
Minnesota. Wie ist es, Krankenschwester in einer Pandemie zu sein? Die Trauerphasen durchquere ich jeden Tag wie eine Flipperkugel. Die Querschläger und das Schleudertrauma lassen meine Seele müde und geprellt zurück.
Ursprünglich von Minnesota Nurses Association veröffentlicht. Geschrieben von Emily Pierskalla. Übersetzt von Enough 14.

Emmily Pierskalla ist Mitglied der Minnesota Nurses Association.
Verleugnung: Ich habe immer weniger Zeit in der Verleugnungsphase verbracht. Dennoch sehe ich viele meiner Angehörigen, Politiker*innen und Laien noch immer in dieser Phase stecken.
Zorn: Wenn unsere Ältesten und immunsupprimierten Menschen als Wegwerfmitglieder*innen der Gesellschaft bezeichnet werden, wenn die Geldbörsen der Aktionäre für wichtiger gehalten werden als Menschenleben, wenn wir seit Jahrzehnten wissen, dass diese Pandemie kommen wird, brenne ich vor Wut, Wut auf das System, das Profit über Gesundheit stellt. Es ist das System, dem saisonal regelmäßig die „lebensnotwendigen“ und „kritischen“ Vorräte ausgehen. Ich bin verärgert, weil ich weiß, dass die Zerbrechlichkeit unserer Versorgungskette immer wieder aufgedeckt wurde, insbesondere nach den Erdbeben in Puerto Rico, und trotzdem nichts getan wurde, um sie zu stärken.
Feilschen: Die Leitungsgremien verhandeln mit der Verfügbarkeit der Lieferkette über wissenschaftliche Erkenntnisse. Eine Papiertüte erhält magische Kräfte, um Masken, die bereits abgelaufen und verschmutzt sind, irgendwie zu konservieren. Die Tröpfchenvorkehrungen sind jetzt zufriedenstellend für Krankheiten, die durch die Luft übertragen werden (aber wagt es nicht, Klebeband an den Wänden zu hinterlassen).
Depression: Schwere in meinem Herzen, weil ich weiß, dass meine Kolleg*innen und Freund*innen zu unfreiwilligen Opfern werden, damit das System seinen selbstzerstörerischen Weg fortsetzen kann. Und es gibt Trauer um die vielen Menschen, für die ich nicht die Mittel haben werde, sie zu versorgen und zu retten.
Akzeptanz: Ich habe akzeptiert, dass ich irgendwann einmal mit COVID-19 infiziert sein werde. Ich habe keine Angst davor, krank zu werden. Ich habe Angst davor, diejenigen anzustecken, die nicht überleben werden. Ich prüfe jeden Tag die verfügbaren Krankenhausbetten und Beatmungsgeräte unseres Staates. Ich frage mich, ob im Falle einer schweren Erkrankung Ressourcen für mich übrig bleiben werden.
Und dann werde ich in einem weiteren Social-Media-Beitrag getaggt, in dem ich dafür gelobt werde, „ein Heldin“ zu sein. Und ich werde sofort wieder in den Flipper geschleudert, als meine Emotionen durch die verschiedenen Phasen prallen.
Wenn ich sterbe, möchte ich nicht als Heldin in Erinnerung bleiben.
Ich möchte, dass mein Tod Euch wütend macht.
Ich möchte, dass ihr meinen Tod politisiert. Ich möchte, dass ihr ihn als Treibstoff benutzt, um Veränderungen in dieser Industrie zu fordern, um Schutz, existenzsichernde Löhne und sichere Arbeitsbedingungen für Krankenschwestern und ALLE Arbeiter*innen zu fordern.
Nutzt meinen Tod, um andere zu mobilisieren.
Benutzt meinen Namen am Verhandlungstisch.
Benutzt meinen Namen, um diejenigen zu beschämen, die davon profitiert haben oder es versäumt haben, zu handeln, und die uns mit dem Aufräumen des Schlamassels allein lassen.
Sagt nicht „der Himmel hat einen Engel hinzugewonnen“. Sagt ihnen, dass Fahrlässigkeit und Gier eine Person ermordet hat, weil sie eine Karriere gewählt hat, die sich dem Mitgefühl und dem Service verschrieben hat.
Emily Pierskalla

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