
Ein Interview von The Final Straw Radio Show mit Assembly.Org.UA, einer Nachrichtenseite aus Charkiw, über ihren Journalismus, Katastrophenkapitalismus inmitten von Pandemie und Krieg, Widerstand gegen die Zwangseinberufung durch das ukrainische Militär und Informationen über Sabotageaktionen gegen den Krieg in Russland.
Ursprünglich veröffentlicht von The Final Straw Radio Show. Übersetzt von Riot Turtle.
The Final Straw Radio Show (TFSR): Würdest du dich bitte vorstellen (oder, falls du ein Pseudonym benutzt, mit Namen, politischer Zugehörigkeit und Geschlechtspronomen) und sagen, wo du ungefähr wohnst? Wie würdest du deine politische Perspektive beschreiben und mit welchen Projekten beschäftigst du dich?
Cheh: Hallo an alle, liebe Bursts, liebe Hörer*innen… Ich bin Cheh und Mitgründer*innen der Gegeninformationsgruppe in Charkiw namens assembly.org.ua. Charkiw ist die größte ukrainische Stadt nach Kyiv, etwa 45 km (oder 30 Meilen) von der russischen Grenze entfernt und wird seit dem ersten Morgen der Invasion von Norden her belagert. Persönlich bin ich seit etwa 10 Jahren Anarcho-Kommunist. Die redaktionelle Politik der Assembly steht im Allgemeinen dem sozialen Anarchismus nahe, und in diesem Sinne sind wir die ersten Medien dieser Art in Charkiw seit der Zeitung Nabat im Jahr 1920. Gleichzeitig gibt es bei uns keine strengen Ideologie- und Theorieprüfungen, wie sie bei der Aufnahme in eine marxistische Partei üblich sind. Wir sind bereit, mit verschiedenen Personen und Initiativen zusammenzuarbeiten, wenn sie nicht von Politiker*innen oder bürokratischen Strukturen kontrolliert werden, wenn sie die horizontale direkte Aktion von unten unterstützen und sich für die lokale Gemeinschaft einsetzen wollen… im Allgemeinen also.
TFSR: Kannst du etwas über Assembly.Org.Ua sagen, das sich selbst als Portal für unabhängigen Journalismus und Basisinitiativen in der Region Charkiw bezeichnet? Ich sehe Beiträge, die bis ins Jahr 2020 zurückreichen, also in die Anfangszeit der Covid-Pandemie. Kannst du etwas über die Geschichte des Projekts erzählen, welchen Zweck es erfüllte und wie sich das und die Leser*innenschaft mit der russischen Invasion verändert haben?
Cheh: Ja, wir sind seit dem 30. März 2020 wirklich aktiv – und zwar ab dem Zeitpunkt, als das Gefühl in der Luft lag, dass dieser gewohnte Status quo endlich einen Knacks bekommen hat. Der Beginn einer globalen Pandemie hat uns überrascht! Es war ungewohnt, die ganze Zeit zu Hause zu bleiben. An einigen Arbeitsplätzen unserer Genoss*innen wurden die Gehälter um 20 % gekürzt, und es wurde befürchtet, dass Mitarbeiter*innen entlassen werden könnten. Aber ein paar Wochen nach Beginn der Quarantäne entwickelte sie unsere Website und begann damit, über akute soziale Probleme zu sprechen und den Menschen zu helfen, sich zusammenzuschließen, um einander angesichts einer Krise direkt zu helfen.
Unsere Überlegung war in etwa so: Wenn mindestens 10 % der Bevölkerung unserer Stadt z.B. das öffentliche Verkehrssystem besser verstehen als der Bürgermeister und der Stadtrat, wozu brauchen wir dann deren Verwaltung? So in etwa… Unsere Publikation wurde bald zu einem Ort, an dem sich der friedliche Teil des sozialen Kampfes und der Selbstorganisation mit dem radikalen Untergrund treffen konnte, und begann, ihrem Namen alle Ehre zu machen. Wir berichteten über Ereignisse auf der Straße, Kämpfe am Arbeitsplatz und Fragen der Stadtentwicklung in unserer Metropole. Wir haben auch versucht, die historische Erinnerung an die revolutionären Arbeiter*innentraditionen wiederherzustellen.
