
Berlin. Schon wieder wurde ein Freiraum in unserer Stadt durch einen Räumungstitel angegriffen.
Ursprünglich veröffentlicht von Indymedia DE.
Und schon wieder können wir der kapitalistischen Theateraufführung der üblichen berliner Politiker:innen und den skrupellosen Baufirmen und Eigentumsgesellschaften zuschauen, die in ihrer bourgeoisen Logik versuchen den Køpi Wagenplatz verschwinden zu lassen.
Das ganze Projekt Køpi ist seit Jahrzehnten ein Symbol für gelebtes DIY, Subkultur und Selbstorganisation und das weit über Berlin hinaus. In den über 30 Jahren hat die Köpi unzähligen Menschen einen alternativen, kollektiven und unkommerziellen Raum geboten in dem viele von Ihnen auch Zuhause waren.
Die Køpi war lange Zeit und immer wieder bedroht, hat es aber immer geschafft, gemeinsam mit der solidarischen Unterstützung vieler Menschen den Investoren, Politikern und Medien eines klar zu machen: Køpi bleibt Risikokapital! Diesmal wird der Angriff auf die Køpi mit der Drohung, den Køpi Wagenplatz zu räumen, konkretisiert. Seit dem 10. Juni erlaubt der Gerichtsbeschluss den Eigentümern, das Gebiet zu räumen und Dutzende von Menschen auf die Straße zu setzen, ihre Infrastruktur, ihre Häuser und ihre kollektive, selbstorganisierte Lebensweise zu zerstören.
Die politischen Parteien, die Immobilienfirmen, die Baufirmen, die Gerichte… all diese öffentlichen und privaten Körperschaften und Institutionen haben nur ein Ziel: so viel Geld und Macht wie möglich zu machen und dies nur unter sich zu verteilen.
Politische und wirtschaftliche Interessen in dieser Stadt sind nun offensichtlich miteinander verbunden und Berlin ist nun der Boden für ein größeres, unaufhaltsames Projekt geworden, das über die einzelnen Zwangsräumungen der letzten Monate hinausgeht: die Entwicklung einer Smart City, ganz in den Händen der Gentrifizierung, konzipiert für Start-ups des tertiären Sektors, die eine neue europäische Hauptstadt gefunden haben, um sie auszubeuten.
Wir verstehen diesen Prozess der Gentrifizierung als ein weiteres Megaprojekt, das perfekt mit der Entwicklung des Ausbeutung der heutigen kapitalistischen Gesellschaft übereinstimmt, die alle Ressourcen einer Gegend extrahiert, ein Prozess, der große private Interessen, nationale und internationale, den Staat und die Finanzwelt in ihren verschiedenen Artikulationen einbezieht, um sich die Ressourcen auf den Territorien gegen die Interessen der lokalen Gemeinschaften und der Umwelt, von der sie abhängen, anzueignen und die Art und Weise, wie sich die Gesellschaft selbst organisieren kann, zu verzerren. Das Kapital extrahiert und beutet heute natürliche Ressourcen, Arbeitskraft, Daten und Kulturen aus; es reorganisiert die Logistik der Beziehungen zwischen Menschen, Eigentum und Waren; es beutet durch das Finanzwesen alle Sphären des wirtschaftlichen und sozialen Lebens aus.
Und wieder einmal werden wir unsere Körper auf die Straße bringen, um auf jede Weise dagegen zu kämpfen.
In naher Zukunft werden wir leider einen weiteren Tag X erleben, in einer Reihe, die uns im letzten Jahr dazu gebracht hat, auf die Straße zu gehen, die Straßen zu besetzen, Barrikaden zu bauen und unsere befreiten Räume zu verteidigen.
Und für die Køpi Wagenburg werden wir es noch einmal tun.
Wir werden nicht tatenlos zusehen, wir werden nicht zulassen, dass Power einen weiteren selbstverwalteten Raum schließt, ohne dass unsere Stimmen gehört und unsere Aktionen gesehen werden.
Deshalb bitten wir noch einmal darum, mit uns auf die Straße zu gehen. Wir bitten alle Genossinnen und Genossen, alle, die in über 30 Jahren Geschichte in Køpi waren, alle, die diesem spekulativen Prozess genug sagen wollen, alle, die an diesem Tag einfach ihre Wut ausdrücken wollen.
Wir rufen die ganze Stadt auf, nicht länger tatenlos zuzusehen, aus ihren Häusern zu kommen, in denen wir seit Monaten eingesperrt sind, und zu beginnen, die Dinge zu verändern.
Wir wissen, dass wir nicht die Einzigen sind, die sich Gehör verschaffen wollen, wir wissen, dass viele Menschen es satt haben, exorbitante Mieten zu zahlen, die Lebenshaltungskosten steigen zu sehen, sich zunehmend gefangen zu fühlen im Griff einer Politik, die uns immer mehr wegnimmt.
Wir wissen, dass die Geschichte dieser Stadt immer ein rebellisches Gesicht hatte, das darum kämpft, zu atmen und sich auszudrücken.
Deshalb laden wir alle ein, den Kampf aufzunehmen.
Noch einmal.