Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

#Frankreich bewegt sich

Frankreich. Streiks, Blockaden, Sabotage, Aktionen und Demonstrationen, Frankreich bewegt sich. Wie ein Hauch Giletjaunisierung. 

Ursprünglich von Nantes revoltée veröffentlicht. Übersetzt von barrikade-Übersetzungspool für Barrikade Info.

Die Wut ist unendlich. Jeden Tag gibt es eine aufsehenerregende Aktion, einen Streik, eine Revolte im Land. Damit die zahlreichen Initiativen nicht in Vergessenheit geraten und um die soziale Lage in Frankreich zu beschreiben, wird hier versucht, die Streiks und Aktionen, die seit dem 5. Dezember stattfinden, zusammenzustellen:

EISENBAHN: 45 Tage in Folge Streiks bei der RATP (Öffi in Paris, Anm. d. Ü.); Paris während der Feiertage quasi lahmgelegt. Tägliche Blockaden von Busbahnhöfen, oft unterdrückt. Ein mehrwöchiger Streik bei der SNCF, wie es ihn noch nie gegeben hat. Eisenbahner*innen multipizieren die Aktionen im ganzen Land. Der Streik wurde am 20. Januar «unterbrochen», um auf Blockaden zu forkussieren. Am 5. Dezember wurde die TGV-Strecke Paris-Lyon-Marseille sabotiert. Ende Dezember wurde der Verkehr auf den Strecken in Ostfrankreich durch Knallsignale erheblich verlangsamet. Mehrere Bahnhöfe wurden von Demonstranten überfallen, insbesondere in SavenayBordeaux und Paris.

ENERGIE: Mehrfache Stromausfälle im Dezember, insbesondere in der Präfektur Nantes während einer Demonstration und in der Polizeiwache von Bordeaux. Gezielte Stromausfälle im Januar: auf dem Markt von Rungis, beim CFDT (Französischer Demokratischer Gewerkschaftsbund, Anm. d. Ü.), auf dem Flughafen Orly usw. Der Strom wurde während den «verkehrsarmen Stunden» für Hunderttausende von Haushalten abgeschaltet. Am 15. Januar wurde das Kernkraftwerk Gravelines von den Mitarbeitern blockiert, wobei vor den Gebäuden Feuerwerkskörper abgefeuert wurden. Andere Kraftwerke drohen mit der Abschaltung. In den Raffinerien finden seit Dezember rotierende Streiks statt. Die angekündigte Brennstoffknappheit steht vorerst nicht auf der Tagesordnung.

GESUNDHEIT: Streik seit mehreren Monaten. Die Arbeitskleidung wird niedergelegt. Flash-Mobs. Demonstrationen. Der Streik bei der Codierung der Patient*innenakten führte dazu, dass der APHP (Assistance publique – Hôpitaux de Paris, Universtiäts-Klinik-Fonds Anm. d. Ü) Millionen von Euro verliert und die Gebühren für Dienstleistungen nicht mehr erheben kann. Die Krankenhäuser fordern Vorschüsse, um die Verluste zu kompensieren und erhalten diese. Massive Rücktritte von Abteilungsleitern.

HÄFEN UND DOCKS: Operation «ports morts» («Tote Häfen» Anm. d. Ü) in den meisten großen Hafenstädten. Am 15. Januar greifen die Hafenarbeiter*innen in Le Havre die Neujahrsfeierlichkeiten der Arbeitgeber in der Industrie- und Handelskammer an, indem sie große Feuerwerkskörper und Rauch werfen. Die Feierlichkeiten werden abgesagt. Mehrere Blockaden in Montoir de Bretagne und Fos. Immer noch in Le Havre dringen die Streikenden in das Rathaus ein und verschlingen Feingebäck und Champagner des Neujahrsempfangs des Bürgermeisters.

