
Sudan. 25. März. 2022. Mohammed Abdellatif, 28 Jahre alt, wurde mit einer Schrotflinte getötet, als er von den Sicherheitskräften in Wad Madani während des gestrigen „Marsches der Millionen“ aus nächster Nähe in die Brust, den Bauch und den Hals geschossen wurde. Damit stieg die Gesamtzahl der Märtyrer*innen seit dem Militärputsch vom 25. Oktober auf 90.
Ursprünglich veröffentlicht von Dabanga. Übersetzt von Riot Turtle.
In einem vorläufigen Bericht über die gestrigen Demonstrationen in Khartum gab die Socialist Doctors Association (SDA) die Zahl der Verletzten mit 43 an, darunter 8 Schussverletzungen durch scharfe Munition.
Das Zentralkomitee der sudanesischen Ärzte (CCSD) bestätigte, dass die Putschist*innen in Khartum nach wie vor mit tödlicher Gewalt gegen die revolutionär*innen vorgehen und dass die revolutionären Demonstrant*innen nach wie vor an ihrer friedlichen Protesttaktik festhalten, „die ihre Stärke gegenüber Kugeln und dem Arsenal der Sicherheitskräfte bewiesen hat“.
Die Gesamtzahl der Verletzten bei den Demonstrationen im Norden von Khartum (Bahri) am Mittwoch, den 23. März, erreichte 7 Verletzungen, darunter 5 Verletzungen durch scharfe Kugeln, unter anderem eine Verletzung im Brustbereich.
Aus dem Bericht der Ärzt*innen geht hervor, dass es noch weitere Verletzte gab, die von Rettungsteams vor Ort behandelt wurden und nicht in der Liste aufgeführt sind.
Einsatz von Schrotflinten
Die Sicherheitskräfte setzten bei der Niederschlagung der „Märsche der Millionen“ im Februar und März in großem Umfang Schrotflinten ein, wobei eine Reihe von Revolutionär*innen getötet und Hunderte durch Schrotflinten verletzt wurden. Die operative Behandlung solcher Schussverletzungen ist kompliziert, da es schwierig ist, die Splitter zu entfernen, die sich neben einigen lebenswichtigen Organen festsetzen können.
Eine Schrotflinte, die dazu entwickelt wurde, eine Patrone zu verwenden, die als „Schrotpatrone“ bekannt ist und in der Regel zahlreiche kleine Teilgeschosse wie Granatsplitter abfeuert.
Nach Angaben des CCSD wurden am 21. März 2022, 101 Fälle von Infektionen aufgrund von Schussverletzungen festgestellt, darunter eine schwere Verletzung, die zum Verlust eines Auges bei den Demonstrationen in der Stadt Wad Madani führte.
Das Komitee gab in seinem gestern veröffentlichten Bericht mit der Überschrift „Der neue Killer“ bekannt, dass es seit dem Staatsstreich vom 25. Oktober letzten Jahres 4 Todesfälle und 327 Verletzte durch Schusswunden mit dieser Schusswaffe registriert hat. Das Komitee erwähnt in seinem Bericht auch das Vorhandensein einiger anderer leichter Verletzungen mit Schrotflinten, die von Teams vor Ort behandelt wurden.
Im gesamten Sudan
Die drei zentralen Städte, in denen gestern „Märsche der Millionen“ stattfanden, waren Khartum, Khartum Nord (Bahri) und Omdurman. In allen drei Städten kam es während des Marsches zum Republikanischen Palast und des Marsches in den Straßen von Omdurman zum Parlamentsgebäude zu brutalen Repressionen durch die Sicherheitskräfte.
Die Repression führte zu einer Reihe von Verletzten, die in Krankenhäuser gebracht wurden, während andere vor Ort behandelt wurden.
Die Sicherheitskräfte gingen mit übermäßiger Gewalt gegen die friedlichen Demonstrant*innen vor und setzten Tränengas, scharfe Munition und Blendgranaten ein, um zu verhindern, dass die friedlichen Demonstrant*innen den Republikanischen Palast erreichen.
Unter dem Lärm von Blendgranaten und Tränengas gelang es den Demonstrationen in Omdurman, das Parlament zu erreichen.
Die Demonstrant*innen skandierten in der gesamten Hauptstadt und verurteilten den Staatsstreich des Generalleutnants der sudanesischen Streitkräfte (SAF), Generalleutnant Abdelfattah El Burhan, und des Kommandeurs der schnellen Eingreiftruppen (RSF), Mohamed „Hemeti“ Dagalo.
In mehreren Städten der Landesteile, darunter Wad Madani, Port Sudan, Nyala, Atbara, Singa, El Geneina und El Gedaref, fanden ebenfalls „Märsche der Millionen“ statt, zu denen die Widerstandskomitees aufgerufen hatten.
Überall forderten die Demonstrant*innen eine uneingeschränkte zivile Herrschaft und die Rückkehr der Militärs in ihre Kasernen und machten die Putschist*innen für die Verschlechterung der wirtschaftlichen- und Lebensbedingungen im Sudan verantwortlich.
Ein Aktivist*in des Widerstandskomitees von El Gedaref erklärte gegenüber Radio Dabanga, dass die Demonstration von El Gedaref an den Wandmalereien für die Märtyrer*innen neben dem Leichenschauhaus vorbeizog und sich auf der Straße der „Marsch der Millionen“ Revolution im Stadtzentrum traf, wo sie den Putsch anprangerte und eine vollständige zivile Herrschaft forderte. Die Polizei ging gegen die Demonstrant*innen vor und schloss den Markt von El Gedaref.