
Im Oktober 2021 verhängte der chilenische Staat den Ausnahmezustand und die förmliche Belagerung über die Mapuche-Bevölkerung. Diese plötzliche Eskalation der Repression ist eine Fortsetzung des langjährigen kolonialistischen Krieges des chilenischen Staates gegen die Mapuche.
Ursprünglich veröffentlicht von Its Going Down. Übersetzt von Riot Turtle.
Seit der Verhängung des Ausnahmezustands hat der chilenische (ex) Präsident Sebastián Piñera als Reaktion auf den Widerstand der Mapuche und die Verteidigung ihrer Heimat einen Schwarm von Truppen entsandt, um den Krieg anzufachen.
Kurz nachdem Chile den Belagerungszustand ausgerufen hatte, wurde auch das argentinische Militär in einer parallelen Offensive gegen die Mapuche-Gemeinden eingesetzt, die sich auf der vom argentinischen Staat besetzten Seite ihres Gebiets behaupten. Obwohl beide Besatzungsstaaten ihre brutale Offensive verdoppeln, bleibt der Widerstand der Mapuche stark.
Wir haben uns an Genoss*innen vor Ort gewandt, um die Situation und die Beziehungen zwischen den Mapuche, den Anarchist*innen und den breiteren Bewegungen gegen den chilenischen Staat besser zu verstehen, ebenso wie die Aussichten dieser revolutionären Gemeinschaften nach dem massiven Aufstand von 2019 und dem jüngsten Wahlsieg des gewählten chilenischen Präsidenten Gabriel Boric, eines linken Politikers, der den Pinochet-Verteidiger José Antonio Kast (Sohn eines Nazi-Offiziers) besiegt hat.
Dieses Interview wurde ursprünglich auf Spanisch geführt und ist nun übersetzt worden. Einige Mapuche-Wörter sind in Klammern übersetzt. Für diejenigen, die mehr erfahren möchten, haben wir am Ende des Beitrags einige Links und weitere empfohlene Lektüre hinzugefügt.
Der Brand wurde als Brandstiftung eingestuft und ereignete sich kurz nach einer Demonstration gegen den geplanten Bau eines Wasserkraftwerks in der Region: https://www.adnradio.cl/regional/2022/01/02/registran-incendio-de-reten-de-carabinero-en-quilaco.html
Möchtest du dich vorstellen?
Mari mari pu lamngen ka pu wenuy inche ta domo Santiago warria mew. (Hallo Brüder, Schwestern und Genoss`*innen, ich bin eine Frau in Santiago). Ich bin eine antiautoritäre/anarchistische Frau, Mutter von zwei Kindern, fast 40 Jahre alt und Mitglied in verschiedenen Netzwerken unabhängiger/radikaler Medien und Gegeninformationen.
Zurzeit bin ich in einem Radioprojekt in Santiago aktiv, das sich hauptsächlich mit Anarchismus und verschiedenen anderen Themen befasst und dessen 130ste Folge gerade läuft. Außerdem engagiere ich mich im Koordinationskomitee des 18. Oktobers, das aus Solidarität mit den politischen Gefangenen im sogenannten Chile gegründet wurde. In diesem Projekt arbeite ich mit Genoss*innen und lamenten (Brüdern, Schwestern und Freund*innen) sowohl in Santiago als auch in Wallmapu (Land der Mapuche-Ahnen), zwei Orten, zu denen ich starke persönliche und politische Verbindungen habe. Ich beteilige mich aktiv an trawun (Versammlungen) zur Rückgewinnung des Territoriums, an der autonomen Organisation und an feyentun ka kimun (der Bewahrung der Mapuche-Spiritualität und des Wissens der Vorfahren). All dies geschieht aus einem autonomen Blickwinkel und mit dem Ziel, von meinem Standpunkt aus zu einem breiteren Kampf beizutragen. Für mich bedeutet das unter meinen Umständen, dass mein Widerstand hauptsächlich in der Realität der futxa warria (Großstadt) stattfindet.
Kannst du etwas über die Geschichte der Organisation und des Widerstands der Mapuche gegen den chilenischen Kolonialstaat erzählen?