Seit dem Ausbruch der Feindseligkeiten ist unsere Webseite zu einer Plattform geworden, auf der selbstorganisierte humanitäre Aktivitäten vorgestellt und koordiniert werden und auf der aufgezeigt wird, wie die lokale herrschende Klasse von diesem Massaker profitiert. Und während wir im letzten Jahr 20-30 Tausend Zugriffe pro Monat hatten, sind es seit Beginn des Frühlings zwischen 80 und 120 Tausend geworden!

TFSR: Seit dem Beginn des Krieges mit Russland haben wir in der Sendung mit einigen Leuten aus Charkiw gesprochen, aber das ist schon ein paar Monate her. Kannst du ein wenig über die Stadt und das Gebiet oder die Region, in der sie liegt, in der Zeit vor dem Krieg erzählen?
Cheh: Generell hat sich die Ukraine, vor allem mit dem Abnehmen jeglicher Lebensperspektiven nach dem Maidan-Aufstand, in ein Land der Alkonaut*innen [1] und Rentner*innen verwandelt, und Charkiw ist selbst für ukrainische Verhältnisse als „Stadt der langweiligen Gesichter“ bekannt. Dementsprechend ist das politische Klima im Allgemeinen depressiv und konservativ, und es ist äußerst schwierig, über etwas anderes als das tägliche Überleben zu sprechen – selbst die Kapitalist*innen in der Ukraine haben einen sehr kurzen Planungszeitraum. Kann der wirtschaftliche Wiederaufbau nach dem Krieg an dieser Situation etwas ändern? Ich weiß es nicht. Wir werden sehen…
TFSR: Wenn du in dieser Zeit in der Stadt oder in der Nähe warst, kannst du den Hörer*innen ein wenig davon erzählen, wie es war? Obwohl ihr so nahe an der russischen Grenze seid und die Stadt die Zurückschlagung der russischen Invasion überstanden hat, geht der Beschuss weiter, oder? (Ich kann mir nicht vorstellen, wie traumatisch das war, und unser Projekt drückt euch auf jeden Fall unsere Solidarität und unser Beileid für eure Opfer aus).
Cheh: Mit wenigen Worten: Unsere Stadt ist aufgrund ihrer Lage ein einziger großer Schießplatz für die Invasor*innen. Ballistische Raketen fliegen jede Nacht, sobald die Menschen zu Bett gehen (oder im Morgengrauen, gegen 3 bis 4 Uhr). Und mehrere Raketen schlagen mitten am Tag ein, wenn viele Menschen auf den Straßen sind – wiederum, um so viele Zivilist*innen wie möglich zu töten. Keine Luftabwehr der Welt kann Hyperschall-Island-Raketen auf so kurze Distanz abfangen – selbst der Luftalarm hat keine Zeit, uns zu benachrichtigen, und fängt nach den ersten Explosionen an zu heulen (nicht immer, aber oft). Das russische Militär will die ukrainischen Autoritäten um jeden Preis zu Verhandlungen bewegen und hofft, dass zivile Opfer die Bevölkerung zwingen werden, von der politischen Führung des Landes Zugeständnisse zu Gunsten Russlands zu verlangen. Natürlich könnten die ukrainischen HIMARS alle Feuerstellungen in wenigen Minuten zerstören, aber die amerikanischen Partner verbieten ausdrücklich Angriffe auf russisches Territorium, egal wie viele sie von dort aus auf uns abfeuern, weil dies als ukrainische Aggression gegen die Russische Föderation betrachtet wird und die russisch-amerikanischen Beziehungen verschlechtern wird… Das ist unser Leben.
TFSR: Einige der jüngsten Berichte auf Assembly.Org.Ua haben sich darauf konzentriert, wie lokale Eliten, Spekulantinnen, Kapitalistinnen und Banken auf nationaler Ebene (in Russland und der Ukraine) entweder versuchen, einen Vorteil aus der Instabilität oder Zerstörung zu ziehen oder ihre wirtschaftliche Gewalt gegen eine wirtschaftlich immer instabilere Bevölkerung zu erhöhen. Wie hast du den Katastrophenkapitalismus in diesem Kriegsgebiet erlebt und welche Zukunftsvisionen verfolgt er?
