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Stimmen aus #Moria: Mohammed

Lesbos. Griechenland. Der folgende Text ist aus der Perspektive Mohammeds geschrieben, der zehn Monate lang in Moria „gelebt“ hat und die von ihm gefundenen Worte mit uns teilen möchte. Wir haben uns bei der Übersetzung an der Originalversion orientiert, die nicht in perfektem Englisch ist, aber es ist deutlich zu verstehen, was Mohammed uns sagen will…

Ursprünglich veröffentlicht von No Border Kitchen Lesvos Facebookseite (facebook.com/NBKLesvos/photos/a.722870371186088/1848650315274749/?type=3&theater). Übersetzt von Enough 14.

Erzähl mir von der blutigen Fehde um gedünstetes Essen? Oder von den erzwungenen Leichen? Von dem blutigen Krieg zwischen zwei Landsleuten? Oder von einer Frau, die ihren Körper an irgendeinen animalischen Mann verkauft hat? Wo soll ich anfangen, über dieses verdammte Lager zu reden? Toiletten, die ohne tödliche Viren und ohne Wasser sind, ohne die Möglichkeit dazu? Oder vom Stehlen und Rauben von Menschen in immer wiederkehrenden kalten Nächten? Von der Haltung der Menschen des Faschismus? Oder von den bösen Worten der Polizei während des Wachdienstes?

Wissen wir, wie Corona von der Regierung als Vorwand benutzt wird, um den Bau von Zäunen und Mauern um bestimmte Menschen herum zu rechtfertigen, um sie unsichtbar zu machen? Davor, im Gefängnis eingesperrt zu werden? Oder vor der obligatorischen Quarantäne?
Vor der Vertreibung Tausender Menschen in einem vergammelten Zelt? Oder vor der Schlange für Lebensmittel und Gratis Windeln? Und jetzt haben sie alles angezündet und verbrannt, alles, was die Menschen hatten und in diesem schrecklichen Gefängnis namens Moria aufgebaut hatten.

Wie viel zwischen Ländern, zwischen Grenzen, zwischen Gewässern, zwischen jeder unhöflichen Person, wie sehr wir gestorben sind, und nicht gestorben sind, um das Leben zu spüren oder zu verstehen. Ja, aber jetzt haben wir nicht einmal die Hölle (Moria). Wir sind nationslose Menschen, die von keinem Land akzeptiert werden. Es tut weh, eine Mutter mit einem Tschador bei einem Feuer mit einem Kind im Arm zu sehen, sie weiß nicht, wohin sie laufen soll, wohin und wo sie sich in Sicherheit bringen, oder Schutz suchen soll… Wo ist dieser Europäer mit Kultur und Originalität, wo sind diejenigen, die sich mit Menschlichkeit und Humanität brüsteten. Diejenigen, die in den Medien immer mit langer Zunge ihre Unterstützung für die Menschen gezeigt haben?

Heute sterben Tausende von Menschen, von alten Menschen bis zu Kleinkindern, ohne Essen und Wasser in der sengenden Sonne auf den heißen, feurigen Straßen der Wiege von Kultur und Geschichte in einem antiken Land und Kontinent. Wo sind die Menschen heute, die sich damit brüsteten, die Medien zu unterstützen und die Medien mit Ihren Worten zu entleeren … Wo sind sie? Ja, das tun sie nicht. Weil es nur Worte waren, die die Medien nur dazu benutzten, ein Publikum anzuziehen und mehr Geld zu verdienen … Die Regierungen tun, was sie wollen, nicht was sie tun sollten.

Es gibt eine solche Grausamkeit und einen solchen allmählichen Tod, der diesen wehrlosen Menschen heute angetan wird.

Mohammed, 18. September, 2020.



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