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Über das Enough Info-Café in Zeiten des Coronavirus

Wuppertal. Das Info-Café Enough ist seit einem Monat geschlossen. Um genau zu sein: Der letzte Tag, an dem wir geöffnet haben, war der 13. März.

Publiziert von Enough 14.

Das Info-Café Enough ist seit einem Monat geschlossen. Um genau zu sein: Der letzte Tag, an dem wir geöffnet hatten, war der 13. März. Wir haben das Café geschlossen, bevor der deutsche Staat seine autoritären Maßnahmen durchsetzte. Wir brauchen keine autoritären staatlichen Maßnahmen, um unserer Verantwortung gerecht zu werden. Um das noch einmal deutlich zu machen: Als Anarchist*innen sind wir gegen Maßnahmen, die von „oben“ verhängt werden. Aus Prinzip.

Der Grund dafür, dass wir beschlossen, das Enough Info-Café am 13. März zu schließen, war, dass wir nicht abschätzen konnten, wie gefährlich das Virus ist und wie groß das Ansteckungsrisiko für die Menschen ist, die in das Café kommen. Das allein reichte uns schon, um Verantwortung zu übernehmen und das Café zu schließen.

Danach ist viel passiert. Der Staat beschloss, Maßnahmen zu ergreifen, die das soziale Leben völlig zerstört haben. Gleichzeitig ließen unsere zynischen Herrscher zu, dass die Menschen in für sie wichtigen Bereichen, wie zum Beispiel in der Rüstungsindustrie, weiter arbeiten müssen. Aber wenn drei Arbeiter*innen am Ende ihrer Schicht zusammen zur Bushaltestelle gehen, begehen sie ein Verbrechen, denn es ist ihnen erlaubt, mit Hunderten von anderen Menschen in einer großen Produktionshalle zusammenzuarbeiten, aber nicht mit drei der gleichen Leute nach draußen zu gehen. Keine pointe.

Die Begegnung mit Menschen im realen Leben kann in der virtuellen Welt niemals ersetzt werden.Niemand weiß, welche mittel- und langfristigen Auswirkungen die Abschaltung des gesellschaftlichen Lebens haben wird. Einschließlich der „alles wissende“ Zauberer des RKI, die Mitte Februar noch von „es ist nicht so schlimm“ und „es ist ähnlich wie ein Grippe“ sprachen. Virolog*innen sind nicht für ihre Kompetenz bekannt, wenn es um die Folgen eines Ausnahmezustands geht.

Was wir wissen, ist, dass unsere Machthaber*innen Milliarden an Unternehmen und andere „Big Player“ gegeben haben. Wir wissen auch, dass wir diejenigen sind, die für diese Geschenke bezahlen werden. Weil diese Geschenke bereits beschlossen sind, hat bereits eine neue Runde des sozialen Krieges begonnen. Die Zeit, sich zu organisieren, um gegen neue Runden der Kahlschlagpolitik zu kämpfen, ist jetzt und nicht erst dann, wenn die Zeiten des Coronavirus vorbei sind.

Was wir auch wissen, ist, dass Kontakt Einschränkungen, was nur ein schönes Wort ist, weil wir in einem Ausnahmezustand leben, nicht für alle gleich ist. Es macht einen Unterschied, ob mensch in einer kleinen Wohnung oder in einem Haus mit Garten lebt. Ganz zu schweigen von denen, die in Flüchtlingslagern oder auf der Straße leben. Es macht einen Unterschied, ob dein Kühlschrank voll ist, oder ob du gerade deinen prekären Arbeitsplatz verloren hast und dein Kühlschrank leer ist.

Unsere Gesellschaft wird anders sein, wenn das alles vorbei ist. Abgesehen vom Leid der prekär Beschäftigten, von denen viele als erste ihren Arbeitsplatz verloren haben, gibt es viele Menschen, die depressiv werden. Andere litten bereits an Depressionen, bevor das Virus gekommen ist. Niemand weiß, wie es viele von ihnen geht, und es gibt keine telefonische „Hotline“, die den persönlichen Kontakt ersetzen kann.

Wir sehen auch eine massive Zunahme von Polizeigewalt und repressiven Polizeieinsätzen zur Bekämpfung jeglicher Art von Protesten. Obwohl wir noch zur Arbeit gehen müssen, ist es uns nicht erlaubt, zu protestieren, oder mit mehr als drei Personen spazieren zu gehen. Überall Ausweiskontrollen, außer am Eingang des Ortes, an dem wir arbeiten.

Traut den staatlichen Behörden nicht, wenn es um Überwachung und die Notwendigkeit des autoritären Ausnahmezustands geht. Wir müssen lernen, wie wir der Pandemie mit Eigenverantwortung begegnen können. Wir werden Fehler machen, wie es auch die staatlichen Machthaber*innen tun. Aber mit Selbstorganisation und Selbstverantwortung wären wir viel besser dran, wir würden all diese ansteckenden Arbeitsstätten nicht weiter für den heiligen Euro laufen lassen.Wir hätten geschaut, was wir wirklich brauchen, weit über den heiligen Euro hinaus…

Einige sagen, dass die Menschen in dieser Gesellschaft nicht in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen, wenn es darum geht, wie wir dem Virus begegnen: Was wir an unserem Verhalten ändern müssen. Das ist ziemlich zynisch, abgesehen davon, dass Leute, die so argumentieren, zu glauben scheinen, sie wüssten, was das Beste ist. Wahrscheinlich, weil das ständige Echo in den Medien ihnen das gesagt hat. Schließlich haben nicht einmal alle Virolog*innen die gleiche Meinung darüber, was am besten zu tun wäre. Und last but not least: Die Gesellschaft ist ein komplexes Puzzle mit vielen verschiedenen Bestandteilen. Seit wann wissen Virolog*innen, welche Auswirkungen diese staatlichen Maßnahmen auf die Gesellschaft haben werden. Sie wissen es nicht, und unsere Machthaber*innen wissen es auch nicht. Denn dies ist ein Massenexperiment und noch nie zuvor gemacht worden. Denkt also selbst nach, sprecht mit euren Freund*innen, Arbeitskolleg*innen, Nachbarn und anderen und trefft Entscheidungen für euch selbst zusammen mit den Menschen in eurer Umgebung.

Über uns

Wir wissen nicht, ob das Enough Info-Café die staatlichen Maßnahmen überleben wird. Unsere finanzielle Situation verschlechtert sich immer mehr, da trotz der Schließung mehrere Ausgaben weiterlaufen. Wenn ihr bereit und in der Lage seid, uns zu unterstützen, hilft jede Spende, auch eine Spende von 1 Euro.

Aber selbst wenn wir schließen müssen… Wir werden in irgendeiner Weise zurückkommen. Der Kampf gegen jegliche Autorität, das Patriarchat und den Kapitalismus ist noch lange nicht vorbei und wird intensiviert werden!

Seid euch sicher, dass wir diesen Kampf nicht gewinnen können, wenn wir nach den vom Staat vorgegebenen Regeln spielen. Trifft Eure eigenen Entscheidungen darüber, wie Ihr Euch in diesem Kampf einbringen wollt.

Fortsetzung folgt!

Einige von Enough Info-Café Kollektiv, 13. April, 2020.


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