
Chile. Riot Turtle hat ein Flugblatt von den Genoss*innen von Vamos hacia la vida übersetzt. Wir stellen dieses Flugblatt zum Download (PDF, unter dem Beitrag) und Verbreitung zur Verfügung, der im Rahmen der Aktionswochen erstellt wurde, in denen verschiedene antikapitalistische Gruppen und Einzelpersonen zur Mobilisierung und Agitation zur Verteidigung des Lebens, der Erde und gegen das Kapital aufgerufen haben. Diese Aufrufe fielen mit den dramatischen Ereignissen der letzten Wochen zusammen, in denen wir weltweit sehen konnten, wie wir in eine neue Phase der ökologischen Katastrophe eintreten, aus der es kein Zurück mehr gibt, eine Katastrophe, die sich nur weiter verschärfen wird, bis wir die kapitalistische Produktionsmaschine ausbremsen.
Ursprünglich veröffentlicht von Vamos hacia la vida. Übersetzt von Riot Turtle.
Der Kapitalismus ist für all diese Katastrophen verantwortlich
Der Kapitalismus ist ein soziales Verhältnis, das die menschliche Arbeit absorbieren muss, um einen Wert zu schaffen und mehr Geld aus dem zuvor investierten Geld zu machen: eine Logik, die auf der Idee des ständigen Wachstums und des unendlichen Fortschritts beruht. Damit diese Irrationalität global werden konnte, zerstörte das Kapital die ursprünglichen Gemeinschaften und trennte die Menschheit gewaltsam von ihren unmittelbaren Lebensgrundlagen, indem es diese perverse Dynamik vermittelte, die auch eine „Entfremdung“ des Menschen von der Biosphäre, deren Teil er ist, bewirkt und einen „metabolischen Bruch“ produziert, der die ökologischen Lebenszyklen der Natur auf planetarischer Ebene unterbricht und alle Lebensformen betrifft. Inmitten dieses rasenden Wettlaufs um die Anhäufung von Profiten vernichtet das Kapital unwiderruflich die beiden ursprünglichen Quellen allen Reichtums: die Erde und die Menschen.
In weniger als 300 Jahren hat dieser historische Bruch zu einem gefährlichen Anstieg der Durchschnittstemperatur auf unserem Planeten, einem enormen Verlust an biologischer Vielfalt, massiver Abholzung, Übersäuerung und Verschmutzung der Ozeane, Abbau der Ozonschicht in der Stratosphäre, Süßwasserknappheit und zahllosen anderen Folgen geführt, die sich in unserem täglichen Leben bemerkbar machen und von denen viele bereits unumkehrbar sind.
Im südlichen Teil Amerikas wurde in den letzten Jahrzehnten die Gewinnung von Rohstoffen für den Export intensiviert und nur ein geringer Teil davon wurde in Latein-Amerika verarbeitet. Viele dieser „Modernisierungs“-Projekte sind Teil der Initiative für die Integration regionaler Infrastruktur in Südamerika (IIRSA), dem technischen Forum für Fragen der Planung der physischen und regionalen Integration des Südamerikanischen Rates für Infrastruktur und Planung (COSIPLAN) der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR). Nahezu 600 Projekte, die von den Staaten von 12 Ländern – die sowohl von „rechts“ als auch „links“ regiert werden – gebilligt wurden, sind mit dieser Initiative verbunden, von denen die meisten darauf abzielen, ein ganzes Netz von Straßen, Großhäfen und Industriekomplexen zu errichten, um die Plünderung und Ausbeutung der heute weltweit so knappen fossilen Brennstoffe (Öl, Gas usw.) zu erleichtern, Mineralien zu fördern (Gold, Coltan, Bauxit usw.), schnell wachsende ausländische Monokulturen von Pflanzen- und Tierarten zu produzieren (Kiefern, Eukalyptus, Lachs usw.), in Wasserläufe eingreifen, um billige Energie zu gewinnen und Unternehmen zu versorgen usw. Ziel ist es, den schnellen und effizienten Transport dieser Güter über kontinentale Logistikkorridore, die mit der ganzen Welt verbunden sind, zu erleichtern.
All dieser kapitalistische „Fortschritt“ und diese „Entwicklung“ haben nichts anderes als Enteignung und Gewalt gegen Gemeinschaften gebracht – insbesondere gegen indigene Gemeinschaften, die immer noch Lebensweisen pflegen, die nicht völlig von der „normalen“ Funktionsweise der modernen Wirtschaftswelt durchdrungen sind. Diese Ausplünderung hat „Opferzonen“ geschaffen, in denen die Schädlichkeit des Kapitals und seines zivilisatorischen Horizonts unverhüllt und in ihrer ganzen Rohheit zum Vorschein kommt: Krankheiten, Zwangsumsiedlungen, materielles Elend, Mangel an lebensnotwendigen Gütern, Militarisierung, Auftragsmorde, usw.
Angesichts dieses trostlosen Gesamtbildes wird uns versichert, dass ein anderer Umgang mit dieser Form des Nichtlebens ausreicht, um die Welt zu einem schöneren Ort zu machen, denn all dieses Unheil ist das Produkt einer ehrgeizigen und skrupellosen Minderheit: Es würde nur ausreichen, die Visagen derjenigen auszutauschen, die die Fäden in der Welt ziehen. Es gibt auch diejenigen, die behaupten, dass der wissenschaftliche Fortschritt uns vor dem Abgrund bewahren wird, indem sie der technischen Entwicklung eine fiktive Neutralität zuschreiben. Sie fordern uns auf, verantwortungsbewusste Verbraucher*innen zu sein, das Licht auszuschalten und schneller zu duschen und appellieren an unsere moralische Verantwortung. Es mangelt auch nicht an denen, die behaupten, dass das Kapital gezwungen werden muss, „mit dem Wachstum aufzuhören“ und sich nachhaltig und ökologisch zu verhalten, um aus der derzeitigen Sackgasse herauszukommen. Andere, die kritischer und viel wütender sind, rufen dazu auf, die Uhr zurück in eine mythologisierte Vergangenheit zu drehen. Aber jenseits guter Absichten müssen wir die Krankheit selbst stoppen und nicht nur ihre offensichtlichsten Symptome, und dafür müssen wir das Problem an der Wurzel packen: die kapitalistische Form der Produktion/Zerstörung.
FÜR DAS LEBEN! GEGEN DAS KAPITAL!

Download: Der Kapitalismus ist für all diese Katastrophen verantwortlich [Flugblatt, Chile], PDF: