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Aktionswoche in Solidarität mit dem Biologico – 10. bis 17. Januar 2022 [Thessaloniki, Griechenland]

Thessaloniki. Griechenland. Wir (Offene Versammlung zur Verteidigung des Biologico) rufen zu einer Woche der Solidarität mit dem besetzten und befreiten Raum der Biologico Besetzung vom 10. bis 17. Januar auf. Diese eine Woche soll eine weitere Möglichkeit für Kämpfer*innen, Individuen und Kollektive in Griechenland, Europa und auf der ganzen Welt sein, um ihre Solidarität mit allen möglichen Mitteln und jedem als brauchbar erachteten Weg für die 34 Jahre des befreiten und nun von Räumung bedrohten Raums Biologico zu zeigen. Jede Räumung hat ihren Preis. Bereitet euch vor, seid auf der Hut, Solidarität ist unsere Waffe.

Ursprünglich veröffentlicht von Indymedia DE.

Am Donnerstag, den 18. November 2021, fielen uns einige „Veränderungen“ innerhalb des Biologischen Instituts auf. Genauer gesagt des Foyers, in welchem durch einen aus Gipsplatten bestehenden Gang zwischen den zwei Eingängen der halbe Raum versperrt wurde. Dreisterweise wurden sogar einige eindeutige Markierungen auf Wänden angebracht. Demnach ist auch der Abriss der Wand zum Squat vorgesehen. 

Bei einer diesbezüglichen Recherche beim Ministerium für digitale Regierung und im „Diaygeia“-Programm (einer Online-Plattform der Regierung) gelangte uns zur Kenntnis, dass für den 16. September 2021 ein Bauvorhaben mit einem Etat von 1.320.600 Euro angesetzt war. Titel: „Innenraumgestaltung des Erdgeschosses der Biologischen Fakultät entsprechend der Anforderungen der Schule der Wissenschaften“. Der Zeitplan setzt die Fertigstellung des Projekts innerhalb von 16 Monaten nach der Veröffentlichung an. Aus dem unterzeichneten Vertrag und ihren Plänen wird klar, dass der besetzte Raum zu einem – für den Schulbetrieb höchst notwendigen – „Warteraum“ werden soll. Tatsächlich ergibt sich aus dem Vertrag eine direkte Räumungsbedrohung, denn der Abriss der Wand soll schon innerhalb der ersten vier Monate stattfinden: bis Mitte Januar. Schon jetzt setzen das Rektorat und die Planer zur Ausführung der Pläne der Neugestaltung und Fertigstellung der Gebrauchsräume an.  

– Ausschnitt aus dem kollektiven Text des Biologico Squat, athens.indymedia.org/post/1615907

Das Biologico ist seit 34 Jahren ein fester Ort des Widerstandes innerhalb des Universitätsgeländes der Aristotle Universität von Theassaloniki (AUTH) und hat zahlreichen Gruppen, Individuen, Ideen und Aktionen, die sich nicht von Grenzen, Gittern und Zäunen haben einhegen lassen, einen Ort gegeben. Derzeit bietet die Besetzung Raum für das Squat Terra Incognita, für den Soldaritäts-Fonds für Gefangene und verfolgte Kämpfer*innen und für die Biologica-Assembly als politische Verwaltung des selbst-organisierten Raumes. Neben der Betätigung von Gruppen und Kollektiven gibt es hier auch zahlreiche Initiativen von Individuen zur Verbreitung von Ideen und Propaganda durch Mittel der Gegeninformation, gegenseitigen Bildung und Kultivierung. Inhaltlich geht es sowohl um studentische Kämfe als auch um breitere soziale Kämpfe innerhalb und außerhalb der Metropolregionen. 

Die gesammte Aktivität aus diesem Raum steht der vorherrschenden Normalität der „Frieden-Ordnung-Sicherheit“ Doktrin im Weg, was den Staatsapparat stört. Dieser setzt zum umfassenden Angriff an. Räumungen selbstorganisierter Räume und Squats gab es immer in der Geschichte der anarchistischen und radikalen Bewegungen. Doch in der letzten Zeit beobachten wir eine Zuspitzung im Versuch der demokratischen Regierung von Mitsotakis, die Stimme der Ermutigung des Widerstandes und der Mobilisierung zu unterdrücken. Mit dem Mittel der Kriminalisierung geraten widerständige Räume und Individuen ins Visier, werden Strukturen in den Unis direkt angegriffen, um dort die absolute Herrschaft zu übernehmen und um die Pläne der Gentrifizierung und weiteren sozialen Kontrolle zu verwirklichen. Von den Räumungen der Besetzungen universitären Besitzes: Terra Incognita, Rosa Nera, Vankuver Apartman, des selbstorganisierten Ortes der A.S.O.E.E. über die geplante Einstellung von „Spezial“-Sicherheitskräften und der Plazierung der Drogenmafia in den Universitäten bis hin zur jüngeren Parodie rund um die DNA-Mischung und die Anklage gegen 14 Militante aus der Rektorats-Besetzung der NTUA in Athen. 

Wegen seiner Lage in der Universität ist die Biologico-Besetzung ein fixer Referenzunkt und ein integraler Teil praktischer Unterstützung und von Solidarität für die Kämpfe der Student*innen gegen den bildungsfeindlichen Gesetzestext von Kerameos-Chrissochoidis (Gesetz 4777/2021), die allgemeine Umstrukturierung der Bildung und die Schaffung der Universitätspolizei. Dieses Gesetz, mitten in der Pandemie und über Nacht verabschiedet, betrifft die Immatrikulationsvoraussetzungen, Exmatrikulationen, Disziplinarmaßnahmen und den kontrollierten Zugang zu den Universitäten. Unter dem Deckmantel dieses Gesetzes öffnen sich die Tore für die tatsächliche Abschaffung des Universitätsasyls, die Vorherrschaft totaler Kontrolle und Überwachung und die 

Ausschließung politischer Aktivitäten und Projekte von der universitären Gemeinschaft. Dies ist ein Versuch im Rahmen der kürzlich erfolgten gesetzesmäßigen Abschaffung des Universtitätsasyls, die vergangenen und aktuellen Kämpfe, die von den Universitäten ausgingen und -gehen, zu sterilisieren und depolitisieren.

Die Allianz von Staat und Kapital hätte uns wirklich gerne schweigend, doch wir haben andere Absichten bezüglich ihrer repressiven und Gentrifizierungspläne. Auf politischen Wegen stellen wir uns der Repression entgegen und wir schlagen Selbstorganisierung und Solidarität sowohl auf lokaler als auch internationaler Ebene vor. In diesem Zusammenhang haben wir eine offene Versammlung gegen die Räumungsbedrohung des Biologico ins Leben gerufen. Kollektiv und individuell entschließen wir uns, das Biologico sowohl politisch als auch sozial und emotional zu verteidigen, da es für uns ein wesentlicher Treffpunkt mit Veranstaltungen, solidarischen Strukturen und Kämpfen ist. Durch exakt dieses Vorgehen werden wir versuchen, ein Hinderniss für kommende Angriffe zu sein um diese kollektiv zu verhindern. 

Nicht einen einzigen Schritt zurück, 34 Jahre sind nicht genug

Nicht eine staatliche Drohung wird unbeantwortet bleiben

Solidarität mit den Squats und den studentischen Kämpfen

Offene Versammlung zur Verteidigung des Biologico


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