
Seit den Protesten im Jahr 2020 in Belarus sind nun fast zwei Jahre vergangen. Die anarchistische Bewegung, wie auch andere Aktivist*innen und Journalist*innen, waren mit der größten Zerschlagung aller Zeiten konfrontiert. Viele Aktivist*innen mussten das Land verlassen, andere kamen hinter Gitter. ABC-Belarus setzt seine Aktivitäten fort und braucht mehr denn je Unterstützung. Gegenwärtig sind in Belarus etwa 30 Anarchist*innen und Antifaschist*innen inhaftiert, und ihre Zahl steigt weiter.
Ursprünglich veröffentlicht von ABC Belarus. Übersetzt von Riot Turtle.
Wir befinden uns mitten in einem großen Gerichtsverfahren mit 10 Angeklagten, das wahrscheinlich den ganzen Sommer über andauern wird. Hier könnt ihr mehr über den Fall lesen (Englisch): https://abc-belarus.org/?p=13936&lang=en. Jede Woche kostet uns allein dieser Fall 3000 Euro. Ohne eure Unterstützung werden wir diesen Prozess nicht mehr lange begleiten können, was bedeutet, dass die Aktivist*innen ihre Chance auf Prozesskostenhilfe verlieren werden. Andere Genoss*innen brauchen Anwaltsbesuche, Lebensmittelpakete, Berufungen – all das erfordert mehr Geld, als wir aufbringen können.
Jede Spende ist mehr als willkommen! Bitte teilt diesen Aufruf mit euren Genoss*innen und Gruppen, organisiert Spendenaktionen für uns und verbreitet die Nachricht über inhaftierte belarussische Anarchist*innen.
Mehr Informationen
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Aufrufs befinden sich mehr als 2.000 Gefangene des Aufstandes von 2020 in den Gefängnissen des Lukaschenko-Regimes. Unter ihnen befinden sich mindestens 30 Anarchist*innen und Antifaschist*innen, die wegen ihres politischen Engagements politischer Repression, Folter und Haft ausgesetzt waren. Viele Genoss*innen waren gezwungen, Belarus zu verlassen, um schweren Haftstrafen und Gewalt seitens des Regimes zu entgehen.

Zwei Jahre nach dem Beginn der Proteste gehen die politischen Prozesse weiter. Vor einem Monat wurden vier Anarchist*innen im “ Pramen-Fall „[1] zu Haftstrafen von 4,5 bis 5 Jahren verurteilt. Vor einigen Wochen begann ein Prozess im Fall der so genannten „internationalen kriminellen Organisation der Anarchist*innen“, die ein Produkt der Phantasie der politischen Polizei ist. In Wirklichkeit wurde der Fall einzig und allein mit dem Ziel inszeniert, die anarchistische Bewegung zu zerstören. Es sitzen 10 Personen auf der Anklagebank, und der Prozess findet hinter verschlossenen Türen statt.
Mehrere weitere Personen warten auf ihren Gerichtsverhandlung, darunter Kristina Cherenkova, Anna Pyshnik und Oleg Avdeyenko.
Im vergangenen Jahr hat ABC Belarus Zehntausende von Euro für Anwält*innen, Pakete für Gefangene und Unterstützung für die Familien der Gefangenen ausgegeben. All diese Unterstützung wurde in erster Linie durch internationale Solidarität ermöglicht – wir haben alle Spenden von unseren Genoss*innen erhalten.
Der Krieg in der Ukraine hat sich auf die Unterstützung für die belarussischen Gefangenen ausgewirkt. Auf der internationalen Bühne ist es zu einer Priorität geworden, diejenigen zu unterstützen, die gegen Putins Regime kämpfen. Und wir glauben, dass es richtig ist, dies zu tun. Aber der Widerstand gegen Putins und Lukaschenkos Regime geht weiter, auch in den Gefängnissen von Belarus. Wir sind der Meinung, dass die Gefangenen auch in solch schwierigen Momenten nicht im Stich gelassen werden dürfen.
Unsere Mittel gehen zur Neige, und wir sind gezwungen, erneut eine Crowdfunding-Kampagne zu starten – nur mit eure Unterstützung werden wir in der Lage sein, unseren Genoss*innen weiterhin zu unterstützen.
Euer Geld wird für folgende Aktivitäten verwendet:
- Bezahlung von Anwält*innen (zur Zeit geben wir allein im Fall der internationalen anarchistischen kriminellen Vereinigung etwa 3000 Euro pro Woche für Anwält*innen aus)
- Bezahlung von Paketen für Gefangene – das Essen in den Gefängnissen ist sehr schlecht, und ohne Lebensmittelpakete von außen können die Gefangenen sich nicht ausreichend ernähren.
Dies ist das Minimum, das bei erfolgreichem Crowdfunding abgedeckt werden kann. Wenn jedoch mehr Geld zusammenkommt, werden wir in der Lage sein, den Familien von inhaftierten Genoss*innen zu unterstützen und die zusätzlichen Kosten für die Unterstützung von Gefangenen im Gefängnis zu decken.
Bis alle frei sind
Anarchist Black Cross Belarus
[1]: Ein anarchistisches Kollektiv aus Belarus, das von den belarussischen Behörden als extremistische Gruppierung eingestuft wird. Die Website des Kollektivs lautet pramen.io