
Seehausen. Altmark. Anfang der Woche brannte es an einem Lagerraum der Waldbesetzung gegen die Autobahn A14 Mehrfach griffen Nazis im Wald an.
Ursprünglich veröffentlicht von keine A14: hier und hier.
Seit Freitag spitzt sich die Lage zwischen Besetzung und Faschos immer weiter zu. schon im Vorfeld kam es zu angriffen auf den Infoladen im Bahnhof, filmenden Neonazis an der Besetzung und kleineren Gruppen mit Baseballschlägern, wir waren aber immer in der Überzahl und es passierte nie etwas.
Am Freitag gab es nach der AfD Demo, auf der gegen die Besetzung regelrecht gehetzt wurde, Jagd auf Antifas. In mindestens einem Fall wurde ein Angriff nur verhindert, da zufällig Cops schnell vor Ort waren. Nachts wurde der Bhf mit einer Rohrbombe angegriffen und verwüstet. In der Nacht darauf standen wir wohl unter Polizeischutz (!!!) und Kenner der Szene schätzen dies als Hauptgrund ein, dass kein Angriff in dieser Nacht kam.
Die Neonaziszene in der Altmark gilt als sehr gut organisiert, bisher interessieren sich wohl einige „Größen der Szene“ noch (?) nicht für die Besetzung. Manche rechnen schon mit einem Tag X an dem der Wald angegriffen wird.
Um die Besetzung zu halten und ein Zeichen gegen Rechts zu setzen werden zusätzliche Menschen (es ist ein Stamm an Menschen langfristig vor Ort und es gibt Unterstützungsstrukturen mit Antifa Gruppen aus der Gegend) mit Wald und oder Antifa Erfahrung gesucht, die länger als nur ein paar Tage bleiben. Dabei sollte allen bewusst sein, dass es dabei zu einem Angriff oder sonst was kommen kann.
Redebeitrag der KeineA14-Demo gegen die #noAfD in Seehausen
Chronik Übergriffe Camp & Bahnhof Seehausen
16.04. Polizei fährt regelmäßig am Bahnhof (Berichten zufolge 2mal täglich) vorbei und macht Fotos
zwischen 18. & 19.04. nachts Lautes Hämmern an Vorder- und Hintertür, nicht feststellbar ob Polizei oder ob andere, Personen entfernten sich nachdem von innen Antwort kommuniziert wurde
24.04. 3 Leute dringen in den Bhf Seehausen ein und randalieren, eine Aktivisti vor Ort flüchtet – nachdem Aktivisti gegen 22:00 den Bahnhof verlassen haben, gibt es noch einmal sehr starke Randale, wobei das gesamte Inventar verwüstet wird
28.4. Video von Chris Schulenburg. Dieser Mensch von der CDU hat ein abwertendes Video beim Camp gedreht. Unter dem Facebook-Video standen viele Gewaltandrohungen, unter anderem die Aufforderung, die Aktivisti mit Schrotflinten von den Bäumen zu holen, nachts mit Kettensägen die Bäume zu fällen oder die ausgesprochene Hoffnung, Aktivisti würden auf russische Minen treten.
Die schlimmsten Kommentare wurden später gelöscht, aber es befinden sich immer noch Aufrufe dort, die Bäume, auf denen die Aktivisti schlafen, zu fällen etc. Das sind Aufrufe zu mindestens schwerer Körperverletzung. Es wurden etliche bei Facebook gemeldet, Facebook sieht jedoch trotz des Straftatbestands der Gewaltandrohung weitgehend keinen Grund zu handeln, ebensowenig hat sich Chris Schulenburg von den Kommentaren unter seinem Video distanziert.
