Athen, Griechenland: Es ist ironisch. Während die griechische Regierung das Viertel Exarcheia seit dem Sommer mit Räumungen, Angriffen auf Menschen in Cafés und Bars und brutalen Verprügelungen und grundlosen Verhaftungen terrorisiert – vor allem nach den Protesten vom 17. November und 6. Dezember, bei denen ein untypisches Kriegsrecht in der Gegend verhängt wurde -, hat die Regierung vor einigen Tagen versucht, die Verbrechen der Bereitschaftspolizei gegen die Menschen in der Gegend zu vertuschen, indem sie den Exarcheia-Platz mit Weihnachtsbeleuchtung und einem Weihnachtsbaum geschmückt hat.
Ursprünglich von Perseus999 veröffentlicht. Übersetzt von Enough 14.
Um sich ein Gefühl dafür zu bekommen, was in Athen im Moment passiert, müssen einige Dinge beachtet werden: Die griechische Regierung ist nach dem Ende eines 15-Tage-Ultimatums des Ministeriums für „Öffentliche Ordnung“ gegen die Dutzenden von politischen- und Flüchtlingsbesetzungen in ganz Griechenland (einige von ihnen sind mehr als 30 Jahre alt) in den Krieg gegen Anarchist*innen und Antiautoritär*innen gezogen und hat ihnen mit gewaltsamen Räumungen durch die Bereitschaftspolizei und polizeiliche Spezialeinheiten gedroht, wenn sie nicht innerhalb der Frist freiwillig räumen. Die Frist endete am Donnerstagabend, dem 5. Dezember 2019, eine politische Entscheidung des griechischen Staates, die darauf abzielte, zu agitieren und eine „explosive Atmosphäre“ zu schaffen.
Nach der ersten Welle von Angriffen und Räumungen, hauptsächlich gegen Hausbesetzerinnen, die im Herbst vor allem von Geflüchteten bewohnt wurden, hat gerade die zweite Welle von Angriffen begonnen, diesmal gegen politische Hausbesetzungen und Sozialzentren. Zeitgleich mit der Verhaftung von Antifaschist*innen und dem vorgeschlagenen gerichtlichen Freispruch von Neonazi-Führern im Golden Dawn-Prozess haben die rechte griechische Regierung und ihr selbsternannter sozialistischer Minister für öffentliche Ordnung die Räumungen am Dienstag, den 17. Dezember, mit der „Kouvelou Mansion“ Squat in Marousi, Athen, fortgesetzt, während drei weitere Hausbesetzungen heute, am 18. Dezember, in Koukaki, Athen, nach einer massiven Polizeiaktion, die ein ganzes Viertel mit Polizeibrutalität terrorisierte und Menschen angriff die in angrenzenden Häusern lebten, die keine Hausbesetzungen waren, geräumt wurden. Brutale Bilder von griechischen SWAT-Polizisten, die ihre Stiefel auf den Köpfen der Menschen am Boden hatten, und einer Mutter, die mit einer Kapuze auf dem Kopf auf dem Boden ihrer Terrasse gefesselt war, die an die Folterbilder von Abu Ghraib erinnerten, sind in den Medien verbreitet worden.
Als ein offensichtliches Ergebnis gegen 22:00 Uhr gestern, den 18. Dezember, haben ca. 200 Anarchist*innen eine spontane Demonstration um die Ermou Straße, die kommerziellste Straße Athens, durchgeführt und mehrere Geschäfte und Banken in der Nähe des Athener Platzes bei Syntagma angegriffen. Etwa zur gleichen Zeit, einige Kilometer entfernt, wurde der Weihnachtsbaum am Exarcheia-Platz in Brand gesteckt. Während die griechische Regierung verkündet hat, dass mehr als 20 Hausbesetzungen, allein in Athen, bis Ende 2019 gewaltsam geräumt werden sollen, scheinen die Angriffe der Polizei wie das Streichholz zu wirken, das während der Weihnachts- und Neujahrsfeierlichkeiten eine bereits explosive Situation in Brand setzen wird.
(Das Video wurde von einem Fotojournalisten vor Ort gesendet)
Videos aus Exarchia, das seit einigen Monaten von der Polizei belagert wird:
6. December, 2019:
17. November, 2019
7. November, 2019
- September, 2019


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