die Zufahrtsstraßen und verhinderten die Einfahrt der IOM-Busse mit der Forderung, dass sie kein weiteres Lager in der Stadt haben wollen.
Nach dem Brand in Lipa haben die meisten der Geflüchteten gestern versucht, Bihac zu Fuß zu erreichen, wurden aber erneut von den lokalen Behörden blockiert. Vor ein paar Monaten haben sie die Repression gegen Menschen die sich auf der Flucht befinden verschärft, ebenso wie gegen Menschen und Strukturen, die sie mit Nahrung und Kleidung unterstützen.
Im Moment gibt es weder die Möglichkeit, vorwärts noch rückwärts zu gehen – es ist eine gefährliche Blockade, die die Gesundheit der Menschen gefährdet. So haben diese Menschen heute an Weihnachten weder Zugang zu Lagern oder irgendwelchen Unterkünften, noch zu Solidaritätsstrukturen in Bihac oder kein Recht, in Geschäfte in der Stadt zu gehen und ihre eigenen Lebensmittel oder Kleidung zu kaufen.
Die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten sind mitverantwortlich für diese Katastrophe. Indem sie nichts unternehmen, nehmen sie das physische und psychische Leid dieser Menschen in Kauf. Geflüchtete werden gewaltsam blockiert, ohne Zugang zu den Grundbedürfnissen. Sie brauchen solidarische Unterstützung vor Ort und langfristige Perspektiven.
Die Europäische Union mit ihren so genannten „Werten der Solidarität“ versagt seit Jahren, wenn es um den Umgang mit Migration geht. An einem europäischen Feiertag wie heute wird der Kontrast zwischen unserer privilegierten Lebensweise und der bitteren Realität an unseren Außengrenzen besonders drastisch. Es gibt keine Solidarität. Es gibt keine Menschlichkeit. Es gibt keine Menschenrechte.
Wir als Aktivist:innen von No Name Kitchen, SOS Balkanroute, Medical Volunteers International und Blindspots sind heute vereint und fordern:
- Evakuiert die Menschen sofort!
- Stellt Soforthilfemaßnahmen bereit!
- Lasst die Unterstützungsnetzwerke zu!
- Die Europäische Union sollte eine menschliche Entscheidung bezüglich der Grenzen treffen. Lager sind Flickschusterei, keine Lösung
Sofort.
#safepassage #solidaritybeyondborders #openborders #evacuatenow #shameoneu
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