28.4. 3 mutmaßlich politisch rechts gesinnte Menschen im Wald
30.4. 2. Einbruch am Bahnhof, Zahlenschloss geknackt und Sofa aufgeschlitzt
1.5. „Als ich heute Vormittag allein mit Fahrrad im Wald aufm Weg zum Bahnhof war, kam mir ein weißes Auto mit zwei Typen entgegen, Kennzeichen SDL-EJ229, aus dem Fenster raus pöbelte der Fahrer mich voll mit den Worten „Was willst du stinkende Zecke hier?“. Sie fuhren dann wohl zur Besetzung, kamen fünf Minuten später wieder zurück, ich hatte ne scheiß Angst, aber die sind an mir vorbeigefahren.“
1.5. Camp im Wald wird von Rechtsextremen oder aggressiven Autobahn-Befürwortern belagert. Anscheinend ist tagsüber eine der zahlreichen Gruppen mit einer Axt oder Hacke auf die Aktivisten zugegangen. Die Aktivisten haben Stöcker zur Verteidigung ergriffen, aber scheinbar ist es nicht eskaliert. Vor dem Camp 15 bis 20 aggressive Leute (jung und überwiegend männlich), die an ihrem Pickup Alkohol tranken und das Camp beobachteten.
7.5. Bei der Mahnwache am Bahnhof stören bis zu zehn aggressive Männer immer wieder die Versammlung vom Rand aus. Sie rufen „verpisst euch, haut wieder ab in den Westen, geht euch waschen“, einige kommen auch auf den Versammlungsplatz, stören und pöbeln rum.
7.5. Eine Gruppe von vier sehr aggressiven Männern kommt bei Dämmerung in den Wald, zünden Böller und jagen eine weiblich gelesene Person von der Toilette und verfolgen sie, die ins Camp flüchtet. Dann nähert sich die Gruppe mit mindestens einem Stock bewaffnet dem Camp und attackieren eine Person, die sich mit einem Stock wehrt, eine der angreifenden Personen wird daraufhin mit Pfefferspray abgewehrt. Danach beruhigt sich die Lage.
8.5. Am Morgen findet ein Aktivist, der im Bahnhofsgebäude übernachtet hatte, sein Auto „umgeparkt“, mit Baumarkierungsspray besprüht und mit zerstörten Reifen vor.
8.5. Nachts um 1 Uhr 25 nähern sich drei Männer dem Camp, rufen mehrmals laut „Verpisst euch aus unserem Wald, wir wollen euch hier in der Altmark nicht haben, ihr Assis“ und dann brüllt einer „Ein Baum, ein Strick, ein Besetzergenick“.
14.05. Mit Baseballschlägern bewaffnete Männer lauern Aktivisti im Wald auf und verfolgen sie
17.5. In der Nacht steckt jemand das auf der Rückseite des Bahnhofsgebäudes stehende Sofa in Brand, vermutlich wurde es extra so gegen das Fenster gelehnt, dass dieses auch Feuer fängt. Die Feuerwehr kann den Brand löschen, bevor das Feuer vom Rest des Hauses, in dem sich zum Glück gerade keine Menschen befanden, Besitz ergreifen kann.
18.5. Nur wenige Stunden, nachdem die Nachricht von der Brandstiftung am Bahnhof veröffentlich wurde, geht die AfD mit der Ankündigung einer Kundgebung gegen uns und die Waldbesetzung am heutigen Freitag an die Öffentlichkeit, direkt am Ort des hinterhältigen Brandanschlages
19.5. Die Familie eines Admins unserer Facebook-Gruppe wird am Telefon bedroht.
Nicht zu vergessen sind auch die zahllosen Hetzkommentare lokaler Politiker wie Rüdiger Kloth, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Seehausen, der in der Lokalpresse verlauten ließ, die Aktivist:innen hätten „noch nie etwas Sinnvolles für die Gesellschaft geleistet“, und der sich nach dem Brandanschlag sogar erdreistete, den Aktivisti indirekt die Schuld dafür zu geben, da sie mit der Besetzung gegen Gesetze verstoßen würden. Anschließend forderte er in schönster Hufeisenmanier „A14-Gegner und A14-Befürworter auf, „die Grundsätze unserer Demokratie nicht mit Füßen zu treten“ – klingt so jemand, der den Brandanschlag auf uns verurteilt? Ich glaube nicht.