Cheh: Oh, es gibt eine große Anzahl solcher Beispiele. Der Verkauf von humanitären Gütern, der Diebstahl von Arbeitnehmer*innenlöhnen oder der von Ihnen erwähnte Gesetzentwurf zur Aussetzung der Zahlungen für Hypotheken und Autokredite für die Dauer des Krieges, der am 9. Juli in erster Lesung verabschiedet wurde. Dieser Gesetzesentwurf setzt nicht das Auflaufen des Kredits und die Zinsen für den Kredit aus. Deshalb werden die Kreditnehmer*innen nach dem Ende des Kriegsrechts gezwungen sein, hohe Beträge ausstehender Schulden zu zahlen – andernfalls drohen ihnen Sanktionen, die im Gesetz oder in einem Kreditvertrag festgelegt sind. In diesem Zusammenhang sei auch an die horrenden Mietpreise in den sichereren Regionen erinnert. Oder an die Pläne der Behörden von Charkiw (und der mit ihnen verbundenen Bauträger*innen), historische Gebäude, die durch Bombenangriffe beschädigt wurden, abzureißen, um dort kommerzielle Objekte zu errichten, anstatt sie wieder aufzubauen. Übrigens hat der Stadtrat von Charkiw im Frühjahr eine so genannte freiwillige Initiative zur Restaurierung der Stadt vorgestellt, die nicht von einem Architekt*in oder Stadtplaner*in, sondern von einem mit dem Stadtrat verbundenen Modedesigner*in (Jabrone) geleitet wird – offensichtlich, um unter diesem Deckmantel die Haushaltsmittel zu plündern -, aber nachdem wir veröffentlicht hatten, wer dieser Jabrone ist und was über seine Rolle bekannt ist, zog er sich aus diesem Projekt zurück.

TFSR: Kannst du etwas über die Erfahrungen mit dem Kriegsrecht und der Einberufung zum Militär in Charkiw erzählen?
Cheh: Im Großen und Ganzen nichts Bemerkenswertes. Von 22.00 bis 6.00 Uhr gilt eine Ausgangssperre, die Polizei versucht, jeden zu erwischen, der sich ohne Sondergenehmigung auf der Straße aufhält, aber in den Außenbezirken sind die Patrouillen fast unsichtbar. Vorladungen zur Armee werden an vielen öffentlichen Orten verteilt – an den Eingängen von U-Bahn-Stationen, Supermärkten, Unternehmen, Parks -, aber da sie laut Gesetz im Voraus und nicht in Anwesenheit der Beamten ausgefüllt werden müssen, ist es illegal, sie auf der Straße auszufüllen, und die Leute ignorieren solche Papiere oft. Da das Gerichtssystem praktisch lahmgelegt ist, kann niemand mehr ein Bußgeld gegen einen solchen Zuwiderhandelnden verhängen. Am Ende des Frühjahrs erschien ein Telegram-Kanal mit 65.000 Abonnent*innen, auf dem jetzt Vorladungen ausgestellt werden. Daher erfahren die Einwohner*innen von solchen Razzien im Voraus und versuchen, sie zu umgehen.
Offensichtlich besteht die Aufgabe der Wehrbeauftragten nicht nur darin, die Armee aufzustocken, sondern so viele Wehrpflichtige wie möglich zu drängen, in der Hoffnung, dass wenigstens einige Angst bekommen und Geld bieten, damit sie in Ruhe gelassen werden. Aus demselben Grund können viele, die aus eigenem Antrieb zu den Melde- und Einberufungsbüros kommen, nicht in die Armee eintreten, und die Ausreise ist für alle gesunden, als männlich eingestuften Personen im Alter von 18 bis 60 Jahren verboten. Selbst wenn es einen legalen Grund für die Ausreise gibt, lassen die Grenzbeamt*innen dies nicht immer zu.
Im Allgemeinen ist die Beherrschung der militärischen Grundlagen durch die Bevölkerung keine schlechte Sache, denn schon 1905 hat sich gezeigt, dass wir ohne dies die Revolution vergessen können. Und die Zurückschlagung der Invasion ist auch notwendig, aber wir sollten nicht dazu beitragen, dass unser Staat durch den Sieg stärker wird, denn dann wird er zu einer ähnlichen Diktatur wie die russische. Deshalb unterstützen wir sowohl die Anti-Kriegs-Sabotage in Russland, als auch einige anarchistische Weggefährt*innen in den ukrainischen Streitkräften und die Forderung nach Öffnung der ukrainischen Grenzen für die freie Ausreise aller, die nicht in der Armee dienen wollen.
