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Anarchist Black Cross Moskau Updates, März 2022 [Russland]

Der Krieg in der Ukraine hat das Ausmaß der Repressionen in Russland bereits erhöht, aber es gibt noch keine neuen Strafverfahren gegen anarchistische oder antifaschistische Aktivist*innen. In dieser neuen Ausnahmesituation lenken wir einen Teil unserer Ressourcen auf humanitäre Bedürfnisse, die über unseren üblichen engen Fokus der Unterstützung verfolgter Anarchist*innen und Antifaschist*innen hinausgehen.

Bild oben: Aktion von Aktivist*innen des Linksblocks gegen den FSB.

Ursprünglich veröffentlicht von Avtonom.Übersetzt von Riot Turtle.

Viele wurden bei Demonstrationen verhaftet und zu Geldstrafen oder zu einer sofortigen 15-tägigen Gefängnisstrafe verurteilt. Es kann sein, dass bald schwerwiegendere Anklagen erhoben werden. Aber bis dahin kümmern wir uns um Anarchistinnen und Antifaschistinnen, die schon vor dem Krieg mit Repressionen zu kämpfen hatten.

Aber die gute Nachricht zuerst.

Tscheljabinsker Anarchist*innen freigelassen

Dies ist bereits eine alte Nachricht, aber am 24. November hob das Berufungsgericht die Verurteilung von zwei Tscheljabinsker Anarchist*innen, Anastasia Safonova und Dmitry Tsibukovski, auf, die wegen „Rowdytums“ zu Haftstrafen von 2 bzw. 2,5 Jahren verurteilt worden waren, nachdem sie ein Transparent mit der Aufschrift „FSB ist der größte Terrorist“ aufgehängt hatten. Ihre Strafsache wurde an das örtliche Gericht zurückverwiesen, so dass ein neues Urteil möglich ist. Es ist äußerst ungewöhnlich, dass politische Urteile in Russland durch eine Berufung aufgehoben werden. Bis zu ihrem neuen Prozess unterliegen Safonova und Tsibukovski verschiedenen Einschränkungen.

Ruslam Gatamov zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt

Eine weitere alte Nachricht: Am 27. Oktober wurde der Anarchist Ruslan Gatamow aus Wologda zu 300 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt, weil er im Oktober 2019 einen Molotow-Cocktail an die Wand des Büros der regierenden Partei “ Vereinigtes Russland“ geworfen hatte. Dies war bereits der zweite Glückstreffer für Gatamov, da er zuvor wegen eines Kampfes mit der Polizei während der Umweltproteste in Shies in der Region Archangel angeklagt worden war, die Anklage jedoch vor Gericht fallen gelassen wurde. Die Behörden lassen Gatamov jedoch nicht in Ruhe, denn am 9. Februar wurde er zu einem anderen Strafverfahren verhört, über das er mit einer Nachrichtensperre belegt wurde. Er hat jedoch erklärt, dass er mit diesem angeblichen Fall nichts zu tun hat.

Und dann einige schlechte Nachrichten

Staatsanwaltschaft fordert vier weitere Jahre Haft für Nikita Uvarov

Nikita Uvarov

Am 10. Februar wurde der Anarchist Nikita Uvarov aus Kansk in Sibirien wegen Terrorismus zu einer drakonische Strafe von 5 Jahren verurteilt, während zwei andere Angeklagte nur Bewährungsstrafen erhielten. Aber selbst das reichte nicht aus – am 25. Februar forderte der Staatsanwalt, die Strafe für Uvarov auf 9 Jahre zu erhöhen. Uvarov hat auch gegen sein Urteil Berufung eingelegt.

Die Nachrichten über den Fall der Jugendlichen aus Kansk waren etwas irreführend. Die Medien begannen, den Fall als „Minecraft-Fall“ zu bezeichnen, da die Jugendlichen (Uvarov und die anderen Angeklagten waren zum Zeitpunkt der angeblichen „Verbrechen“ 14 Jahre alt) in einigen der Unterlagen darüber diskutierten, ein FSB-Gebäude in Minecraft zu sprengen. Obwohl diese Diskussionen im Untersuchungsmaterial vorkamen, waren sie kein wesentlicher Bestandteil der Anklage. Der Hauptgrund, warum Uvarov und seine Freund*innen angeklagt wurden, war, dass sie Anarchist*innen waren und auch, weil sie kleine Sprengsätze gebastelt hatten, was eine übliche Freizeitbeschäftigung für Jugendliche ist.

In diesem Video könnt ihr sehen, wie sich Uvarov auf seinen letzten Tag vor Gericht und seine mögliche sofortige Inhaftierung vorbereitet.

In diesem Video wird ein kurzes Interview mit Nikita nach seiner Verurteilung gezeigt, in dem er erzählt, wie er nach seiner Verhaftung von den FSB-Agenten geschlagen und gewürgt wurde.