Um den so genannten Mapuche-Konflikt zu verstehen, muss man wissen, dass Wallmapu die Bezeichnung für das Gebiet ist, das heute vom chilenischen (gulumapu) und argentinischen (puelmapu) Staat beherrscht wird. Der Widerstand und der Kampf um Autonomie und die Rückeroberung des ursprünglichen Territoriums reichen bis in die Zeit der Invasion und anschließenden Kolonisierung durch die spanische Monarchie zurück. Der Höhepunkt dieses Prozesses fand zwischen 1800 und 1880 mit der „Befriedung von Araukanien“ in diesem Gebiet und der „Eroberung der Wüste“ im so genannten Argentinien statt. Als Chile zur Republik wurde, setzte die chilenische Armee das Erbe ihrer Ursprünge als gewalttätige Kolonialmacht gegen die Mapuches fort.
In den letzten Monaten haben sowohl der chilenische als auch der argentinische Staat der Bevölkerung der Mapuche den Krieg erklärt. Wie wirkt sich diese Eskalation aus? Und wie begegnet die Bevölkerung der Mapuche den neuen Repressionen mit ihren eigenen Bedingungen?
Gegenwärtig sehen wir eine Situation, in der das Militär und die Polizei die Mapuche-Bevölkerung unerbittlich einschüchtern, töten und unterdrücken. Darüber hinaus sind in den letzten Jahren vermehrt rechtsextreme paramilitärische Gruppen aufgetaucht, die hauptsächlich mit den Landbesitzer*innen, Latifundistas [1] und Siedler*innen in Verbindung stehen, die das ursprüngliche Mapuche-Gebiet weiterhin besetzen.
Einerseits sehen wir, wie Militarisierung und Konflikte das Wallmapu-Gebiet verwüsten, aber im Kern ist das Problem viel größer. Vor Jahren übergab der chilenische Staat den größten Teil des Mapuche-Gebiets an Landbesitzer*innen, Latifundistas und Siedler*innen, um das Land auszubeuten. Diese Ländereien befinden sich noch immer im Besitz derselben Familien und werden hauptsächlich für den industriellen Anbau von Kiefern und Eukalyptus genutzt (beides invasive Arten, die das Land schädigen und den einheimischen Wald und seine Wasserversorgung dauerhaft dezimieren). Die Region Araucanía, auch Arauco genannt, ist das Herz von Wallmapu und ein zentrales Konfliktgebiet. Sie ist auch die ärmste Region des gesamten chilenischen Staates, obwohl sie die Region ist, die den größten Profit aus der Rodung, den Zelluloseplantagen und der Holzindustrie zieht.
Das MAPA-Projekt zum Beispiel, das mit einer Fläche von 10.000 Quadratmetern die größte Zellstoff- und Biomasse-Verarbeitungsanlage der Welt ist, befindet sich in der Provinz Arauco (Region Araucanía). Es gehört zum Unternehmen Arauco der Angelini-Gruppe, einem der größten Unternehmen Chiles, das in Krankenhäusern, Pensionsfonds, Massenmedien, Pharmazeutika und überall dort, wo sich Gewinne erzielen lassen, tätig ist.
Derzeit gibt es unzählige lof (Mapuche-Gemeinschaften), die sich der Kolonisierung durch gewaltsame Landgewinnung widersetzen: pu lamngen (Brüder, Schwestern und Genoss*innen) übernehmen ein Grundstück, das Millionären oder Forstunternehmen gehört, und bauen dort ihre Gemeinschaft auf. Mit Gewalt wird das Land von diesen Profiteuren zurückerobert und zur Schaffung eines rewe (zeremonieller Raum) genutzt, wobei die soziale Struktur der Mapuche erhalten bleibt: lonko (Häuptling), werken (Sprecher*in), machi (spirituelle Autorität) und pu weichafe (Krieger*innen). Dennoch bleiben Probleme bestehen, da diese Ländereien, wie bereits erwähnt, mit Monokulturen überzogen sind, was es sehr schwierig macht, das Land zu bearbeiten oder Lawen (Medizin) daraus zu gewinnen.