All diese Ereignisse, die nicht zufällig passieren und für die zahlreiche Lokalpolitiker eine Mitverantwortung tragen, zeigen eines ganz deutlich: Es geht hier längst nicht mehr um das Für und Wider einer Autobahn. Es geht darum, ob Rechte in dieser Region tun und lassen können, was sie wollen und ob wir als Lokalbevölkerung das zulassen.
Ob wir es zulassen, dass Menschen hier Angst haben müssen, wenn sie mit dem Fahrrad durch den Wald fahren. Ob wir es zulassen, dass der Bahnhof, anstatt nach etlichen Jahren Leerstand zu etwas Schönem, Positivem zu werden, zerstört wird. Ob wir es zulassen, dass Ortsansässige hier, die gegen die Autobahn sind, sich nicht trauen, den Aktivisti eine Scheune zur Verfügung zu stellen aus Angst, dass diese abgefackelt wird.
Wir als Gesellschaft müssen uns jetzt entscheiden, ob wir dieses Klima der Angst, welches die Rechten schüren, hinnehmen oder ob wir uns für das gute Leben für alle entscheiden, frei von Patriarchat, Klassismus, Rassismus, Kapitalismus und all dem anderen Scheiß, der uns in Ketten legt.
Ich spreche jetzt als Altmärkerin und Antifaschistin ganz konkret die Menschen an, die zwar vielleicht für die Autobahn sind, die aber gegen Hass und Hetze sind: Wer bei Gewalt und Hetze, Brandanschlägen und Bedrohungen gegen Andersdenkende schweigt, macht sich mitschuldig. Wer schweigt, stimmt zu!
Deshalb ist spätestens jetzt der Zeitpunkt für euch gekommen, den Mund aufzumachen und zu widersprechen, wenn der Nachbar mal wieder über linke Ökofaschisten schwadroniert oder beim Bäcker irgendwer die Aktivisti als „Dreckszecken“ bezeichnet. Denn aus Worten werden Taten, wie wir gerade deutlich sehen können. Und das können wir nur ändern, indem die „schweigende Mehrheit“, die Herr Kloth und Herr Schulz so gern herbeireden, endlich ihr Schweigen bricht und Hass und Hetzkommentare nicht weiter unkommentiert stehenlassen und ihnen somit Legitimation verschaffen.
Kein Fußbreit den Faschisten – nicht im Hinterland und auch nirgendwo sonst!
Mehr Informationen: https://keinea14.de/ und https://moni.blackblogs.org/

Die Rüstungsindustrie braucht unbedingt, also existenziell, Feindbilder. Manche Menschen brauchen auch Feindbilder, insbesondere wenn sie mit sich und ihrem Leben nichts oder nicht viel anfangen können. Die Aktivisti gegen die A14 bieten für viele ein willkommenes Feindbild. In der Sache (fachlich) spricht (nahezu*) alles gegen den Bau der A14, aber wie langweilig wäre für viele defizitäre Menschen ein Leben, das sich an rationalen und sogar ethischen Kriterien orientiert.
Die Aktivsti hätten eigentlich „besseres“ zu tun, aber sie engagieren sich, zum Wohle der Gesellschaft und des Wohles der zukünftigen Generationen, gegen diese sinnfreie A14 und für eine überfällige Verkehrswende. Dass sogar Bürgermeister und andere Vertreter der sogenannten gesellschaftlichen Mitte die schwer kriminellen und gewalttätigen Angriffe auf die Aktivisti verharmlosen und relativieren, ist skandalös und darf von einer Gesellschaft, die sich als zivilisiert und humanistisch sehen will, absolut nicht hingenommen werden.
*nur ganz wenige (Straßenbauunternehmer u.ä. und Aktionäre) werden Profit machen