Ihr könnt Briefe zur Unterstützung von Nikita an folgende Adresse schreiben

Nikita Andreevich Uvarov, 2005 g.r.
FKU SIZO-5 GUFSIN ROSSII po Krasnoyarskomu Krayu
ul. Kaytymskaya d. 122 Krasno yarskiy Kray g. Kansk
663600 Russland

Es ist notwendig, alle Briefe auf Russisch zu schreiben. Ihr könnt dafür google translate oder andere automatische Übersetzungsdienste verwenden. (Wie z.B. https://www.deepl.com/, Übersetzer*in)

Unterstützung von Aktivist*innen, die wegen einer Aktion gegen den FSB verfolgt werden

Ruslan Abasov
Lev Skoryakin

Ruslan Abasov und Lev Skoryakin sind Aktivist*innen des Linken Blocks, einer linken Zusammenschluss, die sowohl anarchistische als auch kommunistische Aktivist*innen auf einen kleinen gemeinsamen Nenner bringt. Ihnen wird eine Aktion gegen den Geheimdienst FSB vorgeworfen, bei der sie das FSB-Gebäude in der Iwana-Babuschkina-Straße in Moskau aufsuchten und ein Transparent mit der Aufschrift „Glücklicher Tag eines Tschekisten“ aufhängten, Pyro abbrannten und sie in den Hof des Gebäudes warfen. Sie werden wegen „Hooliganismus mit Vorsatz und Waffengebrauch“ und „Vandalismus“ angeklagt, was eine Freiheitsstrafe von bis zu 7 Jahren bedeuten kann.

Lew Skoryakin ist ein langjähriger Aktivist*in, der bereits mehrfach verhaftet wurde. Im Juni 2020 wurde er verhaftet und verprügelt, als er versuchte, ein Transparent mit der Aufschrift „Gerechtigkeit für Floyd“ an der US-Botschaft in Moskau aufzuhängen.

Abasov und Skoryakin sind jetzt im berüchtigten Butyrka-Gefängnis in Moskau inhaftiert, ihr könnt sie per Post unterstützen:

Ruslan Faridpashaevich Abasov 2002 g.r.
SIZO-2 Butyrka, ulitsa Novoslobodskaya dom 45
127055 Moskau Russland

Lev Vitalevich Skoryakin
SIZO-2 Butyrka, ulitsa Novoslobodskaya dom 45
127055 Moskau Russland

Es ist notwendig, alle Briefe auf Russisch zu schreiben. Ihr könnt dafür google translate oder andere automatische Übersetzungsdienste verwenden. (Wie z.B. https://www.deepl.com/, Übersetzer*in)

Unterstützt Evgeny Karakashev, anarchistischer Umweltschützer*in von der Krim

Evgeny Karakashev

Evgeny Karakashev ist ein Anarchis*tin und Umweltaktivist*in, der nach der russischen Machtübernahme 2014 auf der Krim blieb und seinen Kampf fortsetzte. Seine Aktivitäten zum Schutz der Umwelt und gegen touristische Projekte, aber auch seine Aktivitäten gegen die Brutalität der Polizei verärgerten die Behörden, und einige Jahre nach der Inbesitznahme begannen sie, einen Vorwand zu suchen, um ihn einzusperren.

Schließlich grub die Polizei einen alten Beitrag aus Evgenys sozialen Medien aus dem Jahr 2014 aus, in dem er ein Interview mit einer kleinen aufständischen Gruppe von Primorski-Partisan*innen gepostet hatte, die 2010 einen kurzen Krieg gegen die örtliche Polizei im Fernen Osten Russlands geführt hatte (mehr über diese Gruppe, die keine klare Ideologie vertrat, aber einige frühere Verbindungen zu den Nationalbolschewiken hatte, könnt ihr hier lesen).

Dieser Beitrag und auch einige Kommentare in einem Gruppenchat waren ein Vorwand, um ihn gemäß Teil 2 von Art. 205.2 des russischen Strafgesetzbuchs (öffentlicher Aufruf zum Terrorismus) zu verurteilen. Da Evgeny im Gefängnis keine Reue zeigte, wurde er in ein berüchtigtes Gefängnis vom Typ EPKT (Eine Art Einzelhaftanstalt) eingewiesen. Dieser Gefängnistyp wurde in den 1980er Jahren speziell entwickelt, um den Widerstand der Gefangenen in Russland zu brechen. Das erste EPKT-Gefängnis war der berüchtigte „Weiße Schwan“ in Solikamsk, der heute ein noch extremeres Gefängnis für lebenslänglich Verurteilte ist. Viele politische Gefangene werden mit der Eisenbahn in diese Isolationsknäste gebracht.

Aber auch Evgenys Bedingungen sind nicht gerade sanft, zum Beispiel darf er nur alle sechs Monate einen kurzen Besuch empfangen. Er schreibt einen Blog auf Russisch über seine Erfahrungen im Gefängnis für das 7×7 Magazin.

Schreibt Evgeny ein Brief zur Unterstützung:

Address: 361424, Kabardino-Balkariya, Chegemskij rayon, p. Kamenka, ul. D.A. Mizieva, 1, FKU IK-1, Russland, Karakashev Evgeni Vitalevich, 1978 g.r.

Es ist notwendig, alle Briefe auf Russisch zu schreiben. Ihr könnt dafür google translate oder andere automatische Übersetzungsdienste verwenden. (Wie z.B. https://www.deepl.com/, Übersetzer*in)

Unterstützt weiterhin die Gefangenen in Russland

Die Kontaktadressen aller von uns unterstützten Gefangenen in Russland findet ihr hier. und eine Anleitung zum Spenden findet ihr hier. Wenn du für einen bestimmten Gefangenen oder Fall spenden möchtest, kontaktiere uns bitte vorher, um sicherzustellen, dass die Unterstützer*innen des Gefangenen oder Falles gerade Spenden sammeln.

Unsere Kontaktinformationen findet ihr hier.

Anarchist Black Cross Moskau


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