In einer postkolonialen Gesellschaft ist das feyentun ka kimun (Spiritualität und Wissen der Vorfahr*innen) der Mapuche ebenfalls mehrfach bedroht. Die Macht und Vorherrschaft der winka (weißer Feind) wird durch eine Reihe historischer und aktueller kolonialer Bemühungen ausgeübt. Der Staat nimmt viele Mapuche ins Visier, indem er sie inhaftiert, und nutzt verarmte Mapuche aus, um ihr eigene Bevölkerung durch strategische staatliche Hilfsprogramme abzulehnen. Auch die seit langem bestehende spirituelle Invasion der evangelikalen Kirche hat die Bevölkerung der Mapuche über Generationen hinweg ausgebeutet.
Die Mapuche sind dem ständigen offensiven und gewalttätigen Zorn des Staates und seiner Geschäftsinteressen ausgesetzt. Angesichts der militärischen Belagerung formieren sich jedoch verschiedene Widerstandskräfte. Bewaffnete Gruppen wie die CAM (Arauco Malleco Coordinating Group), der Widerstand der Mapuche lafkenche (Volk des Meeres) und die ORT (Territoriale Widerstandsorgane) führen eine Reihe von Aktionen, Sabotage und Konfrontationen in den besetzten Mapuche-Gebieten durch.
In jüngster Zeit wurden in Wallmapu mindestens 25 Pu Lamngen ermordet, wobei die Umstände von bewaffneten Auseinandersetzungen über Sabotageakte bis hin zu mehreren vom Staat als „Selbstmord“ gemeldeten Todesfällen reichen, die wahrscheinlich keine waren. Der Staat wendet verschiedene politische Taktiken und Strategien an, um die Bevölkerung der Mapuche zu unterdrücken. Die Kinder in diesem Gebiet sind ständiger Gewalt ausgesetzt. Sie werden oft in militärische Razzien verwickelt und sind ständigen Misshandlungen und Schikanen durch die Polizei ausgesetzt. Hinzu kommt die ständige Gewalt, die das Leben in einem Gebiet mit sich bringt, das nicht nur besetzt ist, sondern auch durch Dürre verwüstet wird.
Politische Gefangenschaft ist eine der wichtigsten Taktiken, die der chilenische Staat gegen die Mapuche einsetzt. Zurzeit befinden sich mehr als 55 politische Mapuche-Gefangene, darunter auch Minderjährige, in den Gefängnissen von Angol, Lebu, Arauco, Temuko, Vilcun, Victoria, Chol-Chol und Cañete; wir wissen, dass Gefängnisse ein grundlegendes Machtinstrument sind und dass die Inhaftierung durch den chilenischen Staat Teil einer umfassenderen Strategie zur Folterung und Isolierung der Mapuche ist.
Im Falle der Mapuche ist dies eine noch extremere Erfahrung von Entbehrung, da wir über che (Menschen) sprechen, die eine Lebensweise haben, eine Art zu leben und die Welt zu verstehen, die sich von dem unterscheidet, was die westliche Welt gewohnt ist. Hungerstreiks werden seit langem von politischen Gefangenen praktiziert, eine würdevolle Waffe, die von den inhaftierten weichafe (Kämpfer*innen) eingesetzt wird, um die rassistische Voreingenommenheit des Justizsystems anzuprangern oder um faire Prozesse und die Umsetzung der ILO-Konvention 169 zu fordern. [2]

Gab es historisch gesehen eine enge Beziehung zwischen der Bevölkerung der Mapuche und anarchistischen oder antikolonialen revolutionären Bewegungen im sogenannten Chile?