TFSR: Kannst du etwas über die Initiativen der gegenseitigen Hilfe an der Basis sagen, die du beobachtet hast oder über die du berichten konntest, die gegen und trotz der Invasion in der Region Charkiw stattfinden?
Cheh: Nun, eine dieser Initiativen habe ich bereits in meiner vorherigen Antwort erwähnt. Außerdem organisiert unser Team von Zeit zu Zeit Reisen in die Grauzone der Region oder in die Vororte von Charkiw, um zu erfahren, wie die Menschen, die dort festsitzen, außerhalb der staatlichen Ordnung leben, und um humanitäre Lebensmittel oder Medikamente an sie zu verteilen. Darüber hinaus haben wir einen Plan für eine horizontale Kampagne zur kollektiven Wiederherstellung zerstörter Wohnblocks ausgearbeitet (zusammen mit einigen befreundeten Gruppen, wie z.B. der Bauhilfe). Natürlich können wir erst mit der Umsetzung beginnen, wenn die Raketenangriffe vollständig beendet wurden…
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der anarchistische Kampf in einem so peripheren Land aufgrund der Besonderheiten der ukrainischen Verhältnisse eine globale internationale Solidarität erfordert. Die technologische Primitivität der ukrainischen Wirtschaft und die Tatsache, dass die Hälfte davon im Untergrund ist, bedeutet paradoxerweise, dass es einfacher ist, sich in Krisenzeiten anzupassen. Gleichzeitig herrscht hier aber auch eine Atmosphäre der Gleichgültigkeit gegenüber großartigen Zukunftsprojekten, da sich die gesamte Bevölkerung auf ihre momentanen, alltäglichen Probleme konzentriert. Und da das soziale Denken in der Peripherie weitgehend von der Situation im kapitalistischen Kern abhängt, werden die Erfolge der westlichen Genoss*innen zur Verbreitung des revolutionären Anarchismus in der Ukraine beitragen, wo die Arbeiter*innenklasse in diesen wenigen, blutigen Monaten bereits eine hervorragende Fähigkeit zur Selbstorganisation bewiesen hat.
TFSR: Wir haben von eurem journalistischen Projekt durch englischsprachige Beiträge auf Libcom und anderen Seiten erfahren, in denen über das Ausmaß des Widerstands gegen den Krieg in Form von Sabotage und De-Rekrutierung des russischen Militärs berichtet wird. Wir haben seit März Fotos und Videos von Angriffen auf Rekrutierungszentren in Russland gesehen, Geschichten von Sabotageakten an Zügen gehört und von wachsendem Misstrauen und Abneigung innerhalb des russischen Militärs gegenüber diesem Krieg gegen die Ukrainer gehört. Es ist schwer einzuschätzen, was in den USA als Propaganda des US-Regimes gilt. Kannst du uns etwas über eure Berichterstattung zu diesem Thema erzählen, welche Quellen ihr verwendet (wobei ihr natürlich darauf achtet, dass die Menschen bei eurer Antwort sicher sind) und welchen Eindruck ihr von diesem wachsenden Widerstand in Russland habt?
Cheh: Oh, unsere englischsprachige Berichterstattung über militärische Themen auf Libcom unterscheidet sich stark vom Inhalt unserer eigenen Webseite. Auf Assembly veröffentlichen wir exklusive Beiträge zu lokalen Nachrichten aus unseren eigenen lokalen Quellen, aber wir haben keine Insider*innen in Russland und Belarus. Wir nehmen alle Informationen für diese Rubrik mit Hilfe offener Daten in sozialen und Massenmedien auf und leisten selbst nur einen Beitrag zur Systematisierung und zu einigen Schlussfolgerungen.
Unsere britischen Leser*innen haben sehr treffend ausgedrückt, was dort geschieht. Sie sagen: „Es wird zwar oft behauptet, dass viele Russ*innen diesen Krieg unterstützen, aber ein solches Ausmaß an Widerstand war in den Ländern der Koalition nicht zu beobachten, als diese Staaten in Afghanistan und im Irak einmarschierten, selbst in den Staaten, in denen die Bevölkerung generell gegen den Krieg war“. Meiner Meinung nach sehr coole Worte.