BILDUNG: Die Räumlichkeiten der akademischen Inspektion von Alès ummauert. Veraltete Bücher wurden auf die Rektorate geworfen. Verschiedene Flash-Mobs. Punktuelle Unterstützung der Gymnasiast*innen, die ihre Schulen blockieren. In mehreren Schulen verhindern die Lehrer, dass die Schüler ab dem 20. Januar die Abiturprüfungen ablegen können. Der Minister verspricht «Verwarnungen» und «Klagen». Rücktritte gefordert.

KULTUR: Die Pariser Oper gab eine Reihe von Strassenkonzerten. Freiluftaufführung von «Schwanensee» mit Orchester und Ballerin*as an Weihnachten. Der Chor von Radio France hat die Neujahrsrede der Chefin am 8. Januar mit der Aufführung des «Sklavenchors» von Verdi unterbrochen. Am 17. Januar stören streikende Techniker*innen und Künstler*innen das Programm des Opernhauses in Rouen und geben ein Konzert auf der Strasse. Der Louvre ist blockiert. Das Schloss von Versailles im Streik. Die französische Nationalbibliothek streikt und hängt Transparente.

JUSTIZ: Anwält*innen zelten am 15. Januar vor dem Gericht in Bobigny. Die Anwält*innen von Paris beschlagnahmen die Akten in der «comparution immédiate» (Praxis der Sofortigen Vorführung vor eine Strafrichter*in bei einer Verhaftung, Anm. d Ü.), plädieren in vielen Fällen auf Nichteintreten und lassen die Angeklagten befreien. In Rennes plädieren die Anwält*innen für die Freilassung aller Ausländer*innen, die in Gefangenenlagern eingesperrt sind. In den meisten Gerichten werden die Anwalts-Roben niedergelegt. Die Neujahrsrede der Justizministerin wurden in Caen gestört. Alle 164 Anwaltskammern streiken.

INDUSTRIE: Arbeitsniederlegung und Streiks. Am 17. Januar werfen die Beschäftigten der Luftfahrtindustrie in Clermont-Ferrand ihre Overalls nieder.

HOTELLERIE: Am 20. Januar lädt Macron die Boss*innen nach Versailles ein. Zwei Arbeiter weigern sich, dem Premierminister zu dienen: Sie wurden auf der Stelle entlassen. Andere schreiben Protestnachrichten auf die Teller, was zu großen Spannungen bei der Organisation der Zeremonie führt.

– BEDEUTENDE EREIGNISSE:
Mehr als eine Million Demonstrant*innen waren am 5. Dezember auf den Strassen. Fast 2 Millionen am 17. Dezember. An den darauffolgenden Tagen des Generalstreiks demonstrierten mehr als eine Million Menschen. Schwere Zusammenstösse in Paris, Rennes und Nantes im Dezember. Rekordzahl von verbrannten Autos am Silvesterabend. Am 7. Januar wird der multinationale Konzern BlackRock von Eisenbahner*innen überfallen. Am 9. Januar wurden bei der schrecklichen Repression in Paris mehrere Gewerkschafter*innen verletzt. Zahlreiche Büros von En Marche (La République en Marche, Partei von Macron, Anm. d. Ü) wurden angegriffen. Emmanuel Macron wurde am 17. Januar aus einem Pariser Theater avakuiert. Ein Journalist verhaftet / Das Präsidentschaftsrestaurant La Rotonde brannte in der selben Nacht ab. Sehr starke Repression gegen die Gelbwesten, die am 18. Januar in Paris demonstrierten.

P.S.

Dieser Artikel wurde freundlicherweise von einer Person aus unserem (Barrikade Info) Übersetzungspool übersetzt.

Der Französische Artikel gibts auf renverse.co, wo du viele Informationen zum Geschehen in der Westschweiz findest, oder auch auf Nantes Revoltée wo er zuerst erschienen ist.


Enough 14: Unterstützt unsere Arbeit!

Unterstützt unsere unabhängige Berichterstattung und Info-Café.

€1,00


Enough 14 braucht eure Unterstützung:

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.