Meiner Meinung nach sind die Mapuche diejenigen, die derzeit den größten Widerstand gegen den chilenischen Kolonialstaat, den Kapitalismus und die Winka-Politik leisten. Im Allgemeinen gab es in den letzten Jahren keine sehr flüssigen Beziehungen zwischen anarchistischen Genoss*innen und dem Mapuche-Widerstand. Vielleicht liegt das an der Weltanschauung der Mapuche und dem Misstrauen, das aus der jahrhundertelangen Invasion resultiert, vielleicht liegt es auch daran, dass wir als Anarchist*innen in der Vorstellung gefangen sind, dass die Mapuches einen Anspruch als „nationales Volk“ erheben. Im Allgemeinen hat sich dieses Verhältnis in den letzten Jahren verbessert. Es gibt geschwisterliche Bande der keyuwun (Solidarität) zwischen anarchistischen Genoss*innen und Gemeinschaften im Widerstand, ein Band der Komplizenschaft, wenn man einem gemeinsamen Feind gegenübersteht. Nach der Revolte von 2019 haben sich einige der Schleier, die diese beiden Kämpfe trennten, gelüftet, was zu einer neuen Artikulation der Komplizenschaft zwischen Mapuche, Anarchist*innen und Lamngen geführt hat.
Vielen Dank für deine Zeit und deine Erkenntnisse. Beeinflusst der jüngste Wahlsieg des Linken Gabriel Boric den Widerstand der Mapuche und anderer Bewegungen gegen den chilenischen Staat vor Ort?
Mit bewaffneten Zusammenstößen und ständiger Sabotage hat das, was in Wallmapu geschieht, die Merkmale eines Krieges mit niedriger Intensität. Es ist unrealistisch zu glauben, dass die Neuordnung der Macht, die mit den letzten Präsidentschaftswahlen stattfand, die Situation der Enteignung und Neokolonisierung im Süden Chiles ändern wird. Es gibt einige Mapuche, die der akademischen Welt und den „bürgerlichen“ Institutionen nahestehen, wie Elisa Lonkon, die Präsidentin des Verfassungskonvents (das Gremium, das eine neue Verfassung ausarbeitet), die kompromissbereit sind. Besser gesagt, es gibt einige Mapuche, die die „Demokratie“ als das Beste für ihre Bevölkerung ansehen und auf die Anerkennung durch den Staat und politische Lösungen innerhalb der Legalität und des bestehenden siedler*innen-kolonialistischen Rahmens hoffen.
Diejenigen, die diesen Sieg feiern wollen, tun dies, ohne die militärische Besetzung von Wallmapu, die derzeitigen politischen Gefangenen oder die beispiellose Gewalt gegen die Mapuche-Bevölkerung, insbesondere die Mapuche-Kinder, zu berücksichtigen, die bis heute andauert. Von den weichafe ka lamngen (Kriegerbrüdern, -schwestern und -genoss*innen), die sich in Wallmapu gegen die Herrschaft des Kapitals und der Latifundien (Großgrundbesitzer*innenklasse) erheben, gibt es keine Gemeinsamkeiten mit diesen Mapuche, die sich unter Winkas und Politiker*innen wohl fühlen.
Das jüngste Kommuniqué der CAM ist in dieser Hinsicht sehr zutreffend [es folgt unten]:
Öffentliche Erklärung: Weder mit dem rechten noch mit dem unterwürfigen Progressivismus: Die CAM konfrontiert das aktuelle Szenario des revolutionären Mapuche-Kampfes
Zu den aktuellen Ereignissen im institutionellen Rahmen des chilenischen Staates, dem Verfassungskonvent und der derzeitigen Regierung unter Gabriel Boric, die sich auf den Rahmen der nationalen und internationalen bürgerlichen Beziehungen stützt, stellen wir Folgendes fest:
Kiñe: Es gibt eine ständige Verleugnung, eine Voreingenommenheit und massive Ignoranz gegenüber der Geschichte unserer Mapuche-Nation, die vom chilenischen Staat inszeniert und aufgezwungen wird, um die Usurpation von Wallmapu zu rechtfertigen. Dieser Diskurs versucht, die Tatsache zu ignorieren, dass wir als Mapuche-Volk eine lange Unabhängigkeit und Souveränität über unser angestammtes Territorium bewahrt haben, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass alle kolonialen und republikanischen Strukturen mehrere Jahrhunderte lang am Rande unseres Lebens blieben, ohne ihre kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Formen durchsetzen zu können. Der einzige Weg, den die Winka fanden, um unser Territorium zu übernehmen, war die Enteignung, die Täuschung, die rassistische Bevormundung und die Militarisierung; Phänomene, die sich heute wiederholen.