TFSR: Wir haben mit der Anarcho-kommunistischen Kampforganisation (BOAK) aus Russland ein Gespräch über Widerstand und Sabotage innerhalb Russlands geführt. Sie haben die klare Hoffnung, dass sich nicht nur Sabotage und Widerstand gegen das Blutvergießen in der Ukraine von Russland aus entwickeln werden, sondern dass dies eine Zeit ist, in der der Widerstand gegen den autoritären Kapitalismus in der Region, einschließlich Belarus, wächst. Siehst du im Widerstand gegen den Krieg und die Diktaturen Chancen für eine antiautoritäre linke Politik in der Region?
Cheh: Diese Angriffe werden eine ernsthafte Bedrohung für das gesamte System des totalitären russischen Staates darstellen, wenn der Repressionsapparat versagt, wie im Februar 1917. Grob gesagt, wenn die Massen sehen, dass die Polizei, die Geheimdienste und die Gerichte nicht länger wie bisher funktionieren, wird sich der revolutionäre Kampf in einer geometrischen Progression entwickeln. Im Moment gibt es noch keine solchen Anzeichen – denn selbst wenn man sich nur gegen den Krieg ausspricht, hindert den russischen Staat nichts daran, einen Menschen für 15 Jahre ins Gefängnis zu stecken. Man kann definitiv sagen, dass die direkte Aktion gegen den Krieg von unten wächst, aber niemand kann heute sagen, wie weit sie gehen wird, weil niemand weiß, wie lange dieses Gemetzel dauern wird.
Und wir müssen auch berücksichtigen, dass die nationale Einheit der Ukrainer*innen um Zelenskys Macht nur auf der Angst vor einer äußeren Bedrohung beruht. Wie wir bereits gesagt haben, sind die sozialen Widersprüche hier während des Krieges nicht verschwunden, sondern im Gegenteil, sie haben sich verschärft. Und je eher die Invasionskräfte ihr Offensivpotential verlieren, desto besser für die sozialen Kämpfe in der Ukraine. Deshalb ist die Anti-Kriegs-Sabotage in Russland indirekt auch eine Bedrohung für die ukrainische herrschende Klasse, und deshalb betrachten wir ihre informelle Unterstützung als ein internationalistischer Akt.
TFSR: Gibt es etwas, das du uns mitteilen kannst, das dir in diesen gefährlichen Zeiten, die von Verlust und Gewalt geprägt sind, Hoffnung gibt?
Cheh: In erster Linie ist es das Interesse von Menschen aus der ganzen Welt an unseren Aktivitäten. Und das Studieren der bunten, revolutionären Geschichte unserer Stadt und Region, das Wiederherstellen der Erinnerung, was eigentlich nur wir vor dem Krieg getan haben. Und, natürlich, die wunderbare lokale Natur – in dem Maße, wie sie jetzt verfügbar ist…
TFSR: Wie können unsere Hörer*innen eure Arbeit bei Assembly.Org.Ua verfolgen und unterstützen und gibt es weitere Initiativen, die ihr hier empfehlen wollt?
Cheh: Ihr seid herzlich willkommen zu unseren Ressourcen, sowohl dort als auch auf dem gleichnamigen Tag auf Libcom.Org. Um unsere Arbeit weiter zu verbreiten, systematischer und qualitativ hochwertiger zu machen, können ihr uns auf der GlobalGiving-Seite Mutual Aid Alert for East Ukraine finanziell unterstützen. Bitte besucht die Seite! Und wir möchten Black Flag erwähnen – eine Gruppe von Genoss*innen aus der West- und Zentralukraine, über die ihr in unserer Libcom-Kolumne lesen könnt, ihr Telegram-Kanal ist dort ebenfalls hinzugefügt. Auch sind wir der Solidaritätsinitiative Olga Taratuta in Frankreich, alasbarricadas.org in Spanien, aitrus.info in Russland und allen anderen Mitstreiter*innen, die unsere Inhalte überall verbreiten, unendlich dankbar! Vielen Dank an euch alle, wenn ihr dieses Gespräch verfolgt!
Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch die großen US-amerikanischen anarchistischen Medien wie It’s Going Down oder Crimethinc grüßen, die uns und andere ukrainische Anarchist*innen weiterhin ignorieren, abgesehen von einer Handvoll Subkulturist*innen, die nie in irgendwelchen sozialen Aktivismus zu sehen waren. Ja. So ungefähr… Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!
Fußnoten
[1] лконавт m [alkonavt] Alkoholiker*in, „Alkonaut“, Kreuzung aus Alkoholiker*in und Kosmonaut*in. https://www.russki-mat.net/page.php?l=RuEn&a=%D0%90