Epu: In der gegenwärtigen Situation, in der Stimmen laut werden, die versuchen, unsere Autonomie mit einem Institutionalismus und Paternalismus zu lenken, antworten wir dieser neuen „hippiehaften, progressiven und coolen“ Linken, die heute eine sozialdemokratische Regierung oder, genauer gesagt, eine Mitte-Links-Regierung feiert, dass die Mapuche schon vor der Gründung des chilenischen Staates ihre eigene politisch-militärische Ordnung hatten. Dies durch die koyang, die weychan und die Präsenz unserer angestammten Autoritäten wie machi, lonko, werken, weychafe; Rollen, die in unserer Bewegung in Kraft bleiben, unabhängig von fremden Ideologien und aktiv in den Prozessen des Wiederaufbaus und der nationalen Befreiung in Richtung kizügunewün (Selbstbestimmung).
Küla:Wir verstehen, dass die Formen der Macht und der Herrschaft zwar variieren mögen, aber im Kern immer noch dieselben Strukturen sind, gegen die wir seit langem kämpfen. Deshalb wird uns niemand lehren, ihnen entgegenzutreten; es war unsere Geschichte des Kampfes, unsere Erfolge und Fehler, das Wort unserer kulturellen Autoritäten, die uns als Volk im Widerstand geschult haben und uns motivieren, die Ausdrucksformen des Kapitalismus in der Wallmapu weiter zu bekämpfen. Die Kolonialmacht, die uns vor mehr als einem Jahrhundert unterworfen hat, folgt heute der gleichen Logik. Deshalb verkörpern Saavedra, Pinochet und Kast diese historische Kontinuität als ein Projekt faschistischer und rassistischer Herrschaft im Extremfall. Wir, die wir mit dieser Herrschaftskaste im gesamten umstrittenen Gebiet leben, wissen das bereits. Angesichts dessen kehren wir zurück, um das Beispiel unserer Vorfahren, der futakechekuifi, hervorzuheben, und wir bekräftigen, dass wir weiterhin für den nationalen Wiederaufbau der Mapuche kämpfen werden, ohne auch nur einen Zentimeter von unserer Linie und unseren Prinzipien des Kampfes abzuweichen.
Meli: Gegenwärtig und als konkreter Ausdruck dieser Herrschaftsstrukturen wird der angebliche Kampf gegen die „Gewalt in Araucanía“ als eine allgemeine Taktik konfiguriert, die vom Wirtschaftssektor, der Rechten, den Medien und sogar dem Verfassungskonvent und Gabriel Boric gefördert wird und darauf abzielt, das System um jeden Preis aufrechtzuerhalten, bis hin zur Rechtfertigung von Repression und Militarisierung, um der revolutionären autonomen Mapuche-Bewegung entgegenzutreten, die das Territorium kontrolliert. Es scheint, dass es keine Unterschiede zwischen „links und rechts“ gibt, wenn sie die Interessen des Großkapitals berühren, da beide Sektoren angesichts der politischen und materiellen Fortschritte unserer Forderungen einen homogenen Diskurs aufrechterhalten. Diese Sektoren vergessen, dass es in unserem historischen Horizont die politische Gewalt und der Widerstand waren, die uns zu einem souveränen Volk gemacht haben, und dass es unser legitimes Recht ist, sie einzusetzen, um unsere Würde als Nation zu erhalten.
Kechu: Die oben beschriebene Taktik ist Teil einer aufstandsfeindlichen Strategie, die sich im aktuellen politischen Szenario durchsetzt, indem ein narco-terroristisches Narrativ etabliert wird, das darauf abzielt, all unsere Ausdrucksformen des revolutionären Kampfes in die Enge zu treiben und politisch, wirtschaftlich und in den Medien zu diskreditieren. Dies sind die verzweifelten Angriffe der herrschenden Klassen und des Faschismus, um ihre Interessen angesichts des Erstarkens der Weychan (Rebellion) zu wahren. Gleichzeitig distanzieren wir uns in diesem Zusammenhang kategorisch von bestimmten Abweichungen, die innerhalb der Mapuche-Bewegung im Allgemeinen aufgetreten sind und die sich als funktional für die Macht der Herrschaft erwiesen haben, wie der Drogenhandel, die mit der Holzgewinnung verbundenen Mafias, der Paramilitarismus der Yanacona und die Knechtschaft der „neuen Mapuche-Mikrounternehmer“. In diesen historischen Momenten ist es von grundlegender Bedeutung, diese für das Kapital funktionalen Ausdrücke zu ersticken, und als Organisation werden wir dies tun, indem wir die politische Ethik bekräftigen, die unsere Tradition des Kampfes mit sich bringt.
Kayu: Wir rufen unser rebellisches Mapuche-Volk auf, den Widerstand fortzusetzen und die politische Gewalt als legitimes Instrument unseres Kampfes zu rechtfertigen, egal wer regiert und wer das Muster der kapitalistischen Akkumulation und ihr koloniales Gerüst aufrechterhält. Die Zerstörung der Wallmapu zu stoppen, die Grundlagen für die endgültige Emanzipation zu schaffen, indem wir die Chem vervielfachen und die territoriale Kontrolle intensivieren, um von der Winka-Macht befreite Zonen zu schaffen. In unserem kollektiven Gedächtnis nicht die Kosten dieses neuen autonomen Aufschwungs zu vergessen, die mit politischer Verfolgung und gefallenen pu weychafe bezahlt wurden, motiviert durch ein breites Gefühl der Hingabe an unser Volk. Sich nicht von falschen Versprechungen täuschen zu lassen und nicht auf die kurzsichtigen und kleinkarierten Vorstellungen der Pseudolinken hereinzufallen.
Mit Matias und Toñito [4] immer in unserer Erinnerung!!!
Widerstand ist kein Terrorismus!!!
Kizugūnewtun für die Mapuche-Nation!!!!
Freiheit für Daniel Canío [5] und alle PPM )politischen Gefangenen der Mapuche)!!!!
Amulepe taiñ weichan
Weuwaiñ – Marrichiweu
CAM
Fußnoten
[1] Großgrundbesitzer*innen, die ihre Felder an lokale Landwirt*innen verpachten, eine Form der modernen Leibeigenschaft oder des Sharecropping.
[2] C169 – Übereinkommen über indigene und in Stämmen lebende Völker, 1989. Ein verbindliches internationales Abkommen über die Behandlung indigener und in Stämmen lebender Völker.
[3] Übersetzung eines Gedichts von Matias Catrileo, dem Mapuche-Krieger, der im Alter von 19 Jahren am 3. Januar 2008 ermordet wurde.
Die Wirtschaft bewegt das Land
Die Liebe versetzt Berge
Die Wirtschaft bewegt sie nicht, sie zerstört sie
Hass bewegt den Tyrannen
Und die Liebe versetzt Berge
Der Tyrann versetzt keine Berge, er regiert sie.
Freiheit bewegt mein Volk
Die Liebe versetzt Berge
Mein Volk verschiebt sie nicht, es bewahrt sie
Nicht aus Liebe oder aus Hass
sondern für die Freiheit der Mapuche und den Willen
der natürlichen Welt.
[4] Matias Catrileo war ein militanter Mapuche, der 2008 von der Polizei ermordet wurde; „Toñito“ alias Pablo Marchant war ein militanter Mapuche in der CAM, der 2021 von der Polizei ermordet wurde.
[5] CAM-Aktivist, der eine lange Haftstrafe verbüßt.
Empfohlene Lektüre:
Der anonyme Interviewpartner*in empfiehlt diesen kürzlich erschienenen Beitrag des politischen Gefangenen Marcelo Villarroel Sepúlveda, in dem es um die unverzichtbare Solidarität zwischen dem Kampf der Mapuche und breiteren Bewegungen gegen Staat und Kapital geht.
Folgt bitte auch @BuscandoKalle auf Twitter, um aktuelle Informationen über den Kampf der Mapuche und anderer revolutionärer politischer Gefangenen in Chile zu erhalten.
Auf dem Blog Act For Freedom Now! finden sich immer wieder Übersetzungen von Texten politischer Gefangener im so genannten Chile (und viele andere spannende Dinge).